Bochum . Ein Bochumer Patient mit Schlafapnoe-Syndrom hat Probleme mit seinem neuen Atemgerät. Nach monatelangem Streit lenkt die Krankenkasse AOK ein.

  • Ein Patient mit Schlafapnoe-Syndrom liegt im Clinch mit der Krankenkasse AOK
  • Ein neues Atemsauerstoffgerät für die Nacht kann der 79-Jährige nicht vertragen
  • Auf WAZ-Anfrage kündigt die Kasse nun eine Lösung im Sinne des Bochumers an

„Es wird empfohlen, das alte Therapiegerät weiter zu nutzen.“ Sandor Ivanyi hat es schwarz auf weiß: Das St.-Josefs-Hospital rät in einem Gutachten, an seiner alten Atemmaske festzuhalten. „Doch die AOK beharrt auf den Gebrauch des neuen Gerätes“, klagt der 79-Jährige. Das bereitet ihm schlaflose Nächte. Aus Luftnot. Aus Sorge. Aus Wut. „Wir bemühen uns um eine Lösung“, kündigt die Krankenkasse auf WAZ-Anfrage an.

Über 50 Jahre lebt der gebürtige Ungar in Bochum, blickt auf ein hartes Arbeitsleben als Schweißer und Maschinenschlosser zurück. Seit 20 Jahren leidet er – wie zwei Millionen Bundesbürger – unter dem Schlafapnoe-Syndrom: nächtlichen Atemaussetzern von bis zu über einer Minute. Folgen: chronische Müdigkeit, Bluthochdruck bis zu lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen.

„Ich will doch nicht kaputtgehen“

Eine Maske verschafft Linderung. Über sie atmet der Patient Sauerstoff ein. „Bei mir hat das immer gut geklappt“, sagt Sandor Ivanyi. Mit seinem Gerät eines rheinland-pfälzischen Herstellers mit dem schönen Namen „Melody“ sei er 15 Jahre „einwandfrei zurecht gekommen“.

Doch nun liegt der Werner im Clinch mit seiner Krankenkasse. „Die AOK zwingt mich, ein neues Gerät zu benutzen.“ Die Apparatur eines US-Herstellers ist zwar kleiner, handlicher. „Ich vertrage es aber überhaupt nicht. Die Luft in der Maske ist eine andere. Die riecht regelrecht verbrannt.“ Nach mehreren „schrecklichen“ Nächten mit dem ungeliebten Nachfolger traf Sandor Ivanyi eine Entscheidung. Er weigerte sich, seine „Melody“ an die AOK abzugeben. Stattdessen kaufte er das Gerät der Firma ab. „Für 197 Euro. Ich will doch nicht kaputtgehen!“

Test im Lindener Schlaflabor

Der Streit mit der AOK hält an. Ivanyi wehrt sich gegen die „verordnete Schlaflosigkeit“: „Immerhin bin ich nicht versichert, wenn mit dem alten Gerät etwas passiert.“ Im Lindener Helios-Hospital begutachteten Schlafmediziner unter Leitung von Chefarzt Dr. Kutscha den Patienten. Ergebnis: Zwar sei die Technik beider Geräte identisch; die Beschwerden „scheinen psychosomatischen Charakter zu haben“. Dennoch, so die Fachärzte, sollte „Melody“ erste Wahl sein.

„Trotz dieser Empfehlung drängt mich die AOK weiter zum Wechsel“, schimpft Ivanyi. Gegenüber der WAZ zeigt sich die Kasse kompromissbereit. Zwar seien seit dem Anbieterwechsel keinerlei Probleme bekannt geworden, erklärt Sprecher Jörg Jockisch. Auch bleibe es dabei, dass das alte Gerät ausgemustert werden müsse: „Es wird nicht mehr produziert, es gibt keine Ersatzteile mehr.“ Gleichwohl wolle die AOK ihrem Kunden helfen. Jockisch: „Es gibt einen weiteren Termin im Schlaflabor. Wir prüfen, ob Herr Ivanyi ein neues Gerät und seine alte Maske nutzen kann. Das wäre eine gute Lösung.“