Bochum/Düsseldorf. Für die "Toten Hosen" ist der Opel nicht irgendein Auto. Campino, den Sänger der Band, verbindet mit der Marke eine lange Beziehung. Im Interview erzählt er von ersten Opel-Erfahrungen - betont aber auch, dass die Gruppe keine Benefizaktion für den Konzern ins Leben rufen möchte.

Sie waren in den 80er Jahren die Jungs von der Opel-Gang und sind es immer ein bisschen geblieben. Mit ihrem ersten Album, das dazu passend den Titel „Opel-Gang” trug, sind Campino (47) und Die Toten Hosen im Jahr 1983 durchgestartet. Ihre Lebenseinstellung war damals stark von einer ganz speziellen Opel-Philosophie beeinflusst. Das Titellied „Opel-Gang” genießt heute Kult-Status und fehlt bei kaum einem Konzert der Toten Hosen. WAZ-Redakteurin Kirsten Simon traf den Sänger, um mit ihm über diese (PS-) starke Beziehung zu sprechen.

Ein Opel Admiral zum Angeben

Welchen Bezug hatten Sie früher zu Opel, in den Zeiten der Opel-Gang?

Campino: Wir haben dieses Lied geschrieben, weil wir ständig bei uns in der Nähe des Proberaums beobachtet haben, wie Leute mit ihren getunten Wagen vorbeigefahren sind. Zunächst haben wir uns darüber lustig gemacht. Eigentlich war der Text voller beißender Ironie: Dass diese Leute nichts anderes zu tun haben, als sich mit einem Auto auseinanderzusetzen und daran herumzuschrauben, fanden wir damals total daneben. Dann habe ich ein paar von denen kennen gelernt und einen Riesenspaß daran gehabt, mit ihnen rumzuhängen. Sie haben mir gezeigt, wie man mit dem Auto Asphalt aus der Straße brennt und wie man seine Reifen zum Platzen bringt. Irgendwie fand ich das dann supercool und wir sind selbst totale Opel-Fans geworden und haben das ernst genommen. Es gab Jahre, in denen wir alle nur Opel gefahren sind, da war gar kein anderer Wagen erlaubt.

Welche Modelle hatten Sie denn?

Campino: Wir hatten zum Beispiel zusammen sogar einen Opel Admiral, einen einzigen, zum Angeben. Wenn einer von uns zu Hause ein Familienfest hatte, durfte der damit vorfahren und so den Mann von Welt machen. Irgendwann ist uns die Karre einfach auf der Straße verreckt. Wir sind ausgestiegen und haben sie da stehen lassen. Dann hatten wir sehr lange einen Opel Blitz mit Standheizung, der total schrottig aussah, aber er hatte einen nagelneuen Motor. Der fuhr 150, haben wir am Elzer Berg amtlich gemessen. Das waren feine Zeiten. Wir haben das richtig ausgelebt.

Was war aus Ihrer Sicht das Besondere am Opel?

Studio in Langendreer

Den Arm aus dem Fenster, das Radio voll an, draußen hängt ein Fuchsschwanz dran. . .

Mit dieser Zeile beginnt „Opel-Gang”, der Titelsong zum gleichnamigen Debütalbum der Toten Hosen aus dem Jahr 1983. Aufgenommen haben die Düsseldorfer ihre Platte damals übrigens in einem Studio in Langendreer, das sie allerdings nur stundenweise angemietet hatten. Alles andere wäre für die noch junge Band viel zu teuer gewesen. Entsprechend schnell und laienhaft wurden die 15 Stücke des Albums damals eingespielt.

Wir sind die Jungs von der Opel-Gang, wir haben alle abgehängt.

Inzwischen gibt es eine Neuauflage, für die alle Lieder des Albums überarbeitet worden sind und die zum 25-jährigen Bandbestehen im Jahr 2007 herausgebracht worden ist. Bis heute haben Die Toten Hosen zwölf Studioalben auf den Markt gebracht, sie zählen zu den kommerziell erfolgreichsten Bands Deutschlands und sind auch im Ausland nicht unbekannt. Aktuell touren Campino und Co. durch Süd- und Mittelamerika, Ende des Monats kommen eine Live-CD und eine DVD von der Machmalauter-Tour heraus.

Einmal rund um den Häuserblock, danach wird die Karre aufgebockt.

Campino: Der Opel hat sich für uns deshalb angeboten, weil er in den 70er Jahren als klassische Spießerschaukel gegolten hat. Opel hat sich selbst sehr gerne in dieser Kleinbürgerlichkeit positioniert. Es war hervorragend, sich darüber lustig zu machen. Letztendlich ist es aber nur ein Markenname. Wir haben in unserem Lied zwar den Begriff „Opel” benutzt, aber der stand für alle Autofreaks, die in dieser Kategorie ticken.

Kein öffentlicher Einsatz für Opel geplant

Verfolgen Sie das ganze Theater um Opel im Moment?

Campino: Klar bekommen wir das mit. Wir haben auch deshalb zuletzt auf einigen Konzerten besondere Versionen von dem traditionellen Opel-Gang-Lied gespielt: „Wir waren die Jungs von der Opel-Gang, Magna hat uns abgehängt.” Es gab die Bitte, sich für Opel stark zu machen, weil wir so einen besonderen Bezug dazu hätten, aber das fanden wir sehr schwierig: Wirtschaftsunternehmen, die durch Fehlpläne ins Hintertreffen geraten und die uns dann ansprechen, damit wir uns für sie einsetzen so wie für Pro Asyl oder für Menschen, die gar keine Lobby haben, das ist nicht Sinn der Sache. Deshalb möchten wir davon absehen.

Eine Benefizaktion für Opel wird es von Ihnen also nicht geben?

Campino: Ich finde das unheimlich problematisch. Mit aller Sorge und mit aller Solidarität, die ich habe, wenn es irgendwo Massenentlassungen gibt. Aber ich glaube, dass wir berufen sind, uns anders einzusetzen, für Fälle, die noch mehr im Schatten stehen als die Opel-Werke. Ich denke, da sind andere Leute in der Pflicht. Es geht hier um ein Wirtschaftsunternehmen, das weltumspannend ist, das schlecht gearbeitet hat. Das ist kein Tante-Emma-Laden, den man da aus der Scheiße ziehen soll. Aber diese Geschichte geht mir trotzdem schon nahe.