Bochum. . Bevor Intendant Anselm Weber das Schauspielhaus verlässt, gibt es noch einige Aufführungen, die er in der Spielzeit begleiten wird.

Wenn ein Intendant das Schauspielhaus verlässt, dann nicht selten mit einem Paukenschlag. Noch heute erinnert man sich an den siebenstündigen „Hamlet“, den Frank-Patrick Steckel 1995 ans Ende seiner Amtszeit setzte. Fünf wild bewegte Spielzeiten später lockte Leander Haußmann mit „Peter Pan“ ins Märchenreich. Matthias Hartmann ließ seine Intendanz mit „Der Menschenfeind“ als Fete ausklingen – auch dies stand gewiss sinnbildlich für die Jahre zuvor.

Von solcher Symbolik hält Anselm Weber wenig. Der 53-jährige Theatermacher, der sich im Sommer in Richtung Frankfurt verabschiedet, möchte seine letzte Bochumer Inszenierung keinesfalls als Statement verstanden wissen. „Das wird ein Fest für Schauspieler, darauf konzentrieren wir unsere Energie“, sagt er.

Großes Thema: Schuld

So gesehen könne der Premierenreigen am Wochenende aber durchaus als Quintessenz all dessen stehen, was in den letzten sieben Jahren am Schauspielhaus geleistet wurde: „Wir haben immer die Schauspieler in den Mittelpunkt gestellt, und das wird auch diesmal so sein.“ Beide Abende seien „ein Plädoyer für literarisches Schauspielertheater“.

Zwei Premieren im Doppelpack: Das ist bewusst gewählt. Anselm Weber zeigt Arthur Millers „Alle meine Söhne“ am Samstag, 20. Mai, im Schauspielhaus. Bereits heute (19.) verabschiedet sich sein langjähriger Hausregisseur Roger Vontobel mit „Kampf der Negers und der Hunde“ von Bernard-Marie Koltès in den Kammerspielen.

Geschehen nah an den Zuschauern

„Kampf des Negers und der Hunde“ mit Werner Wölbern und Max Mayer.
„Kampf des Negers und der Hunde“ mit Werner Wölbern und Max Mayer. © Arno Declair

„Es war immer unser Wunsch, diese Abende Seite an Seite gemeinsam zu gestalten“, sagt Weber. Daher ist auch geplant, am letzten Tag der Weber-Intendanz (15. Juli) beide Stücke zeitversetzt an einem Abend zu spielen, so dass der Zuschauer sie hintereinander sehen kann.

So verschieden die Stücke auch sind: Das Thema „Schuld“ kann wie eine große Klammer über beiden Aufführungen stehen. Arthur Millers Drama (1948) ist eine Familiengeschichte, „die am Ende fast die Dimension einer antiken Tragödie annimmt“, meint Dramaturg Olaf Kröck. Auf das Bühnenbild darf man sich freuen, denn das Geschehen rückt so nah wie selten an die Zuschauer heran. Dafür sind die ersten fünf Reihen abgedeckt, die Schauspieler sind fast also mitten im Saal. Mit dabei: u.a. Michael Schütz und Katharina Linder.

So hell wie eben möglich möchte Anselm Weber seine Aufführungen in Szene setzen. Hingegen eher dunkel wird es bei Roger Vontobels Aneignung von „Kampf des Negers und der Hunde“: Das berühmte Gesellschaftspanorama (Uraufführung: 1981) blickt auf eine Baustelle in Westafrika, auf der ein schwarzer Arbeiter von einem weißen Ingenieur ermordet wird. Sein Bruder Alboury (gespielt von Jana Schulz) fordert die Herausgabe der Leiche... „Das Stück erzählt vom Problem der Schuld und des Eintreibens von Schuld“, sagt Vontobel. Der Text wabere auf vielen Ebenen: „Schafft man es, ihn zu erwischen und zu konkretisieren? Das ist die große Kunst.“

>>> Für die Premieren gibt es noch wenige Karten

„Kampf des Negers und der Hunde“: Premiere am 19. Mai (wenige Restkarten) in den Kammerspielen. Dauer: etwa zwei Stunden ohne Pause. Wieder: 26./27. Mai und im Juni.

„Alle meine Söhne“: Premiere am 20. Mai (wenige Restkarten) im Schauspielhaus. Dauer: 100 Minuten ohne Pause. Wieder: 26./31. Mai und im Juni.