Bochum. Im Theater Unten gestalten Jugendliche eine eindringliche Tanzperformance. Anlass der Inszenierung ist die aktuelle Werbekampagne der Bundeswehr.
Im Theater Unten stand die nächste Erstaufführung des Jungen Schauspielhauses auf dem Spielplan. Der Jugendclub 4 brachte das Stück „Krieg“ zur beklatschten Premiere.
An die Wand ist eine Weltkarte mit Brennpunkten gebeamt. Rote Punkte zeigen, wo gerade gekämpft wird. Aus dem Off fragt eine Stimme: „Warum wird in Thailand gekämpft?“ Dann eine andere: „Was ist mit dem Drogenkrieg in Mexiko?“ Immer mehr Punkte leuchten auf.
17 junge Mitspieler/innen
17 junge Leute zwischen 15 und 28 Jahren beschäftigen sich unter der Ägide von Emel Aydoğdu und Carina Langanki mit dem Thema Krieg, eine Reaktion auf die derzeitige Image-Offensive der Bundeswehr. Nur zwei männliche Mitglieder spielen in diesem Tanz- und Sprechtheater mit; alle Mädchen tragen Zöpfe. So sind sie hübsch und adrett uniformiert. Ein Mädchen sagt: „Soldaten erschießen Menschen, ohne zu zögern!“ Aha, das ist er wieder, der Reflex: „Alle Soldaten sind Mörder“.
Kritik an Waffenexporten
Keinesfalls sei beabsichtigt, dem Publikum eine Botschaft oder gar Belehrungen zu bieten. So hieß es im Vorfeld der Premiere. Leider geschieht jedoch genau das. Das engagierte Spiel der jungen Schauspieler wirkt, als sei es von der pazifistischen Plattform inszeniert worden. Dass Krieg total doof ist, weiß jeder halbwegs normal denkende Mensch.
Drastische Bilder
Das Dilemma linker Ideologien ist aber, dass sie nicht zwischen Krieg und dem Einsatz militärischer Gewalt zur Beendigung von Krieg und Gewalt unterscheiden (können/wollen) – wie fragwürdig der je nach Fall auch sein kann. Nur an einer Stelle der etwa 45-minütigen Performance wird diese pazifistische Selbstherrlichkeit in Frage gestellt. Ein Mädchen äußert Mitleid mit den Soldaten. Dann wird in einem drastischen Bild eine Massenexekution dargestellt; es folgt Kritik an Waffenexporten und der daran gekoppelten Geschäftemacherei. Ja, darüber kann man absolut geteilter Meinung sein.
Weitere Aufführungen im Mai
Obwohl Ärger über die einseitige Behandlung einer schwierigen Problematik sehr wohl vorstellbar ist – das Stück zieht trotzdem in den Bann. Vielleicht auch deshalb, weil Krieg einfach nicht totzukriegen ist, obwohl mehrere tausend Jahre dokumentierter Menschheitsgeschichte etwas Besseres hätte lehren sollen.
Vielleicht auch, weil es zeigt, wie sich junge Leute mit dem Thema – wenn auch in einer etwas fragwürdigen Inszenierung - beschäftigen. Langer Applaus.
Das sagt der WAZ-Theaterscout:
„Ein Tanzstück über die üblen Seiten des Krieges, über die Versprechungen unserer Demokratien und über Waffenhandel. Das alles super dargestellt von 16 unschuldigen jungen Leuten, die überzeugend durch Sprache, Mimik, Bewegung und eigene Texte ihr Unwohlsein an der Kriegslust der Bundeswehrwerbung und den Reden der Politiker zum Ausdruck bringen: Zu Risiken oder Nebenwirkungen fragen Sie Angela oder Ursula. Gelungen auch Musik, Licht, Video und die wohl dosierte Regieführung.“ (Edgar Zimmermann)
Die nächsten Termine: 3., 5., 6., 10. Mai. Info 0234/3333-5555