Ob in „Leas Hochzeit“ oder als finsterer Romeo: Torsten Flassig gehört am Schauspielhaus zu den größten Entdeckungen der letzten Jahre.
- Gleich sein erstes Engagement führt den 29-jährigen Brandenburger an die Königsallee
- In „Familiengeschäfte“ und „Leas Hochzeit“ spielte er sich in die Herzen der Kritiker
- Ab der kommenden Spielzeit wechselt Flassig mit Intendant Anselm Weber nach Frankfurt
Neulich in den Kammerspielen: Die letzte Vorstellung von „Leas Hochzeit“ neigt sich unter großem Jubel dem Ende. Beim Hinausgehen fragt eine ältere Dame ihren Begleiter: „Wer war eigentlich der junge Blonde? Der war klasse!“
Der junge Blonde, das ist Torsten Flassig, eine der größten Neuentdeckungen der letzten Jahren an der Königsallee. In seinem ersten Engagement nach der Schauspielschule ist der 29-Jährige aus dem kleinen Rüdersdorf nahe Berlin seit 2013 am Schauspielhaus engagiert – und die Rollen, die ihm zugetraut werden, wachsen mit jeder Premiere.
Zuerst sind es eher die kleinen Auftritte, die Flassig mit Liebe füllt. Wie jeder junge Schauspieler muss auch er durch die harte Schule der Weihnachtsstücke, für den „Seppel“ im „Hotzenplotz“ bekommt er seine erste Fanpost. In „Onkel Wanja“ von Stephan Kimmig ist sein Einsatz überschaubar – doch erinnert er sich an diese Arbeit besonders gern. „Kimmig hatte großes Interesse an allen Figuren“, sagt er. „Für mich eine wichtige Erfahrung.“
Druck bei Nebenrollen größer als bei Hauptfiguren
Überhaupt, die Größe einer Rolle sieht Flassig nicht als Gradmesser für künstlerischen Erfolg. Auch eine Art „Durchbruch“, den Flassig ohne Zweifel erlebt hat, weist er weit von sich. „Der Druck ist bei Nebenfiguren fast größer als bei Hauptrollen“, meint er, „denn da muss der kurze Aufritt sitzen.“ Wer länger auf der Bühne stehe, habe auch mehr Zeit, die eigenen Fehler auszubügeln.
In „Leas Hochzeit“ und „Familiengeschäfte“ festigte Flassig seinen Ruf als wandelbarer Schauspieler, der seinen Figuren gern etwas Zwielichtiges, Abgründiges mitgibt. Besonders in der flockigen Ayckbourn-Komödie spielte er sich weit in die Herzen der Kritiker: Sein aalglatter Privatdetektiv war ein echter Drecksack, der sogar etwas Grusel mit ins muntere Spiel brachte – Blutbad in der Badewanne inklusive. „Ich liebe es, auch mal der Arsch zu sein“, schmunzelt er.
Blessuren nach jeder Vorstellung
In „Don Karlos“ spielte Flassig erstmals den großen Titelhelden als gehöriges Nervenbündel, etwas Halt findet er ausgerechnet an einem riesigen Eisblock. Und jetzt sein Romeo in „Romeo und Julia“: wesentlich düsterer als man es zuvor von ihm erwartet hatte. „Das extrem körperliche Spielen hat mir immer gefallen“, sagt er. „Nach jeder Vorstellung habe ich Blessuren überall.“ Lohn der vielen Mühe war der Bochumer Theaterpreis in der Sparte „Nachwuchs“, den Flassig im letzten Herbst verliehen bekam.
Mit Anselm Webers Abschiedsinszenierung „Alle meine Söhne“ verabschiedet sich auch Torsten Flassig aus Bochum und folgt dem Intendanten nach Frankfurt. Dort wird er eine Menge vermissen: seine Radtouren auf der Erzbahntrasse, seine häufigen Besuche nahezu sämtlicher Restaurants im Umkreis und das Beobachten der Leute im Bermuda-Dreieck gehören dazu. „Ich mag das Lebensgefühl hier“, sagt er. „Echte Typen. Das habe ich in dieser Form vorher noch nicht erlebt.“
>>>Hier steht Torsten Flassig demnächst auf der Bühne
Nächste Gelegenheit, Torsten Flassig auf der Bühne zu erleben, bietet sich in „Romeo und Julia“ am 17., 23. und 29. April sowie am 12. und 29. Mai. „Der Kirschgarten“ ist wieder am 10. Mai zu erleben (volle Hütte, 10 Euro).
Die Komödie „Manchmal hat die Liebe regiert...“ wird am 28. Mai gezeigt. Und wer es bislang verpasst hat: Die allerletzen Vorstellungen der atemberaubenden „Nibelungen“ gibt es am 28. und 29. Juni – mit Flassig als Giselher.