Bochum. Zusammen mit dem Verkehrsministerium ließ die Ruhr-Uni drei Jahre die Reichweite von elektrisch betriebenen Pkw testen. Die Tester waren zufrieden.

In Berlin freute sich am Freitag Verkehrsminister Alexander Dobrindt darüber, dass das Gesetz zur Pkw-Maut durch den Bundestag ging. In Bochum hätte sich am gleichen Tag Dr. Veit Steinle aus dem Verkehrsministerium darüber gefreut, wenn sein „Chef“ erklärt hätte, dass Fahrer von Elektroautos prinzipiell von der Pkw-Maut befreit bleiben. Das wäre vielleicht die Nachricht, um die Elektromobilität entscheidend voranzubringen.

Sie wird weiterhin kritisch beäugt. Die Elektromobilität. Das geht zumindest aus einem Test hervor, den das Institut für Energiesystemtechnik und Leistungsmechatronik der Ruhr-Universität mit ihrem Chef, Professor Constantinos Sourkounis, und mit Unterstützung des Verkehrsministeriums gemacht hat.

24 E-Autos wurden getestet

Drei Jahre ließ sie Berufspendler 24 E-Autos verschiedenster Anbieter testen, rüstete sie mit einem Programm aus, dass die Bewegungen, also die Fahrtstrecken per GPS-System registrierte. 785 000 Kilometer fuhren die Pendler und stellten fest: Elektroautos kommen an. Sie sind auch für Berufspendler mit längeren Fahrstrecken weitgehend brauchbar. Es müssen allerdings Fahrzeuge mit einer Schnellladeeinrichtung oder Hybridfahrzeuge mit zusätzlichem Benzinmotor sein.

Mehr als die Hälfte der Tester war nach dem Test zumindest so von den E-Autos überzeugt, dass sie ernsthaft darüber nachdenken, sich ein E-Auto zuzulegen. E-Autos kommen also auch so an. Zum Beispiel bei Heinz Stuhldreier (59) aus Waltrop. Er testete drei Fahrzeuge. „Einen Kleinwagen aus Norwegen, einen Peugeot I-on und einen Opel Ampera. Ich war mit allen zufrieden und ich denke über den Kauf eines E-Autos nach, weil ich eine Photovoltaikanlage auf dem Dach habe. Damit könnte ich mir meinen eigenen Strom für so ein Auto laden. Oder für eine Klimaanlage.“ Nicht nur er braucht noch eine Entscheidungshilfe.

Zehn Jahre Befreiung von der Kfz-Steuer

Steinle weiß das, ist aber fest davon überzeugt, dass sich E-Mobilität durchsetzt. „Man muss die Vorteile eines E-Autos erst erkennen. Vielen ist schon die Anschaffung eines E-Autos zu teuer. Dazu kommt, dass sie Bedenken wegen der Reichweite haben. Das ändert sich erst, wenn sie Probe gefahren sind. Dann stellen sie fest, wie gut das funktioniert. Wir müssen dafür sorgen, dass sie weitere Annehmlichkeiten haben. Bevorzugte Parkplätze mit Ladestation in der Stadt oder beim Discounter. Wenn man da hinfährt und weiß, dass man den Akku des Wagens während der Einkaufszeit umsonst laden darf, ist das ein wichtiger Anreiz.“ Aktuell gibt es schon den, dass Menschen, die bis zum 31. Dezember ein E-Auto kaufen, zehn Jahre von der Kfz-Steuer befreit sind.

E-Autos sind für Pendler geeignet 

Die Forscher werteten die Fahrten von mehr als 500 Personen verschiedener Berufsgruppen aus. Ein Hauptaugenmerk lag dabei auf der Gruppe der Langstreckenpendler. Das sind die Autofahrer, die mit Abstand die meisten Kilometer zurücklegen und dabei auch für den größten CO2-Ausstoß sorgen.

Die dazu passenden Fragen waren unter anderen: Sind Elektroautos für Pendler überhaupt geeignet? Genügt die Reichweite des Akkus? Machen sich Autos mit Range-Extender, d.h. zusätzlichem Verbrennungsmotor, der die Reichweite erhöht, besser oder reicht sogar eine Schnellladefunktion?

130 Kilometer an einem Tag

Es zeigte sich, dass der typische Fahrbedarf der Langstreckenfahrer für Einzelstrecken bei rund 50 Kilometern, die durchschnittlich pro Tag gefahrene Strecke bei 130 Kilometern liegt. Die Fahrer luden ein- bis zweimal pro Tag ihr Fahrzeug auf. Neben der allnächtlichen Ladung bietet die Schnellladung eine Möglichkeit für Nutzer, die nicht am Arbeitsplatz aufladen können, die einfache Reichweite im Tagesverlauf zu vervielfachen. Schwierigkeiten machten den Fahrern bei der Ladung noch die Inkompatibilität von Steckern sowie die umständliche Anmeldung bei verschiedenen Stromanbietern. Defekte, belegte oder zugeparkte Ladesäulen stellten gelegentlich auch ein Problem dar.

Gewünscht wurden zudem unterschiedliche Leistungsstärken der Akkus, je nach eigenem Bedarf. Wer regelmäßig 40 Kilometer am Tag fahre, brauche keinen Akku für 140 Kilometer.