Bochum. . Der Umweltausschuss diskutiert am 12. Januar eine geforderte Einführung einer Kastrationspflicht für Streunerkatzen. Die Verwaltung will sie nicht.

  • Sie wollen damit eine unkontrollierte Vermehrung der Katzen eindämmen und damit ihr Leid schmälern
  • „Das einzige, das hilft, ist: kastrieren, kastrieren, kastrieren“, sagt der Bochumer Tierschützer Gerhard Kipper
  • Die Stadtverwaltung schlägt dem Ausschuss allerdings vor, von einer Kastrationspflicht in Bochum abzusehen

„Das einzige, das hilft, ist: kastrieren, kastrieren, kastrieren.“ Das sagt Gerhard Kipper vom Tierschutzverein „Tiere in Not“. Schon 12 276 Katzen hat der Verein seit 2004 selbst kastriert. Nur mit dem Unfruchtbarmachen könne eine unkontrollierte Vermehrung eingedämmt und das große Leid, das freilaufende Hauskatzen wegen mangelnder Versorgung ertragen müssten, geschmälert werden.

Das Dauerproblem beschäftigt am Donnerstag (12.1.) den Ausschuss für Umwelt, Sicherheit und Ordnung. Ein Bürgerantrag fordert die Kastrationspflicht für Freigänger- und verwilderte Hauskatzen, den Streunerkatzen, in Bochum. Doch die Verwaltung schlägt dem Ausschuss vor, das abzulehnen.

Geschätzt rund 20.000 Streunerkatzen in Bochum

Kipper schätzt unter Berufung auf andere Tierschützer, dass in Bochum rund 20 000 Steunerkatzen leben; die meisten seien wohl nicht kastriert. Sie würden in Schrebergärten und Wohnanlagen, auf Industriebrachen und Campingplätzen leben. Ohne die Hilfe des Tierschutzes hätten sie oft keine Chance. „Die Mutter ist unterernährt und ausgezehrt“, hatte Kipper im vergangenen April der WAZ gesagt und bekräftigt dies auch heute noch. Sie könne nicht genug Abwehrstoffe an den Nachwuchs weitergeben. „Dann sind die Babys anfällig vor allem für Viruskrankheiten mit tödlichem Verlauf. Die Katzen sterben nicht, sie verrecken elendig. Das kann man sich gar nicht vorstellen, zumal das nicht unter den Augen der Öffentlichkeit abläuft. Wenn das mal ein Politiker live erleben würde, wie grausam die Tiere sterben, wäre das Thema durch.“

Argumente gegen eine Verordnung

Die Stadtverwaltung lehnt eine Kastrationspflicht trotzdem ab. Sie argumentiert, dass die Anzahl kranker und euthanasierter Katzen in den vergangenen Jahren um 50 Prozent zurückgegangen sei. Außerdem lägen keine seriösen Zahlen über die tatsächliche Population vor. Eine Kastrationspflicht sei aus personellen und finanziellen Gründen auch gar nicht zu überwachen. Rund 70 000 Euro müssten pro Jahr an Sach- und Personalmitteln veranschlagt werden, rund 90 000 Euro für Kastrationen.

Auch interessant

Der hohe Aufwand – u.a. zweimal täglich Lebendfallen kontrollieren – sei „illusorisch“ und würde die Anzahl der Streuner nur unwesentlich verringern. Nicht zuletzt würden Streunerkatzen selbst nach einer Kastrierung „wieder in der Natur ausgesetzt, so dass kein Schutz für die Vogelwelt verwirklicht wird“. Auch die Vögel werden von Tierschützen als Argument für eine Kastrationspflicht angeführt. Selbst sattgefütterte Katzen würden jagen und viele Tiere töten.

Zu den Befürwortern einer Kastrationspflicht gehört auch Dr. Ingo Franke, Mitglied im Landschaftsbeirat. Er versteht das Ordnungsamt nicht, wenn es sage, dass ein Kontrolle aus personellen und finanziellen Gründen nicht möglich sei. „Dieses Argument ist nicht stichhaltig. Verordnungsvorschriften können nie umfassend überwacht werden. Es stehen auch nicht an jeder Straße Polizisten, welche die Einhaltung des Verbotes, mit dem Handy beim Autofahren zu telefonieren, einhalten.“