Bochum. . Verein erwartet einen Ansturm an verwilderten Hauskatzen. Ohne Hilfe würden viele „verrecken“. Nur eine Kastrationspflicht könne das Problem mildern

Jetzt zum Frühling steht dem Bochumer Tierschutzverein „Tiere in Not“ wieder viel Elend ins Haus. Er erwartet in seinen Räumen an der Castroper Straße einen Ansturm von verwilderten Katzenbabys, die sich in beklagenswertem Zustand befinden, weil ihre Mütter sie nicht richtig versorgen können. Hintergrund ist aus Sicht des Vereins, dass es immer noch keine Kastrationspflicht für Katzen in Bochum gibt, so dass sie sich zu ihrem eigenen Leid unkontrolliert vermehren.

Schon 12.000 Katzen kastriert

Die Not von wild lebenden Hauskatzen ist ein Dauerproblem. Gerade in diesen Wochen, wenn viele Babys geboren werden. Sie leben in Schrebergärten und Wohnanlagen oder auf Industriebrachen und Campingplätzen. Denn wenn der Tierschutz nicht informiert wird, haben sie oft keine Chance. „Die Mutter ist unterernährt und ausgezehrt“, sagt Gerhard Kipper, Vorsitzender von „Tiere in Not“. Sie könne nicht genug Abwehrstoffe an den Nachwuchs weitergeben. „Dann sind die Babys anfällig vor allem für Viruskrankheiten mit tödlichem Verlauf. Die Katzen sterben nicht, sie verrecken elendig. Das kann man sich gar nicht vorstellen, zumal das nicht unter den Augen der Öffentlichkeit abläuft. Wenn das mal ein Politiker live erleben würde, wie grausam die Tiere sterben, wäre das Thema durch.“

Damit meint Kipper die vom Tierschutz schon lange geforderte Pflicht, alle Freigänger und verwilderte Hauskatzen zu kastrieren. Die Stadt lehnte das bisher aber ab, auch wenn zurzeit an einer Vorlage für den Umwelt- und Ordnungsausschuss gearbeitet wird. Kipper ist auf jeden Fall sicher: „Diesem Katzenelend gilt es, den Nährboden zu entziehen. Und das geht nur durch massenweise Kastration.“ Wie viele verwilderte Katzen in Bochum leben, ist unbekannt.

Platz geschaffen in den Zimmern des Vereins

„Tiere in Not“ selbst hat seit 2004 rund 12.000 Katzen kastriert. Das geschieht in einem eigenen OP-Zimmer durch einen eigenen Tierarzt. Mitunter gehe die Prozedur „wie am Fließband“ ab.

Kipper erwartet, dass sein Verein in Kürze mehr als 100 verwilderte Katzen aufnehmen muss, die vorher eingefangen wurden und die später vermittelt werden sollen. In den Zimmern des Vereins ist bereits Platz geschaffen. Die Babys werden von Hand aufgepäppelt, die Mütter (nach der Kastration) schnell wieder ausgewildert.

Das Fehlen einer Kastrationspflicht ist auch ein Problem für den Bochumer Katzen-Informations- und Schutzverein KIS Ruhr“ . Vorstandsmitglied Julia Oelschläger: „Wir haben den Eindruck, dass streunende Katzen nichts wert sind in der Bevölkerung.“ Sie wünscht sich schnellere Zeugenhinweise bei Notfällen. „Oft erhalten wir erst eine Meldung, wenn das Tier vor sich hinkrepiert.“