Bochum. . Mehr als 100 Igel wurden im Jahr 2016 von den Bochumer Ehrenamtlichen des Projektes Igelschutz versorgt. Ein zu großer Kraftakt für Privatleute.
Das Jahr 2016 war ein schlechtes Jahr für Igel, nicht nur in Bochum. Insgesamt 102 Tiere hat das Projekt Igelschutz, das zum Arbeitskreis Umweltschutz Bochum gehört, im vergangenen Jahr gepflegt, großgezogen und zum überwiegenden Teil wieder ausgewildert. Immer wieder bekamen die überlasteten Ehrenamtlichen über den „Igel-Notruf“ Bitten um Aufnahme von Tieren aus dem ganzen Revier. Zeitweise musste sogar einen Aufnahmestopp ausgerufen werden.
„Es wird Zeit, dass die Stadt Bochum sich unserem mehrfach vorgebrachten Vorschlag annimmt, dem Provisorium ein Ende zu setzen und eine professionelle Wildtierstation einzurichten“, fordert Tierschützerin Almuth Riedel. Die Behandlung und Pflege der Tiere und die Tierarztbesuche seien zeitlich neben Beruf und Familie kaum zu schaffen. Durchschnittlich etwa 25 Euro pro Tier gab der Verein im vergangenen Jahr aus. Gedeckt wurden die Kosten vor allem durch private Spenden. Der Igel-Notruf hielt die Ehrenamtlichen rund um die Uhr auf Trab – zahllose Anrufe erreichten die Tierfreunde auch während ihrer Arbeitszeit. Denn schlechte Witterungsbedingungen sorgten das ganze Jahr über für neue Schützlinge.
Unterernährte Igelkinder mit Flasche aufgepäppelt
Schon im Frühsommer hatten die Igel, die gerade abgemagert aus dem Winterschlaf erwachten, mit Nässe und Kälte zu kämpfen und bekamen wenig Futter. Unter der Mangelernährung im Frühsommer litt auch der Nachwuchs in den Folgemonaten. Schon im Juni bekamen die Tierschützer die ersten Igelbabys. „Sie waren den Angriffen von Elstern und Krähen ausgesetzt und wurden von Fliegen belagert, so dass sie mit Fliegeneiern behaftet waren oder auch schon Fliegenmaden aufwiesen“, so Almuth Riedel.
Im sehr warmen und trockenen August und September, der Hauptwurfzeit, fanden Igelmütter zu wenig Futter und Wasser. In dieser Zeit wurde das Projekt Igelschutz „geradezu überschwemmt“: Igelkinder unter 100 Gramm mussten von den Ehrenamtlichen mit einer speziellen Milch von Hand alle drei bis vier Stunden gefüttert werden. Im Oktober kamen die Tierschützer nicht mehr hinterher und riefen einen Aufnahmestopp aus.
Viel Unterstützung durch Finder und Tierfreunde
„Viele Igelfinder zeigten sich aber verständnisvoll und zogen mit tierärztlicher Hilfe und unserem Rat ihren Findling selbst groß“, sagt Almuth Riedel. Igelfreunde mit naturnahen Gärten hätten Igelverstecke gebaut, Futterstellen angelegt und die von den Schützern gepflegten Tiere bei sich ausgewildert. Ihnen möchte das Projekt besonders danken.
Drei Igel verbringen den aktuellen Winter bereits schlafend bei den Ehrenamtlichen. Sieben weitere sind noch in Behandlung und sollen nach dem Winterschlaf im Frühjahr ausgewildert werden.
Nicht genug Platz für Quarantänestationen
„Diese Arbeit ist auf Dauer trotz des engagierten Einsatzes der in Bochum ehrenamtlich arbeitenden Igel-Schützerinnen nicht zu leisten“, so Almuth Riedel. „Hinzu kommt, dass auch bei Verteilung der Tiere auf mehrere Pflegerinnen ein Privathaushalt nicht den Platz für ausreichend große Igelgehege in warmer, kühler und Winterschlaftemperatur aufweist.“ Zudem müssten dort auch Quarantänestationen eingerichtet werden, um etwa den Flohbefall kranker Igel einzudämmen. „Das macht deutlich, wie notwendig eine Wildtierstation im Ruhrgebiet ist“, unterstreicht Riedel.