Bochum. Die Kriminalpolizei hat in Bochum offenbar einen Standort der Bande entdeckt, die für die Sprengung von Geldautomaten in NRW verantwortlich ist.
- Eine Garage in Riemke war möglicherweise ein Versteck einer Bande, die Geldautomaten sprengt
- Polizei fand dort einen PS-starken Audi und zahlreiche Materialien, die für diese Taten erforderlich sind
- In der Garage standen viele Kanister mit Chemikalien, Sauerstoff- und Gasflaschen sowie mehrere Autokennzeichen
Die Kripo hat in Riemke möglicherweise einen Standort der Bande entdeckt, die für das Sprengen von Geldautomaten verantwortlich ist. Es war ein reiner Zufallsfund.
Am späten Dienstagmittag rief der Besitzer einer Garage an der Straße „Auf dem Dahlacker“ die Polizei an, weil er in seiner vermieteten Garage etwas Seltsames entdeckt hatte. Die Garage inmitten eines großen Garagenhofes nahe des Bogestra-Betriebshofes hatte er laut Polizei seit vielen Monaten vermietet, seit November aber wurden vom Mieter keine Zahlungen mehr überwiesen. Deshalb öffnete er das Garagentor – und wurde stutzig. In der Garage stand nicht nur ein Audi RS5 mit äußerst leistungsstarkem Motor, sondern auch eine umfangreiche Ausrüstung, wie sie eine Bande verwendet haben könnte, die seit Jahren im ganze Lande nachts Geldautomaten von Banken in die Luft jagt, um an die Geldkassetten zu gelangen – und dann mit PS-starken Audis davonrast.
Das Landeskriminalamt (LKA) vermutet, dass zu dieser Bande rund 250 Menschen mit marokkanischem Migrationshintergrund gehören, die in den Niederlanden leben. Unabhängig von dieser Bande treiben aber auch weitere, örtlich agierende Gruppierungen aus Deutschland ihr Unwesen mit dem Sprengen von Geldautomaten. Ob die Fundsache in der Garage in Hofstede mit diesen Banden zu tun hat, wird jetzt intensiv von der Ermittlungskommission „Heat“ (Hitze) untersucht.
Kanister mit Chemikalien sowie Sauerstoff- und Gasflaschen sichergestellt
Die Polizei stellte am Dienstagnachmittag in der Garage zahlreiche Kanister mit Chemikalien sowie Sauerstoffflaschen und Gasflaschen in größerem Umfang sicher. Auch mehrere Kfz-Kennzeichen lagen dort. „Sehr schnell verfestigte sich der Verdacht, dass diese Dinge für mögliche Geldautomatensprengungen genutzt werden können“, sagt Polizeisprecher Volker Schütte. Und dass das irgendwie in Zusammenhang mit den bereits begangenen Taten stehe.
Alles in der Garage wurde sichergestellt und untersucht. „Wir betreiben jetzt hauptsächlich Spurensicherung“, so Schütte. Der Audi-Sportwagen wurde mit einem Abschleppwagen zum Polizeipräsidium gebracht. Wie sich schnell herausstellte, wurde der Wagen in Holland gestohlen. An ihm war ein rumänisches Kennzeichen angebracht.
136 Fälle von Geldautomaten-Sprengungen in NRW
Die Anzahl der Sprengungen von Geldautomaten in NRW hat sich im Vorjahresvergleich deutlich erhöht. Gab es im Jahr 2015 in NRW 67 Taten dieser Art, waren es im Jahr 2016 bereits 136 Fälle, drei davon in Bochum. Zwei dieser Fälle blieben allerdings im Versuch stecken.
Zuletzt wurde im Bochumer Polizeibezirk, in Witten, am 29. November 2016 ein Geldausgabeautomat in einer Tankstelle gesprengt. Am 4. und 5. Februar schlugen die Täter zweimal kurz hintereinander in Hiltrop und Gerthe zu. Außerdem sprengten sie einen Automaten am 10. Oktober – nicht weit von der jetzt entdeckten der Garage entfernt, in Hofstede.
Das Landeskriminalamt (LKA) vermutet, dass mehrere Banden dahinter stecken, unter anderem aus den Niederlanden. Los ging es 2015 in einer Bank im Rheinland. Seit November 2015 wurde auch die Stadt Bochum von solchen Tätern heimgesucht.
Den Banken entstand durch die Sprengungen ein Millionenschaden. Geldinstitute schützen sich aber auch immer öfter, indem sie die Automaten sicherer machen und Vorräume mit den Geldautomaten darin nachts schließen.