Bochum. Zwei Jahre nach dem Werks-Aus droht 1000 Ex-Opelanern die Arbeitslosigkeit. Die Gründe sind strittig. Opel-Betriebsrat Yaman nun platzt der Kragen.

  • Zwei Jahre nach der Werksschließung droht 1000 Ex-Opelanern nun die Arbeitslosigkeit
  • Mehr als zehn Millionen Euro sind in die Qualfizierung der Beschäftigten geflossen
  • Warum das nur zum Teil erfolgreich war, darüber ist ein Streit entfacht

Wenige Wochen vor dem Auslaufen der Transfergesellschaft für die früheren Opel-Beschäftigten ist der Tüv Nord mit seiner Vermittlungstätigkeit am Arbeitsmarkt offenbar noch nicht entscheidend voran gekommen. Wie schon Anfang Oktober sind nach wie vor etwa 1000 Ex-Opelaner auf der Suche nach einem Job. Ihnen droht nun die Arbeitslosigkeit. Ein Hoffnungsschimmer besteht immerhin für 100 von ihnen.

Für sie sieht der 2014 ausgehandelte Sozialtarifvertrag ein drittes Jahr in der Transfergesellschaft vor. Der Autobauer und die IG Metall verhandeln von heute an über diese sogenannten Härtefälle. Opel hat dazu die Einigungsstelle angerufen, die wie schon in der Vergangenheit wieder von Martin Bertzbach, Richter am Bremer Arbeitsgericht, geleitet wird.

Von einem „katastrophalen Ergebnis“ der Vermittlungsarbeit durch den Tüv und von einem „plumpen Versuch“, die Verantwortung dafür auf die „Beschäftigten abzuwälzen“ spricht Murat Yaman, Betriebsratsvorsitzender der Opel Warehousing GmbH.

Vermittlungsquote verpasst

2450 Opel-Mitarbeiter waren nach der Werksschließung im Dezember 2014 Anfang 2015 in die Transfergesellschaft gewechselt. Weitere 150 folgten im Sommer, nachdem sie noch Restarbeiten im Werk erledigt hatten. 700 der insgesamt 2600 Opelaner schieden nach einem Jahr aus dem Verfahren aus, das für sie als Pensionsbrücke diente.

Von den restlichen 1900 hat der Tüv, wie Geschäftsführer Hermann Oecking dieser Tage gegenüber der Rheinischen Post erklärte, nur etwa 900 vermittelt. Von der einst von ihm selbst anvisierten Vermittlungsquote ist der Tüv meilenweit entfernt. Anfang 2015 hatte Oecking gesagt, er wäre enttäuscht, wenn keine Quote zwischen 60 und 75 Prozent erreicht werden würde. Später relativierte er: „Ich bin zuversichtlich, dass wir am Ende eine vernünftige Vermittlungsquote haben werden.“

Millionen für Qualifizierung

Dafür setzte der Tüv auf eine intensive Vermittlung. In den ersten Monaten arbeitete er mit einem Betreuungsschlüssel von 1:40, auf einen Berater kamen 40 Klienten. Bei der Bundesagentur für Arbeit liegt der Schlüssel bei 1:120 bis 1:130.

Außerdem sollte viel Geld in die Qualifikation investiert werden. Opel stellte dafür 2000 Euro je Ex-Mitarbeiter zur Verfügung. Anfang 2016 kamen noch einmal 6,9 Millionen Euro aus dem Globalisierungsfonds der EU hinzu. Geld, das offenbar nicht reichte. Kaum zu vermitteln seien die Über-60-Jährigen gewesen, wird Oecking zitiert. Eine große Schwierigkeit sei außerdem die begrenzte räumliche Flexibilität der Opelaner gewesen.

Unsichere Arbeitsplatzangebote

Aus Sicht von Murat Yaman erweckt dies einen falschen Eindruck. „Diese Vorwürfe sind nicht haltbar und absolut frech.“ Dass sie Lohnverluste in Kauf nehmen müssten, sei den Opelanern bewusst gewesen. Vielfach seien ihnen aber unsichere Arbeitsplatzangebote von Leiharbeitsfirmen gemacht worden.

Der Betriebsrats-Chef zweifelt ohnehin die vom Tüv verbreiteten Zahlen an und mahnt außerdem an, es müsse offengelegt werden, wofür der Tüv die EU-Gelder genau verwendet habe.