Bochum. Etwa 1000 ehemalige Autobauer sind immer noch in der Transfergesellschaft. Ausbildungskooperation von Tüv und Opel vor dem vorzeitigen Aus.

Fast zwei Jahre nach der Schließung des Opel-Werks in Laer sind mehr als 1000 von einst knapp 2500 Beschäftigen immer noch ohne Arbeit. Zwar ist Hermann Oecking, Geschäftsführer des Tüv Nord, zuversichtlich, bis zum Ablauf der Transfergesellschaft (TG) zum Jahresende die aktuelle Vermittlungsquote von 41 Prozent verbessern zu können. Aber auch er glaubt nicht mehr daran, dass die von ihm ursprünglich für möglich gehaltene Quote von 70 bis 80 Prozent noch zu schaffen ist. „Wir wollen zwei Drittel erreichen.“

Pensionsbrücke für 700 Leute

Dabei berücksichtigt der Tüv Nord, den Autobauer Opel mit der Organisation der Transfergesellschaft beauftragt hat, nicht einmal die Gesamtzahl der ehemaligen Opelaner. Herausgerechnet sind jene 700 rentennahe Mitarbeiter, für die die TG als Pensionsbrücke fungierte. „Wir gehen von etwa 1760 Personen als Grundgesamtheit aus“, so Oecking.

Betriebsrat schaltet Anwalt ein

Enttäuscht ist der Betriebsrat der Opel Group Warehousing GmbH darüber, dass die Tüv Nord Bildung GmbH über die Verhandlungen mit Opel zum vorzeitigen Aus des Joint Venture keine Auskunft erteilt. Mittlerweile hat die Arbeitnehmervertretung einen Anwalt eingeschaltet.

„Wir haben ein Recht, zu erfahren, wie es mit der Ausbildung weitergeht“, sagt Betriebsratsvorsitzender Murat Yaman.

16 Mitarbeiter sind in der Ausbildungswerkstatt beschäftigt – sechs unbefristet, zehn mit einem befristeten Vertrag.

Untergekommen seien momentan 732 Ex-Opelaner. Von ihnen sind 126 definitiv ausgeschieden. Sie haben neue Arbeitgeber gefunden und kein Rückkehrrecht mehr. Weitere 392 sind gegangen, haben aber den Status „Ruhendstellung“ und könnten noch zur TG zurückkehren. Weitere 214 frühere Opel-Beschäftigte absolvieren Einarbeitungsqualifizierungen, die zu 80 Prozent von der Transfergesellschaft finanziert werden. „Nach unserer Erfahrung bleiben 90 Prozent von ihnen im Unternehmen“, so Oecking.

Bleiben gut 1000 Frauen und Männer, die noch auf der Suche sind. Etliche von ihnen, so der Geschäftsführer, hätten angesichts der Arbeitsmarktsituation gute Chancen auf einen Job. „Viele wollen sich erst ab Januar 2017 aktiv bewerben, um die zu erwartenden Einbußen beim Einkommen so weit wie möglich hinauszuzögern.“ Für 150 Ex-Opelaner reicht die TG bis in den Sommer. Sie gehörten zum Abwicklungsteam, das bis Mitte 2015 geholfen hat, das Werk leer zu räumen.

Derweil zeichnet sich das Ende der Zusammenarbeit zwischen Opel und dem Tüv Nord in Sachen Ausbildung ab. Seit 2009 betreiben beide gemeinsam ein bis eigentlich 2018 angelegtes Joint Venture – die Tüv Nord Bildung. Die möchte der Autobauer aber nun vorzeitig beenden, am liebsten zum Jahresende, so Oecking. „Wir wollen nicht im Weg stehen“, sagt er. Dahinter steht wohl der Satz, die Trennung sei eine Frage der Konditionen. Wie und wo die letzten Opel-Azubis, deren Ausbildung noch Ende 2017 läuft, dann untergebracht werden sollen, ist unklar. Der Autobauer schweigt sich ebenso darüber aus wie in der Frage, was mit den Ausbildungsgebäuden im nordöstlichen Teil des früheren Werks II in Langendreer geschehen soll.