Bochum. . 2500 offene Stellen sind beim TÜV Nord eingegangen. Bislang wurde nur ein Bruchteil davon besetzt, in einigen Monaten soll die Quote deutlich steigen.
Abgeschlossen hat er mit seinem früheren Arbeitgeber noch nicht ganz. Wer 25 Jahre in einem Unternehmen arbeitet, der schüttelt diese Zeit nicht einfach ab. Nur eines weiß Frank Kurowski sicher: „Mein nächstes Auto wird kein Opel.“ Der 44-Jährige ist einer von noch etwa 2350 Ex-Opelanern, die sich nach dem Werks-Aus Ende 2014 in der Transfergesellschaft auf das Berufsleben danach vorbereiten.
Bewerbungstraining, Beratungsgespräche – alle 14 Tage sitzt Kurowski seiner Beraterin Dr. Julia Kölsch im Verwaltungsgebäude des Opel-Werks 3 in Langendreer gegenüber. Dort hat der vom Autobauer beauftragte TüV Nord Bildung seine Büros für die Transfergesellschaft eingerichtet. Demnächst beginnt Frank Kurowski eine Weiterbildung zum SAP-Anwender. „Mittlerweile geht es mir wieder besser. Es geht jetzt langsam bergauf“, sagt der gelernte Automechaniker. Mit dem neu erlangten Wissen und seiner zwölfjährigen Erfahrung in der Material- und Produktionskontrolle bei Opel rechnet er sich gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt aus.
150 Opelaner in Transfergesellschaft bereits vermittelt
Wer im Bereich „Automotive“ bleibt, hat gute Chancen, auch ohne Qualifizierung sofort einen neuen Arbeitsplatz zu finden. Etwa 150 der einst 2500 Opelaner in der Transfergesellschaft sind bereits vermittelt. Aber angesichts der vielen Tätigkeiten im Werk, die von gelernten Bäckern, Fleischern oder Frisören ausgeübt wurden, so Kurowski, ist für die, die die Branche wechseln, „eine Qualifizierung angezeigt“, sagt Vermittlerin Julia Kölsch. In einigen Monaten, wenn die Weiterbildungen abgeschlossen sind, erwartet sie einen spürbaren Anstieg der Vermittlungszahlen. „Ich glaube dass wir noch Fahrt aufnehmen.“
Theoretisch könnte schon jetzt jeder Ex-Opelaner eine neue Arbeit haben. 2500 offene Stellen sind beim TüV eingegangen. Nur bei drei bis fünf Prozent passen aber Angebot und Nachfrage überein. Dazu zählen außergewöhnliche Vermittlungen. „Ich habe unlängst vier Leute nach China vermittelt“, sagt Julia Kölsch. Audi benötigt sie für die dortige Autoproduktion.
Viele wollen in Region bleiben
So weit allerdings, und das ist der einzig wirklich limitierende Faktor bei den früheren Opel-Männern: Über die Region hinaus möchten die wenigsten sich verändern. Auch Frank Kurowski nicht. „Sonst hätte ich schon 2010 nach Rüsselsheim gehen können.“
Grundsätzlich aber seien „Bochumer Opelaner wirklich sehr flexibel“. So sehen es wohl auch viele Firmen. Julia Kölsch hat die Erfahrung gemacht, dass Opelaner einen guten Ruf haben. „Es heißt, die Leute sind fleißig, verbindlich und sie mögen Arbeit.“ So wie Frank Kurowski. Seine Vorstellungen: „erst die Weiterbildung und dann so schnell wie möglich eine neue Arbeit.“ Am liebsten eine mit Aufstiegschancen. Das würde helfen, über Opel weg zu kommen.
Drei Fragen an: Hermann Oecking (TÜV Nord Bildung)
1. Herr Oecking, welche Bilanz ziehen Sie nach gut 100 Tagen Opel-Transfergesellschaft?
Hermann Oecking: Wir haben Qualifizierungen für 100 Themen eingekauft, von CNC bis zum Hundetrainer. Von Opel bekommen wir dafür 2000 Euro pro Mitarbeiter und haben bei der EU aus dem Globalisierungsfonds noch die gleiche Summe beantragt.
2. Wie viele Menschen haben Sie bislang vermittelt?
Oecking: Momentan ist es eine niedrige, dreistellige Zahl, aber die Vermittlung steht in dieser ersten Phase auch noch nicht primär im Fokus. Wir haben mehr als 14 000 Beratungsgespräche durchgeführt – nicht am Telefon, sondern persönlich. Jeder Ex-Opelaner kommt alle 14 Tage ins Werk, um mit seinem Berater zu sprechen. Außerdem haben wir 1000 Vorstellungsgespräche terminiert und noch viel mehr Leute bei Unternehmen vorgestellt.
3. Die meisten Ex-Opelaner wollen in der Region bleiben. Gibt es hier überhaupt genügend Arbeit für sie?
Oecking: Wir haben ja schon 2500 Stellen. Und wenn man schaut, was jeden Tag hereinkommt und welchen Umlauf es gibt, dann sind 2500 Leute keine so große Zahl.