Bochum. Früherer Opelaner ist nach einem Jahr in der Transfergesellschaft ernüchtert. Transfer-Geschäftsführer sagt dennoch gute Vermittlungsquote voraus.
Vor gut einem Jahr hat Andreas Bringmann seine letzte Schicht gefahren. Mit etwa 2500 früheren anderen Opelanern wechselte der 46-Jährige danach in die Transfergesellschaft. Seine Hoffnung damals: eine neue berufliche Perspektive. Nach zwölf Monaten, einer dreimonatigen Weiterbildung zum Maschinenbediener, einem Dutzend Bewerbungen und einer vierwöchigen Probezeit als Hausmeister ist Andreas Bringmann ernüchtert: „Wir haben keine Chance auf dem Markt.“
Wir, damit meint der gelernte Gas- und Wasserinstallateur, der 25 Jahre bei Opel war, die Montagearbeiter. „Leute, die in ihrem erlernten Beruf gearbeitet haben, wie zum Beispiel Elektriker, haben es einfacher, einen neuen Job zu finden.“ Für die Mehrheit aber sei der Arbeitsmarkt kein leichtes Feld. Zumal die meisten Arbeitgeber nicht mehr als den Mindestlohn von 8,50 Euro zahlen wollten.
Die Zahlen scheinen das zu belegen. Etwa 250 Kunden hat der Tüv Nord Transfer als Organisator der Transfergesellschaft mittlerweile zu einer neuen und dauerhaften Stelle vermitteln können. Zehn Prozent nach einem Jahr, und das trotz eines Einsatzes von fünf Millionen Euro für Qualifikationen.
„Jetzt werden wir nur noch verwaltet“, beklagt Andreas Bringmann, der gerne eine weitere Weiterbildung absolvieren möchte – aber keine bekomme.
Doch das stimmt so nicht, sagt Tüv-Transfer-Geschäftsführer Hermann Oecking. Die Mittel aus dem Opel-Topf seien zwar erschöpft. „Aber wir haben noch Mittel aus dem EU-Topf. Und die werden auch zur Verfügung gestellt. Allerdings wollen wir keine Qualifikation auf Halde machen. Wir gucken lieber nach den Bedürfnissen der Unternehmen, fragen dort konkret nach den Chancen von Leuten, wenn sie diese oder jene Weiterbildung absolvieren würden.“ Es gehe um eine punktgenaue Qualifikation, was noch nicht bei allen Ex-Opelanern angekommen sei.
Richtig sei, „das große Problem gerade bei den früheren Montagearbeitern ist das Entgelt.“ Und: „Die Leute richten sich auf die Transferzeit ein. Viele sagen auch, eine geringer bezahlte Tätigkeiten bekomme ich immer.“ Bei der Vermittlung von ehemaligen Montagearbeitern gebe es durchaus gute Beispiele: Fünf Leute seien zu BMW gegangen, ein Dutzend habe bei National Express begonnen.
Gesprächstermin alle 14 Tage
Dass der Tüv nur verwalte, stimme nicht. Zur Vermittlungsroutine gehöre es nun mal, alle 14 Tage den Stand der Dinge abzugleichen oder über neue Angebote zu sprechen. „Das ist Kern der Transferarbeit, aber keine Verwaltung.“ Bis jetzt hätten sich 23 Unternehmen sich im Werk III vorgestellt. „Und die Firmen wissen, dass sie keine 18-jährigen Überflieger aus Hightech-Schmieden bekommen.“ Veranstaltet worden seien zwei Jobmessen, im Februar folge ein Speed-Dating. Kontakte sei aufgenommen worden zu 533 Unternehmen. Dabei seien 1500 Jobs akquiriert und 2300 Leute bei Unternehmen platziert worden. „Ich bin zuversichtlich, dass wir am Ende eine vernünftige Vermittlungsquote haben werden“, so Oecking.
Anfang des Jahres hatte er gesagt, er erwarte eine Quote zwischen 60 und 75 Prozent. Das wären bei 2500 Ex-Opelanern zwischen 1500 und 1800 Stellen. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg. Auf dem sich trotz aller Schwierigkeiten auch Andreas Bringmann nicht entmutigen lassen will. „Irgendwann“, sagt er, „klappt es vielleicht mit einer Stelle.“