Bochum. Flüchtlinge gestalten in Zusammenarbeit mit Amt und „Angekommen e.V.“ das Magazin „here“. Nun ist die erste Printausgabe erhältlich.

  • Redaktion besteht aus 20 Menschen
  • Seit Juni ist das Magazin bereits im Internet zu finden
  • Gefördert wird „here“ mit Mitteln des Bundesamtes für Migration und mit Spenden für den Verein „Angekommen“

Was ist für Geflüchtete typisch deutsch? Was isst man in Syrien als Vorspeise? Und wie schlägt sich Oberbürgermeister Thomas Eiskirch, wenn Flüchtlinge kritische Fragen stellen? Auf all diese Fragen gibt das neue Magazin „here“ eine Antwort. Unter dem Motto „Mit geflüchteten Menschen reden. Nicht nur über sie“ richtet sich das druckfrische Blatt an Bochumer mit und ohne Fluchterfahrung.

Am Montag wurde die erste Printausgabe während einer öffentlichen Redaktionssitzung im Büro des Ehrenfelder 3-Satz-Verlages eingeweiht. Das Besondere an dem neuen Medium: Die Redaktion des Magazins besteht aus Flüchtlingen, die in Bochum eine neue Heimat gefunden haben.

"Ich möchte den Menschen meine Geschichte erzählen"

Qamar Naqvi (39), eines der Gründungsmitglieder von „here“, kam vor anderthalb Jahren aus Pakistan nach Deutschland. „Für mich ist die Mitarbeit am Magazin wichtig, weil ich so Kontakte zu Deutschen knüpfen kann“, sagt er. „Bisher habe ich nur positive Reaktionen von meinen Freunden und Bekannten auf das Magazin bekommen.“ Anfangs hatten einige Geflüchtete Berührungsängste mit dem Verfassen von Texten. Unter den Redakteuren befindet sich nur ein Mann, der auch in Syrien Journalist gewesen ist. Doch das Schreiben in der eigenen Sprache gibt den Autoren die Möglichkeit, ihre Gedanken und Gefühle ohne Sprachbarriere erklären zu können.

Sein Freund Arfan Yousaf (26) hat in Pakistan Physik studiert, musste das Studium jedoch abbrechen, weil er fliehen musste. Der junge Mann arbeitet als Anlagenmechaniker in Witten und steht dafür jeden morgen um 4.30 Uhr auf. Trotzdem kommt er nach der Arbeit zu den Redaktionssitzungen. „Ich möchte den Menschen meine Geschichte erzählen. Wenn man nicht aus Syrien kommt, hat man es beim Amt schwer“, sagt er. Die Kollegen aus der Redaktion würden ihm stets versuchen zu helfen.

Simpel, aber anders

Vicky Marshall vom 3-Satz-Verlag ist auch Teil der Redaktion. „Vor einem Jahr hatten wir die Idee für das Magazin. Damals suchten wir Zeitungsausträger. Darüber kamen wir mit Geflüchteten in Kontakt und merkten schnell, dass sie viel mehr können, als nur Zeitung zu verteilen“, sagt sie. Gemeinsam mit anderen Engagierten gründete sie den Verein „Angekommen“.

„Letzten Sommer hatten wir das Gefühl, dass viele Menschen Angst vor den unbekannten Flüchtlingen hatten. Wir suchten nach einer Plattform, die den Neuankommenden ein Gesicht gibt und ihre Geschichte erzählt“, sagt Thorsten Seel, Vorsitzender des Vereins. Das Konzept von „here“ sei „herausragend anders, aber simpel“ und ließe sich sehr gut auch auf andere Kommunen übertragen.

Thorsten Seel ist mit dem Ergebnis sichtlich zufrieden. Und auch die Geflüchteten freuen sich über die Ausgabe in ihren Händen. „Man spürt, dass sie sich wertgeschätzt fühlen. Und sie sind stolz, dass sie nicht nur im Heim rumsitzen“, sagt Seel.