Bochum. Volkshochschule Bochum lädt an vier Terminen zum Argumentationstraining. Forscher Hans-Peter Hufer, Entwickler des Trainings, gibt einen Workshop.
- Die Volkshochschule will in einem Argumentationstraining Tipps gegen Stammtisch-Parolen geben
- Basis ist das Argumentationstraining des Essener Bildungsforschers Klaus-Peter Hufer
- Die Übungen sollen nicht nur Fakten vermitteln, sondern praxisbezogen das Diskutieren trainieren
Die „Ausländer“ nehmen uns die Arbeit weg. Und wenn die Flüchtlinge kommen, steigt die Kriminalität. Diese Sätze sind nicht nur diskriminierend, sondern schlichtweg falsch. Die Volkshochschule Bochum will zeigen, wie man solchen Stammtisch-Parolen begegnet.
Basis ist das Argumentationstraining des Essener Bildungsforschers Klaus-Peter Hufer, der auch einen der Workshops leiten wird. Die WAZ gibt einen Einblick ins Argumentieren, wie Hufer es in seinem Buch „Argumente am Stammtisch“ darstellt.
„Ausländer klauen unsere Jobs“
Es ist der Klassiker unter den Stammtischparolen – und doch stimmen Umfragen zufolge viele Deutschen dieser Aussage zu. Hufer rät zu Gegenfragen: Welche Ausländer sind denn gemeint? Der amerikanische Top-Manager, die Bulgarin auf Zeitarbeit oder der selbstständige Döner-Verkäufer von nebenan, der mit seinem Imbiss sogar noch Arbeitsplätze schafft?
Wichtig ist, die Fakten zu kennen: Die Arbeitslosigkeit ist dort, wo die wenigsten Ausländer leben, am Höchsten, schreibt Hufer. Und laut dem Institut der deutschen Wirtschaft wirke sich Zuwanderung positiv auf die Wirtschaftsleistung aus.
„Flüchtlinge sind krimineller als wir“
Es ist eine Parole, mit der Politik gemacht wird. Die Basis für eine Diskussion zu dem Thema ist zum Glück leicht zugänglich: die polizeiliche Kriminalitätsstatistik.
Dieser ist zwar zu entnehmen, dass ausländische Bürger etwas häufiger Straftaten begehen – aber ein großer Teil der Delikte betrifft Verstöße gegen Asylgesetze. Deutsche haben erstens gar nicht die Möglichkeit, diese Regeln zu brechen. Zweitens dürften es wohl kaum Verstöße gegen bürokratische Hürden wie die Wohnsitzauflage sein, die besorgten Bürgern den Angstschweiß auf die Stirn treibt.
Was sind „Stammtisch“-Parolen?
Der Stammtisch als Ort der Diskussion, wo man frei Schnauze sagt, was stört – klingt doch eigentlich nach Demokratie. Was meint Sozialforscher Hufer also, wenn er gegen „Stammtisch-Parolen“ anschreibt?
Es seien Parolen, die kein Wenn und Aber zulassen, die „uns“ gegen „die Anderen“ abgrenzen, so Hufer. Die Parole ist also das Gegenteil zum vernünftigen, auf Fakten basierenden Argument.
Die Übungen sollen folglich nicht nur Fakten vermitteln, sondern praxisbezogen das Diskutieren trainieren. Und wie man mit jenen umgeht, die sich jedem Argument sperren, erfahren die Besucher der Workshops hoffentlich auch. Der erste findet am Samstag (29. Oktober) von 10 bis 17 Uhr in der VHS, Raum 1012 statt.