Mitte. . Beim Rollatortag lassen sich Senioren im Umgang mit ihrer Gehhilfe schulen. Bogestra informiert über sicheres Ein- und Aussteigen
Vorsichtig tastet sich Wolfgang Müller mit seinem Rollator auf dem Parcours eine Rampe hinab. Dort zeigt ihm Guido Jabusch von der Verkehrswacht, wie er durch Bremsen und richtiges Lenken Hindernisse wie Gullideckel, Schienen oder Bordsteine mit seiner Gehhilfe meistert.
Später sagt er: „Ich bin froh, dass ich den Parcours durchlaufen habe. Jetzt weiß ich, was ich falsch gemacht habe.“ Zum Beispiel hielt er stets zu großen Abstand zum Rollator. Am Freitag zum landesweiten Rollatortag, testet er sein Gefährt zum ersten Mal. „Wochenlang stand das Ding nur in der Garage, weil er sich nicht traute. Jetzt kann’s ja losgehen. Er läuft gerne durchs Wiesental“, sagt seine Frau Annemarie.
Den ersten Rollatortag auf dem Boulevard gab’s im vergangenen Jahr; derart erfolgreich, dass der Veranstalter Bogestra ihn über den VRR ganz NRW schmackhaft machte: 29 Städte machen mit.
Aussteigen immer rückwärts
Das Verkehrsunternehmen will Senioren in erster Linie im Ein- und Aussteigen in Busse trainieren. Ingeborg Forster fährt viel Bus und Bahn, nutzt ihren Rollator jetzt mehr als früher. „Einmal wäre ich fast gestürzt, ein Fahrgast hat mich noch aufgefangen. Das Aussteigen ist für mich das schwerste. Ich hoffe, ich bekomme hier wertvolle Tipps.“ Gunnar Cronberger von der Bogestra verblüfft die Trainings-Teilnehmer mit dem Hinweis: „Aussteigen immer rückwärts.“ Eine Herausforderung, vor allem für Käthe Sabrowski. „Mein Rollator ist brandneu. Da bin ich extra gekommen, um zu üben“, sagt sie. Es klappt ganz gut, zur Sicherheit wiederholt sie das Ein- und Aussteigen noch einmal. Gelöst verabschiedet sie sich: „Jetzt geh’ ich auf den Markt, Kartoffeln kaufen, dann fahre ich mit der Bahn nach Hause.“
Erste Anlaufstation für alle Teilnehmer des Rollatortages aber ist der Stand von Care Center. Dort prüft Reha-Techniker Ismail Fidan die Rollatoren auf ihre Nutzbarkeit und Verkehrssicherheit, bevor sie die weiteren Stationen wie Parcours und Buszustieg ansteuern. Dr. Rolf Karl Peppermüller hat eine edle Gehhilfe, doch die Bremsen müssen neu eingestellt werden, Auch die Handgriffe sind zu hoch: „Da verkrampfen sie nach einer Weile“, vermutet Fidan. Der 82-Jährige pflichtet ihm erstaunt bei: „Stimmt, mir tun dann die Schultern weh.“ Er kam zufällig vorbei, weil er im Sanitätshaus war. Einen Rollator nutzt er seit Jahren. „Vorher hatte ich einen mit kleinen Rädern, da hatte ich Schwierigkeiten auf den Wegen im Stadtpark. Vor eineinhalb Jahren habe ich mir dieses gute Teil gekauft.“
Da haben die Mitarbeiter von Care Center schon ganz andere Rollatoren gecheckt, etwa solche mit nicht funktionsfähigen Bremsen oder schlecht befestigten Rädern. „Discounter bieten sie für gut 60 Euro an. Kaum einer weiß, wie mit denen umzugehen ist, dass sie höhenverstellbar sind. Das hat zur Folge, dass die Menschen gebeugt statt aufrecht laufen“, erklärt Polizeihauptkommissar Roland Deckenhoff.
Viele Orgainisationen sind mit im Boot
Unterstützt wird der Rollatortag von der Bochumer Polizei, Verkehrswacht, den Seniorenbüros, dem Care Center Rhein-Ruhr, der Stadt, dem Weißen Ring, dem Stadtsportbund und den Seniorensicherheitsberatern.
Zum Angebot gehören auch Hör-, Augen- und Reaktionstests, sowie Demonstrationen des „toten Winkels“ beim Lkw.