Laer. . Friedel und Heinz Meyer aus Laer feiern diese Woche ihre Gnadenhochzeit. Dass sie vor 70 Jahren heirateten, verdanken sie einer lustigen Verwechslung.
Tja, im Leben kommt es eben manchmal anders, als man denkt. Und so passiert es dann, dass man 70 Jahre später Gnadenhochzeit feiert. Dies haben Friedel und Heinz Meyer aus Laer nämlich einer lustigen Verwechslung zu verdanken. Zum Glück, sonst hätten sie sich nie kennengelernt.
Es passiert am zweiten Weihnachtstag 1943. Heinz Meyer hat Fronturlaub, muss aber am nächsten Tag zurück. Am letzten Abend will er sich noch einmal amüsieren. Gemeinsam mit einem Freund nimmt er die Straßenbahn nach Wanne-Eickel. „Es war die erste, die kam“, sagt der 93-Jährige. In der Nachbarstadt gehen die beiden in ein Café und lernen zwei Mädchen – „Pflänzchen“ – kennen. „Ich wollte damals alles, aber nicht meine zukünftige Frau kennenlernen“, weiß Heinz Meyer noch.
Ein schöner Irrtum
Es vergehen einige Stunden, da beschließen die vier, ein anderes, ruhigeres Lokal anzusteuern. Dort angekommen, traut Heinz Meyer allerdings seinen Augen nicht: Die Mädels, die er und sein Kumpel mitgenommen haben, sind ganz andere. Nun, er nimmt es pragmatisch – und verbringt die weitere Zeit mit einer gewissen Friedel aus Wanne-Eickel. Nachdem er sie – ganz Gentleman – nach Hause gebracht hat, geht er zu Fuß zurück nach Bochum. Die letzte Straßenbahn ist längst weg.
„Ja, ich war ein Irrtum“, sagt Friedel Meyer heute lachend. „Aber ein schöner“, ergänzt Ehemann Heinz. Anfangs, sagen sie, hätten sie überhaupt nicht an Hochzeit gedacht. Erst, als Heinz im Februar vier Tage Urlaub bekommt und sich die beiden besser kennenlernen, denken sie schon, dass das was werden könnte. „Auch an diesen Tagen habe ich immer die letzte Straßenbahn verpasst“, verrät Heinz Meyer.
Heiratsantrag beim Spaziergang
Auch im hohen Alter noch sehr aktiv
Die Meyers sind – auch im hohen Alter – immer noch sehr aktiv. Beide singen im Kirchenchor der evangelischen Gemeinde Altenbochum-Laer und organisieren für die Senioren im DRK-Altenzentrum an der Holtbrügge in Weitmar einmal im Monat einen bunten Nachmittag.
Heinz Meyer, der im Krieg einen Arm verlor, macht seit Jahrzehnten Behindertensport und ist im ev. Männerdienst aktiv.
Die Meyers haben eine Tochter, Ursula, die auch schon seit 46 Jahren verheiratet ist. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.
Ein paar Monate später, im Juni 1944, machen die beiden Nägel mit Köpfen, verloben sich. „Sollen wir heiraten?“, fragt Heinz bei einem Spaziergang. „Wir können es ja mal versuchen“, antwortet Friedel. Das Okay der Schwiegereltern holt Heinz beim gemeinsamen Kartenspiel ein.
Am 20. September 1946, nachdem Heinz Meyer aus der Gefangenschaft zurück ist, wird standesamtlich geheiratet, zwei Tage später kirchlich. Mit Kutsche. Die braucht der Brautvater kurz vor der Zeremonie, um noch schnell das Familienbuch, das das Paar vergessen hat, zu holen. „Bei uns war nichts normal“, blickt Heinz Meyer schmunzelnd zurück.
Später allerdings schon. Die Meyers erleben – wie wohl jeder – Höhen und Tiefen. „Nicht aber in unserer Beziehung“, sagt Friedel, die drei Jahre jünger ist als ihr Mann. Groß gefeiert wird am Samstag mit Freunden, die sich eine Überraschung haben einfallen lassen. Die Meyers blicken allerdings schon darüber hinaus. Die Gnadenhochzeit ist nur ein Etappenziel. „In fünf Jahren feiern wir Kronjuwelenhochzeit“, sagt Friedel Meyer. „Und danach stehen dann unsere 100. Geburtstage an.“ Man muss ja Ziele haben im Leben.