Bochum. . Uraufführung und Klassiker begeistern zu Beginn der letzten Schauspielhaussaison unter Anselm Weber. Neues Tanas in den Kammerspielen lud ein.
- Gut gefülltes Haus zum Saisonauftaktwochenende
- Dostojewskl und Laura Naumann
- Zwei beisondere Inszenierungen begeistern Publikum
Mit der viel beklatschten Uraufführung von Laura Naumanns „Manchmal hat die Liebe regiert und manchmal einfach niemand“ endete am späten Sonntagabend das Saisonauftaktwochenende im Schauspielhaus. Nach Jan Klatas Dostojewski-Deutung, die das Publikum durchschüttelte, ging es in Jan Gehlers Naumann-Inszenierung behutsamer, aber nicht minder bewegend zu (siehe Hauptteil).
Starkstrom-Dostojewski
Zum Dostojewski am Freitag war das Große Haus gut gefüllt, allerdings lichteten sich die Reihen nach der ersten Pause. Klatas kompromisslos subjektive Deutung von „Verbrechen und Strafe“ bietet energisches, kontroverses Theater – nicht jede/r war bereit, sich darauf einzulassen. Wer es trotzdem tat, war gut beraten, denn dieser Starkstrom-Dostojewski kommt mit Bilderwucht & Spiellaune wie ein kleiner Frischlufttornado daher, der schablonisiertes (Bühnen)-Denken kräftig verwirbelt.
Schick im neuen „Tana’s“
Wer mochte, konnte sich über die Premiere später im n euen Tana’s austauschen. Das Restaurant im Kammerfoyer zeigt sich nach dem Komplett-Umbau verändert-vergrößert, alles wirkt très chic und luftig, „urban“ würde man mit einem Modewort sagen. Die Atmosphäre ist angenehm, die Speisekarte hat sich allerdings nur graduell verändert. Nach wie vor sind die Flammkuchen Schwerpunkt.
Große Schauspielerleistung
Bei einem leichten Weißen konnte man auch über große Schauspielkunst nachsinnen. Die gewohnt offensiv nach vorn spielende Jana Schulz steht als Mörder Raskolnikow naturgemäß im Mittelpunkt der Dostojewski-Aufführung, aber das Ensemble steht ihr in nichts nach, wobei sich vor allem die Theaterpreisträgerinnen Bettina Engelhardt und Sarah Grunert, aber auch Daniel Stock und Ronny Miersch Bestnoten abholten. Sehenswert auch Simin Soraya als Dunja; die 34-Jährige (sie war das süße Ferkelchen im „Ritter Trenk“) hat viel Potenzial, man darf auf ihre weiteren Rollen gespannt sein.
Unterhaltung und Tiefgang
Scheinwerferwechsel auf die Kammerspiele: Am Sonntag zur Uraufführung von Laura Naumanns Zeitgeiststück „Manchmal hat die Liebe regiert...“ war das kleine Haus nicht eben gut gefüllt. Eigentlich unverständlich, denn Naumanns Kunst besteht darin, gehobene Unterhaltung und Tiefergehendes geschickt zu verknüpfen. Befindlichkeiten der Wohlstandsbürger des 21.Jahrhunderts werden, ironisch gebrochen, zum Thema gemacht. Auch „Manchmal hat die Liebe regiert...“ bietet starkes Schauspieler-Theater, neben festen Königsallee-Größen wie Veronika Nickl, Therese Dörr und Torsten Flassig sind die eher selten in Bochum spielenden Karolina Horster als genervte Cloe und Jana Lissowskaja als ukrainische Mamutschka belebende Elemente.