Bochum-Werne. Michaela Glasstetter arbeitet in ihrem Atelier an Kleidung mit düsterer Note. „Gothic-Look“ erfreut sich vor allem bei Jüngeren großer Beliebtheit.

Bochum ist nicht Mailand. Trotzdem zog es die junge Modedesignerin Michaela Glasstetter ins Ruhrgebiet. Heute arbeitet die 36-Jährige in ihrem kleinen Atelier in Werne, ihre Kleidung vertreibt sie über ihr eigenes Label „Beron“. Ihr Stil: nostalgisch, aber nicht altmodisch, chic – und mit düsterer Note.

Diese Vision hatte sie schon zu Studienzeiten in der malerischen Weinberg-Idylle um Trier. Ihr Herz schlägt für die Gothic-Kultur. Da geht es um Tod und Vergänglichkeit, um die düsteren Seiten – aber auch um eine ästhetisch raffinierte Selbstinszenierung.

Nach dem Diplom in Modedesign machte sie sich zuerst gemeinsam mit einer Freundin selbstständig. Zusammen entwarfen sie opulente Gothic-Kostüme. Klar war den beiden, dass sie Süddeutschland dafür verlassen wollten. Doch wohin? „Berlin war zu überlaufen, München zu spießig und Hamburg zu regnerisch“, erzählt Michaela Glasstetter. „Wir haben überlegt: Wo gibt es viele, verschiedene, auch schrille Menschen?“ Und so kamen sie aufs Ruhrgebiet. Bochum, erzählt sie, war ihr seinerzeit schon ein Begriff: wegen der damaligen Langendreerer Szene-Kneipe „Zwischenfall“.

Atelier in ehemaliger Fleischerei

Aber Kostümeschneidern für den überschaubaren Kreis der schwarzen Szene reichte der jungen Designerin irgendwann nicht mehr. 2012 gründete sie ihr eigenes Label Beron. Vornehm düster bleibt ihr Stil trotzdem – und ihr Atelier befindet sich dazu passend im etwas gruseligen Ambiente einer ehemaligen Fleischerei: „Etwas skurril, aber passt doch“, findet sie. „Aber keine Angst, ich höre hier keine verstorbenen Tierseelen“, scherzt sie.

Skurril, aber nie überladen

Etwas skurril, aber nie überladen ist auch ihre Mode. „Ein bisschen Jugendstil, ein bisschen Tim-Burton-Style“, sagt sie mit Verweis auf den Regisseur von „Alice im Wunderland“. Ihre Kleider sind nicht überladen, aber verziert mit kleinen Spielereien. Zum Beispiel ihre Kollektion Kitty Circus, in welcher der düstere Gesamt-Look mit linkisch dreinblickenden Katzen-Silhouetten gebrochen wird. „Es soll gothic-affin sein, aber auch tragbar für den Alltag“, erklärt sie. Ihre Kleider sollen auf einer finsteren Party nach Mitternacht genau so funktionieren wie am Nachmittag im Eiscafé. Unter ihren Kunden sind Studenten, viele Mittzwanziger, aber auch ältere: „Meine älteste Kundin war 70“, erzählt sie.

Alle Fäden in der Hand

Stoffe besorgen, Ideen entwickeln, skizzieren, schneidern und verkaufen – Glasstetter hat am liebsten alle Fäden selber in der Hand, auch wenn das eine Menge Arbeit bedeutet: „Ich bin eben Perfektionistin.“

Wie lange sie für ein Kleid braucht, kann sie nicht sagen: „Es geht ja nicht nur ums Nähen – es ist die Idee, der Entwurf, das Abbrechen und wieder neu anfangen“, erklärt sie. Die besten Ideen, sagt sie, kommen ihr meist spontan. Und, wer hätte das gedacht, tatsächlich meist bei Tageslicht.

Verkauf über die eigene Internetseite

Michaela Glasstetter beliefert keine Boutiquen, sondern verkauft direkt an ihre Kunden. Ihre Internetseite www.missberon.de bietet einen Einblick in ihre Kollektionen. Wer ein Kleid aus ihrer Kollektion gerne etwas individueller gestaltet hätte, mit dem macht Glasstetter gerne einen Extra-Termin aus. Nähere Informationen:
Tel. 0151/ 27 12 46 56.