Bochum. Zum Tag der Jogginghose gestaltet Schneiderin Annette Wolter eine Schlabberhose modisch um. Eine ungewohnte Aufgabe, der sie sich aber gestellt hat.

Die Jeans kneift, der Reißverschluss klemmt, der Stoff ist hart und ungemütlich – alle, die sich täglich wünschten, sie könnten auch mal in Jogginghose zur Arbeit gehen, haben heute einen Grund zu feiern. Es ist internationaler Jogginghosen-Tag – ein kurioser Feiertag, den vier Schweizer im Jahr 2009 erfunden haben und der seitdem vor allem in sozialen Netzwerken breite Wellen schlägt. So wird etwa via Facebook zu Jogginghosen-Parties eingeladen oder es werden Fotowettbewerbe mit den besten Schlabberhosen-Bildern abgehalten.

Aber kann man sich auch an normalen Tagen selbstbewusst im Freizeit-Beinkleid zeigen? In einer trist-grauen Jogginghose aus den tiefsten Kleiderschrank-Katakomben eines WAZ-Reporters sollte man sich jedenfalls aller höchstens beim Müllraustragen sehen lassen.

„Mit Jogginghosen habe ich nicht oft zu tun"

Ein Job für Annette Wolter. Die 47-Jährige wohnt und arbeitet in ihrem eigenen Atelier „belle! Ahoi“, wo sie totgesagten Kleidungsstücken ein zweites Leben einhaucht. Wolters Konzept nennt sich „upcycling mode“ – sie will nachhaltige Mode schaffen und Unikate kreieren, indem sie alte und neue Materialien verbindet. „Mit Jogginghosen habe ich nicht oft zu tun“, sagt die Schneiderin und gelernte Grafikerin. Aber sie stellt sich der Aufgabe und versucht aus der alten Freizeit-Hose ein Ausgeh-Stück zu ­machen.

Also mustert Wolter den schwierigen Fall kritisch. Was aus ihrer Textilsammlung könnte passen? Soll schwarzer Cord zugeschnitten werden? Lieber Jersey-Stoff von einem alten T-Shirt? Oder doch eher geblümter Wollstoff? „Ich gucke mal, was sich machen lässt“, sagt sie und verspricht, die Transformation von schlabberig zu schick in zwei Stunden vollbracht zu haben.

Jogginghose mal ausgehfein

Das Ergebnis kann sich – nach sogar weniger als zwei Stunden – sehen lassen: „Jogginghose, mal ausgehfein – eine schlicht graue Hose zum Reiterstil“, nennt Wolter ihre Kreation. An der Farbe hat sie nicht viel verändert, nur hellblauen Musterstoff zugenäht. Aber was den Schnitt angeht, ist die Hose nicht wiederzuerkennen. „Ich fand die Form der Hose sehr langweilig. Deswegen habe ich lieber den Schnitt verändert als knallige Farben reingebracht.“ In vielen anderen Fällen experimentiert Wolter gerne mit Farben. „Viele mögen es ja etwas knalliger.“

Getragen werden soll die neu-alte Jogginghose zu einem hellblauen Jersey. „Dann ist man alles, nur nicht langweilig“, verspricht sie. Falls es also mal abseits vom Jogginghosen-Tag gemütlich zugehen soll: Die Alternative ist geboren.

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