Rosenberg. . „Für uns ist kein Geld da, für die Flüchtlinge schon“, hört man im Umfeld der neuen Unterkunft immer wieder. Stadt und Politik versuchen, entgegenzuwirken.

  • Großer Andrang beim Tag der offenen Tür in Flüchtlingsunterkunft in Harpen
  • Fehlende Infrastruktur im Umfeld wird kritisiert
  • Stadt und Politik basteln an Quartiersentwicklung für Rosenberg-Siedlung

Der Andrang beim Tag der offenen Tür, den die Stadt heute Nachmittag an der neuen Flüchtlingsunterkunft am Nordbad anbietet, ist groß. Hunderte Menschen schauen sich die modernen Wohnmodule an, in die ab Oktober die ersten Flüchtlinge einziehen sollen. Platz bietet sich hier für 450 Menschen. Die Stimmung ist friedlich, wenngleich viele der Besucher nicht glücklich über die aktuelle Entwicklung sind.

Drumherum, in der unmittelbaren Nachbarschaft, brodelt es hingegen. Es herrscht dicke Luft am Rosenberg. „Für uns ist kein Geld da, für die Flüchtlinge schon“, hört man immer wieder. Zur Erinnerung: Die Gesamtbaukosten für die Wohncontainer belaufen sich auf 11,1 Millionen Euro.

Fehlende Infrastruktur

Zahlreiche Bürger nutzten heute die Gelegenheit, die neue Flüchtlingsunterkunft anzuschauen.
Zahlreiche Bürger nutzten heute die Gelegenheit, die neue Flüchtlingsunterkunft anzuschauen. © FUNKE Foto Services

In Gesprächen mit Anwohnern merkt man deutlich, dass sich die Leute aus der Rosenberg-Siedlung abgehängt fühlen. „Das Nordbad wurde abgerissen, Schule und Kirche geschlossen, es gibt kaum Geschäfte, aber in eine Flüchtlingsunterkunft wird investiert“, sagt ein junger Mann, der seinen Namen nicht preisgeben möchte. „Viele hier sind enttäuscht, dass das Viertel so vergessen wird.“ Auf die fehlende Infrastruktur macht auch eine ältere Anwohnerin, die ebenfalls lieber anonym bleiben will, aufmerksam: „Dafür ist diese Wohnanlage viel zu groß.“

„Viele Bürger haben das Gefühl, dass in den letzten Jahrzehnten nichts für sie getan wurde“, beschreibt Kerstin Rathke, die sich in einer Art Bürgerinitiative vor Ort engagiert, die Stimmung. Diese wollen Stadt und Politik aufhellen. Ute Bogucki, Leiterin des Amtes für Soziales, verspricht „einen sanften Start“. Heißt: Die Flüchtlinge, die alle bereits in Bochum wohnen, werden nicht gleich zu Hunderten am Rosenberg untergebracht. Sie setzt auf den Erfahrungswert, dass die Sorgen der Bürger im Vorfeld meist größer sind als hinterher, wenn die Flüchtlinge eine Unterkunft bezogen haben. Dennoch sagt sie klipp und klar: „Wenn es Grund zum Ärgern gibt, muss es auch gesagt werden.“

Leichtbauhallen sollen freigezogen werden

In die neue Unterkunft am Rosenberg sollen ab Oktober vor allem Flüchtlinge ziehen, die stadtweit in Einrichtungen wohnen, die von Caterern beliefert werden. Die Caterer kosten nämlich richtig Geld. „Außerdem wünschen sich viele Flüchtlinge, sich selbst versorgen zu dürfen“, sagt Ute Bogucki, die Leiterin des Amtes für Soziales.

Zu diesen „belieferten“ Unterkünften zählen die an der Alten Wittener Straße 80 in Laer, die an der Kollegstraße in Querenburg, die an der Straße Auf dem Esch in Wattenscheid, die Schule Von-der-Recke-Straße in Hamme und die Schule an der Roonstraße in Wattenscheid. Ute Bogucki: „Ziel ist es, die Leichtbauhallen sukzessive freizuziehen.

Dass die Stimmung am Rosenberg schlecht ist, hat auch Ute Bogucki mitbekommen. Und sie macht sich nichts vor: Wir werden nicht jeden überzeugen können.“ Sie zeigt mitunter auch Verständnis für die Sorgen und Einwände der Anwohner. „Man darf die Kommunalpolitik durchaus auch kritisch betrachten.“

Die Politik – zumindest die Bezirksvertretung Nord – ist sehr darauf aus, für den Rosenberg etwas zu tun. „Wir stricken gemeinsam mit der Verwaltung derzeit an einem Konzept für die Quartiersentwicklung – nicht nur für Flüchtlinge, sondern vor allem für die Bürger vor Ort“, berichtet Bezirksbürgermeister Henry Donner (SPD). Spruchreifes erhofft er sich schon für den nächsten Monat. Ziel sei es, etwa einen Jugendtreff ins Leben zu rufen. Und auch die Ladenzeile an der Händelstraße attraktiver zu gestalten. Alles in enger Zusammenarbeit mit lokalen Akteuren. „Es fehlt an vielem“, weiß Donner. „Umso wichtiger ist, dass jetzt was getan wird. Für alle!“