Bochum/Langendreer. . Abriss der Brücke über die Unterstraße in Langendreer. Nach dreieinhalb Stunden ist das Stahlkonstrukt beseitigt. Seit Jahrzehnten nicht mehr genutzt.
Jetzt ist sie weg. Geschichte. Am Samstagvormittag um 11.25 Uhr lässt der 40 Meter hohe Kran die grüne Brücke, die Minuten zuvor noch über die Unterstraße ragte, hinab. Ein paar Schaulustige und Hobbyfotografen haben sich hinter den Absperrungen versammelt, um das Schauspiel zu verfolgen. Sieht man ja nicht alle Tage, dass eine Brücke abgerissen wird. Dreieinhalb Stunden dauert es letztlich, das 19 Tonnen schwere Stahlkonstrukt zunächst in die Drahtseile einzuhängen, dann links und rechts an den Seiten durchzutrennen und schließlich abzusetzen. Eine Arbeit, die im Zuge der Straßenbahnerweiterung der Linien 302 und 310 gleich miterledigt wird. Denn genutzt wurde die Brücke seit Jahrzehnten nicht mehr.
Als Landmarke wird sie fehlen
Beim ersten Versuch, die Brücke zu lösen, ziert sie sich noch. Noch einmal müssen die Arbeiter mit ihren Schneidbrennern ran und lassen die Funken sprühen. Dann, um 11.15 Uhr, sieht es schon besser aus. Der Kran zieht an, die Brücke bewegt sich, gerät nach ein paar Sekunden in Schieflage – und bleibt wieder hängen. Ein Bagger hilft mit der Zange nach. Packt zu und rüttelt an der Brücke. Es knarzt, es knackt. Klong – und ab ist sie.
Minuten später liegt die 24 Meter lange Brücke auf der Unterstraße. Bereit, entsorgt zu werden. „Ein 18-Meter-Stück wird direkt auf einen Tieflader geladen und entsorgt“, erklärt Falk Schmidt, der als Polier der Firma Reisse-Bau (ist für den Abschnitt G der Straßenbahn-Erweiterung auf der Unterstraße zuständig) die Arbeiten beaufsichtigt. „Der Rest wird zerkleinert und in Container verfrachtet.“ Um 15.45 Uhr ist auch dies erledigt. Und der Verkehr kann wieder fließen.
„Für unseren Linien musste die Brücke nicht weichen“, stellt Astrid Metz von der Bogestra am Rande klar. „Dort, wo ein Lkw drunter her passt, haben auch unsere Bahnen keine Probleme.“ Dennoch hat die Bogestra beim Abriss den Hut, Pardon, Helm auf. „In der Arbeitsteilung mit der Stadt ist diese Aufgabe uns zugefallen“, erklärt Metz.
Eine andere Geschichte
In Benutzung war die Brücke schon lange nicht mehr. Seit ziemlich genau 25 Jahren. Denn als die Ampel vor der Stadtteilbücherei am 13. September 1991 in Betrieb ging, damit die Schüler der Schulen auf beiden Seiten der Unterstraße sicher die Straße überqueren können, waren die Dienste des Übergangs nicht mehr gefragt. Errichtet wurde sie Anfang der 80er, zusammen mit dem Neubau des Lessing-Gymnasiums und der Franz-Dinnendahl-Realschule gegenüber. Laut Stadt, um den Gymnasiasten den gefahrlosen Übergang zur Sporthalle und anders herum den Realschülern die Nutzung des Lehrschwimmbeckens „im Lessing“ zu ermöglichen. „Im Laufe der Jahre hat sich diese Möglichkeit als wenig praktikabel erwiesen, da die Brücke immer von dem begleitenden Lehrpersonal geschlossen werden musste“, sagt Stadtsprecherin Annika Vößing. „Sie wurde daher kaum genutzt.“
Arbeiten auch nebenan im Lessing-Gymnasium
Auch nebenan, im Lessing-Gymnasium, laufen die Arbeiten reibungslos. Die Fußböden in den naturwissenschaftlichen Räumen sind schon drin“, berichtet Schulleiter Frank Saade. „Diese Woche kommen schon die Möbel für die Biologie.“
Aktuell werden neue Türen zur Brandschutzsicherung eingebaut.
Erdmann Linde kennt noch eine andere Geschichte. Er wohnt nur ein paar Straßen entfernt und schaut deshalb beim Brücken-Abriss „mal eben“ vorbei. „Sie war für die Stadt eine reine Zuschussanlage. Den bloßen Bau der Realschule hätte die Bezirksregierung damals nicht gefördert, wohl aber ein Schulzentrum. Dieses entstand durch die Verbindungsbrücke zum Lessing-Gymnasium . . .“ Wie auch immer – Erdmann Linde wird die grüne Brücke vermissen. Zumindest als Landmarke. „Durch sie war die Wegbeschreibung nach Langendreer immer einfach, wenn man sagen konnte, ,zweite oder dritte Straße hinter der grünen Brücke rechts rein’.“ Nun, bald heißt es dann, immer den Straßenbahnschienen längs.
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