Bochum. 80 bis 120 Personen, die in Bochum in Flüchtlingseinrichtungen gearbeitet haben, warten nach einigen Angaben seit Monaten auf ihren Lohn.
- 9,3 Millionen Euro gibt Bochum in diesem Jahr für Sicherheitsdienste in Flüchtlingseinrichtungen aus
- Zahlreiche Beschäftigte einer Security-Firma beklagen, sie hätten seit Monate kein Geld bekommen
- Außerdem hätten sie nie einen Arbeitsvertrag erhalten und seien immer wieder vertröstet worden
Beschäftigte, die seit dem Herbst 2015 in Bochumer Flüchtlingseinrichtungen für den Sicherheitsdienst zuständig waren, sollen dies ohne gültigen Arbeitsvertrag getan haben. Und nachdem sie in den ersten Monaten ihr Gehalt noch bar ausgezahlt bekamen, warten viele von ihnen nun seit Juni, einige sogar seit April, auf ihr Geld. Dabei soll es um Beträge von jeweils mehreren Tausend Euro für vermutlich etwa 80 bis 120 Personen gehen.
„Als noch monatlich ausgezahlt wurde, hatte der dafür zuständige Mann mehrere Zehntausend Euro aus Gummersbach abgeholt“, heißt aus in Kreisen der Betroffenen. „Wir haben nie einen Vertrag erhalten, obwohl wir immer wieder darauf gedrängt und alle notwendigen Unterlagen mehrfach eingereicht haben“, erklärten die Betroffenen im Gespräch mit der WAZ. Sie seien immer wieder vertröstet worden und sehen sich jetzt nicht nur um ihr Geld geprellt, sondern auch dem Vorwurf der illegalen Beschäftigung ausgesetzt. „Wir mussten uns Geld leihen, um unsere Miete und vieles andere zu bezahlen und wissen einfach nicht mehr weiter. Jetzt hoffen wir, dass die Stadt uns hilft.“
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Beauftragt hat die Stadt, die allein 2016 mit Kosten von 9,3 Millionen Euro für die Sicherheitsdienste in drei Leichtbauhallen, zwölf mobilen Wohnanlagen, vier ehemaligen Schulgebäuden und weiteren Objekten rechnet, die Rheinischen Sicherheits Dienste (RSD) aus Köln, mit denen es einen Rahmenvertrag und Einzelverträge gibt.
Verträge gekündigt
„Wir haben auch RSD-Kleidung getragen“, sagen die Beschäftigten. Allerdings haben die Kölner, so RSD-Vertriebsmanager Burkhard Emonds, die Firma Westturm Sicherheitsdienste aus Gummersbach als Subunternehmer beauftragt. Die wiederum habe, „was wir nicht wussten“, so Emonds, noch eine weiteren Subunternehmer engagiert. Für Stellungnahmen waren beide Subunternehmen gestern bis zum Abend nicht zu erreichen. Zwölf bis 15 Stunden, so schildern es die Betroffenen, hätten sie ihren Dienst, häufig in der Nacht, versehen – anfangs für einen Stundenlohn von 6,50 Euro, später dann für 7,50 Euro. „Wir haben Kontrollgänge gemacht, das Essen verteilt, waren als Ansprechperson da und noch vieles mehr.“
Von wem und wann sie ihr ausstehendes Geld bekommen, ist ihnen unklar. Ein Betroffener hat einen Rechtsanwalt eingeschaltet. Die Stadt erklärt derweil: „RSD ist unser Vertragspartner. Dem gegenüber haben wir deutlich gemacht, dass wir so eine Praxis, wie sie geschildert wurde, nicht tolerieren“, sagt Stadt-Sprecher Thomas Sprenger. Ansonsten seien der Verwaltung die Hände gebunden. Und auch RSD sieht sich nicht in der Verantwortung. Sie habe die mit Westturm vertraglich vereinbarten Leistungen bezahlt, habe aber mit der Lohnzahlung nichts zu tun. Und nachdem erst Westturm seinem Subunternehmer gekündigt und im Juni wiederum RSD den Vertrag mit Westturm beendet habe, „erledigen jetzt zu 99 Prozent RSD-Mitarbeiter den Auftrag in Bochum“, sagt Vertriebsmanager Burkhard Emonds.