Bochum. In zwei Betriebsversammlungen sprachen Beschäftigte und Geschäftsführung am Freitag über die prekäre Lage beim Traditionsunternehmen Eickhoff.

  • Eickhoff-Gruppe muss nach Umsatzeinbruch in der Bergbausparte sparen
  • Kündigungen sollen, so Betriebsrat und IG Metall, nur das letzte Mittel sein
  • Erst müsse über Arbeitszeitverkürzung oder andere Alternativen nachgedacht werden

In zwei Betriebsversammlungen am Freitagmorgen und -abend haben Geschäftsführung und Betriebsrat der Eickhoff-Gruppe die 1100-köpfige Belegschaft über die prekäre Lage des Unternehmens informiert (die WAZ berichtete).

Ein Umsatzeinbruch in der Bergbausparte zwingt das Traditionsunternehmen nach Aussage des geschäftsführenden Gesellschafters Dr. Paul Rheinländer dazu, die Kosten um 20 Prozent zu reduzieren. Es drohen Kündigungen.

Ob es dazu kommen wird und welche Vereinbarungen Eickhoff mit seinen Beschäftigten trifft, darüber werden Geschäftsführung und Betriebsrat in den nächsten Wochen verhandeln. Betriebsratsvorsitzender Volker Naurath (59) kritisiert indes, dass es bislang nur wenige Informationen aus der Vorstandsetage gebe. Er habe am Freitag deutlich gemacht, dass sich dies unbedingt ändern müsse. „Jetzt ist ein ständiger Austausch nötig.“ Zumindest in einem Punkt sind sich beide Seiten einig. Die Situation dürfe sich nicht so zuspitzen wie vor zwei Jahren, als 140 Beschäftigte das Unternehmen verlassen mussten und etliche Fälle vor dem Arbeitsgericht landeten.

Kein Kommentar. Ein Beschäftigter nach dem anderen verlässt das Werksgelände auf der rückwärtigen Seite, steigt in sein Auto und düst davon. Die Mittagsschicht bei Eickhoff ist zu Ende. Reden möchte an diesem Freitagmittag niemand über die angespannte Lage des Unternehmens, das in den 1990er Jahre eine große Krise bewältigt hat und dem seit dem attestiert wird, die Umstellung von der sterbende Bergbausparte in Zukunftstechnologien geschafft zu haben.

Eigentlich. Aber da die Nachfrage nach Bergbautechnik dramatisch zurückgegangen ist, reichen die bisherigen Anstrengungen offenbar nicht aus. „Der Markt in China ist tot“, so Betriebsratsvorsitzender Volker Naurath. Und der Gesichtsausdruck, mit dem er das sagt, spricht Bände. Die Sorgen, die sich der Energieanlagenelektroniker, der seit 39 Jahren im Unternehmen ist, macht, sind nicht zu übersehen. Der Morgen war besonders anstrengend. Und das nach einer Woche, an deren Anfang die Hiobsbotschaft aus der Geschäftsführeretage kam und die die ganze Woche über zu den wildesten Gerüchten in der Belegschaft geführt hat.

Generationenvertrag beschlossen

„Einfach war es nicht, sich in einer solchen Situation da vorne hinzustellen und zu den Kollegen zu sprechen“, sagt Naurath über seine Rede. Zumal es noch so gut wie gar nichts Konkretes zu sagen gebe. Welche Vorstellungen die Geschäftsführung habe, behalte sie bislang für sich.

„Ich bin ein bisschen enttäuscht“, sagt Eva Kerkemeier. Vor kurzem sei bei Eickhoff schließlich ein neuer Haustarifvertrag vereinbart worden mit einer Komponente für die älteren Beschäftigten. „Dieser Generationenvertrag sieht vor, dass wir zugunsten der rentennahen Jahrgänge auf einen Teil unserer Lohnerhöhung verzichten“, erklärt Betriebsrat Naurath.

Mit den in Frage kommenden Kollegen, etwa 150 werden in den nächsten fünf Jahren in Rente gehen, „hätte schon längst gesprochen und ein Angebot unterbreitet werden können“, so Kerkemeier. Dann wäre jetzt vielleicht schon klar, wie viele Beschäftigte sich vorstellen können, freiwillig auszuscheiden. Listen existieren bereits. „Einige Leute haben sich schon bei mir gemeldet und gesagt, dass sie raus möchten“, so Volker Naurath.

Wen es treffen könnte, ist völlig offen: gewerbliche oder Verwaltungsmitarbeiter, Bergbau- oder auch Windkraftsparte. „Das ist alles Spekulation“, so der Bochumer. Kündigungen sind aus Sicht der Arbeitnehmervertretung ohnehin nicht das einzige und schon gar nicht das erste Mittel, um die Krise zu bewältigen.

Arbeitszeitverkürzungen seien möglich, zumal bei Eickhoff noch 38 Stunden die Woche gearbeitet wird und nicht 35 wie in Betrieben, für die der Metall-Tarif gilt. Unabhängig von der Entwicklung wurde ohnehin schon Kurzarbeit für die Gießerei vereinbart, sie beginnt nächste Woche.

Auch über Vereinbarungen wie bei Thyssen-Krupp, wo bis 2020 eine Wochenarbeitszeit von 31 Stunden verabredet sei, könnten möglich sein, so Eva Kerkemeier. „Wer sagt, dass so etwas nur im Stahlbereich möglich sein soll.“ Zumindest müsse man über alle Möglichkeiten sprechen.

Aus ihrer Sicht darf keine Zeit verloren werden: „Als erstes muss der Arbeitgeber den älteren Beschäftigten konkrete Angebote machen. Dann muss der Betriebsrat die aktuellen Zahlen bekommen. Und er muss dem angekündigten Arbeitskreis Prozessoptimierung angehören.“ Schließlich verfüge niemand über mehr Wissen in Sachen Produktion als die Belegschaft. „Und wenn es um Entlassungen gehen sollte, denke ich, gibt es auch einige Führungskräfte, auf die man verzichten könnte.“