Bochum. . Vor mehr als einem Jahr wurden aus dem gleichen Grund 37 Sporthallen gesperrt. Nun sind zunächst vier Schul-Veranstaltungsräume geschlossen worden.
- Erster Schaden trat an der Pestalozzi-Realschule auf
- 48 Schul-Aulen wurden oder werden überprüft
- Stadt geht davon aus, dass mindestens sechs Aulen saniert werden müssen
Erst die Sporthallen, nun die Aulen. Vor mehr als einem Jahr musste die Stadt 37 Sporthallen sperren, weil die Gefahr bestand, dass Teile der Decke herunterfallen. Nun hat sie aus dem gleichen Grund bereits vier Schulaulen gesperrt und überprüft bis Mitte September weitere. Festgestellt wurden die Probleme zuerst an der Pestalozzi-Realschule.
Vorsorglich gesperrt wurden zudem die Aulen der Weilenbrinkschule und der Natorpschule (beides Grundschulen) sowie der Franz-Dinnendahl-Schule. Dort zumindest ist es unproblematisch. Diese Schule steht inzwischen leer. Die Realschule, die bis zu diesem Zeitpunkt dort untergebracht war, wurde aufgelöst.
Deckenverkleidung stützte herunter
Anschauungsmaterial, um die Problematik deutlich zu machen, hatte Andreas Große-Holz noch. Vor etwas mehr als einem Jahr hatte es der Mitarbeiter der Zentralen Dienste, Abteilung Technisches Gebäudemanagement, angefertigt. Es sind jeweils zwei Holzstücke, die mit Nägeln verbunden sind. Bei einem Modell sind die Nägel gerade eingeschlagen, beim anderen schräg. Damit ließ und lässt sich gut zeigen, was (wieder) das Problem ist.
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Vor bereits mehr als einem Jahr waren in einer Schul-Turnhalle im Stadtteil Stiepel Teile der Deckenverkleidung zu Boden gestürzt. Zum Glück während der Schulferien, ohne jemanden zu verletzen. Techniker fanden seinerzeit heraus, dass wohl Baupfusch und Materialermüdung der Grund waren. Die Decke in der Halle war mit Faserplatten verkleidet, die aus Zement und Holzwolle gepresst sind und an Holzleisten genagelt worden waren. Die Arbeiter haben die Nägel laut Stadt damals gerade in die Decke geschlagen. Tatsächlich hätten die Platten mit schräg versetzten Nägeln befestigt werden müssen.
Finanzieller Schaden
Mit einer Sperrung ist deshalb voraussichtlich zudem bei den Aulen an der Arnoldschule, der Hans-Christian-Andersen-Schule, der Neulingschule, der Grundschule Linden, der Cruismannschule und der Hilda-Heinemann-Schule zu rechnen. Bereits untersucht und als unbedenklich eingestuft wurden die Aulen der Schiller-Schule und der Heinrich-Kämpchen-Schule.
„48 Aulen haben wir vorgeprüft“, sagte Frank Allmeroth von den Zentralen Diensten der Stadt. „19 davon sind völlig unkritisch, bei elf weiteren sehen wir ebenfalls keine größeren Gefahren, zwölf haben wir untersucht, sechs müssen noch untersucht werden. Ich gehe davon aus, dass am Ende fünf bis sechs Aulen gesperrt und saniert werden müssen.“ Wie hoch der finanzielle Schaden für die Stadt ist, lässt sich erst ermitteln, wenn klar ist, wie viele Räumlichkeiten saniert werden müssen.
Erst die Turnhallen, dann die Aulen. Stadtbaurat Markus Bradtke hofft, „dass das das Ende der Fahnenstange ist und nicht noch Klassenräume von der gleichen Problematik betroffen sind. Aber wir können nichts ausschließen und werden weiter sehr aufmerksam sein“.
Frist für Regress abgelaufen
Die Aula ist vorerst gesperrt. Der Tag der offenen Tür findet am Dienstag der kommenden Woche an der Weilenbrinkschule dennoch wie geplant statt. „Wir ziehen mit der Veranstaltung in die Turnhalle um“, sagt die stellvertretende Schulleiterin Viola Klekamp.
„Das ist unproblematisch. Schwieriger ist es schon mit unserem Musikunterricht. Er findet immer in der Aula statt. Aber da haben wir Hilfe von Probst Michael Ludwig aus der Kirche St. Peter und Paul bekommen. Bis Februar können wir einen Raum in der alten Propstei nutzen.“
Stadt geht bei Gefahr kein Risiko ein
Nicht überall werden sich Probleme so leicht lösen lassen. Stadtbaurat Markus Bradtke ist das bewusst. „In den Aulen finden ja oft an Weihnachten die Krippenspiele statt. Das könnte an einigen Schulen schwierig werden Ich habe Verständnis für die Schulen. Aber bei Gefahr kann es für uns nur heißen: Tür zu.“
Die Tür zu ist für die Stadt auch beim Thema Regress. „Da haben wir keine Möglichkeiten mehr“, sagt Frank Allmeroth von den Zentralen Diensten. „Die Gebäude sind in den Siebziger Jahren gebaut worden. Es gibt eine Frist für verdeckte Schäden. Die läuft nach 30 Jahren ab. Die 30 Jahre sind rum.“