Mitte. . Straßenfest fand bereits zum zweiten Mal statt. Langsam entwickelt sich die Veranstaltung zum neuen Treff. Wo thailändische Küche auf Kartoffelsalat trifft.

Sichtlich verdutzt guckt der Fahrer eines roten Kleinwagens, als er in die Straße „Am Kortländer“ einbiegen will. Anstatt sie passieren zu können, erblickt er Sofas, Sessel und Holzbänke. Denn die Ecke „Am Kortländer“ gehörte am Samstag nicht den Autofahrern, sondern alleinig den Besuchern des Nachbarschaftsfestes.

„Wir sind total bunt, multikulti eben“, sagt Frauke Burgdorff. Sie ist Mitbegründerin des Nachbarschaftsvereins Kortland, der aus elf Mitgliedern besteht. „Bei einem netten Abend in der Trinkhalle kam uns die Idee. Wir wollen nett und friedlich im Viertel zusammenleben“.

Straßenfest kommt gut an

Das Straßenfest findet bereits zum zweiten Mal statt. Im letzten Jahr sei es noch zögerlich angenommen worden, diesmal machten nahezu alle mit. Dazu gehört zum Beispiel Alexander Philipps, der am „offenen Buffet“ selbst gemachtes Thai-Curry verkauft. Offen, das heißt: „Das Essen gibt es gegen Spende. Jeder gibt das, was er für richtig hält. Und wenn jemand gar nichts hat, dann ist das auch okay“, erklärt der 42-Jährige. Die thailändische Küche begeistere ihn schon immer. „Die Thailänder haben ihre Küche mit der europäischen kombiniert“, fängt er an zu erzählen und liefert zum dampfenden Curry gleich kulinarisches Hintergrundwissen dazu.

Die Band „No Country for old men“
Die Band „No Country for old men“ © FUNKE Foto Services

Ein besonderer Renner ist auch der „Kartoffelsalat von Frau Fischer“, der unter diesem Namen schon berühmt ist. „Frau Fischer ist eine ältere Nachbarin. Es ist schön, die Leute mit so einer Generationsspanne zusammenzubringen“, meint eine Besucherin. Auch Peter Gurack, Mitarbeiter in der Trinkhalle und Vereinsmitglied, hat Spaß an der Entwicklung des Viertels. „Wir aktivieren die nördliche Innenstadt jenseits des Bermuda-Dreieck-Kommerzes“. Es gehe um ein alternatives Gemeinschaftsprojekt.

Kulturen zusammen bringen

Während zwei kleine Jungen an einem Straßenkicker spielen, verkauft Erol Karakurt vom Café Eden Lose. „Jedes Los gewinnt. Die Gewinne sind alle gespendet worden“. Genau wie beim letzten Mal werden auch Jutebeutel bedruckt. „Jedes Jahr haben wir ein neues Logo. Das ermitteln wir in einem Wettbewerb“, erklärt Anne Koltermann. Der diesjährige Gewinner ist Marc Baumann, der mit dem Design eines roten Hauses das Viertel beschreibt. „Es ist das Kortländer Eckhaus an der Herner Straße 1 mit der damaligen Nummer 481“, so Koltermann. Die Farbgebung rot und weiß gehe auf die polnische Geschichte des Viertels zurück.

Das Kortlandfest bringt verschiedene Kulturen zusammen. Libanesische Falafel werden Stand an Stand mit Kartoffelsalat und arabischer Pizza verkauft. „Das Fest integriert“, sagt Corinna Hügging, die in der Kinderecke beim Malen hilft. „Es ist ein Nachbarschaftstreff, aber es kommen immer neue Leute dazu“, beschreibt Michael Höffken von der veganen „Kombüse“ den Charakter des Festes. Zu dem Klang von „Avantgarde Punk“ verkauft er sogenannte Seitan-Döner, ein Produkt aus Weizeneiweiß. Die Besucher David Adler und Johanna Prohl wohnen erst seit kurzem in Bochum, sind aber vom charmanten Fest begeistert. „Man kommt schnell ins Gespräch, der improvisierte Stil hat Flair“, so Adler. Das dürfte Corinna Hügging nicht wundern: „Es ist so toll, weil wir unser Viertel so mögen!“