Bochum. . Das Awo-Mobil besucht Flüchtlingsunterkünfte, um mit den Kindern zu spielen und sie in Kindergärten zu vermitteln. Jetzt hat Hannelore Kraft mit einem Besuch ihre Anerkennung dafür ausgedrückt.

  • Das Projekt der Awo möchte in Bochum möglichst früh ansetzen, um Integration zu erleichtern
  • Kinder sollen an Kita-Strukturen gewöhnt werden
  • Hannelore Kraft (SPD) besucht das Projekt im Rahmen einer Sommerreise

In einem kleinen Container, der zu der Flüchtlingsunterkunft am Bövinghauser Hellweg in Gerthe gehört, sitzt eine Hand voll Kinder um einen Tisch herum und bastelt aus Papptellern Masken. Ein kleiner Junge zeigt auf den Tisch und sagt etwas auf arabisch. „Was möchtest du?“, fragt Julia Ascherfeld, eine der ehrenamtlichen Helferinnen. „Das Klebeband? Die Stifte? Die Wolle?“

Nein, er möchte die Schere und wiederholt das Wort, als sie ihm von einem Mädchen gereicht wird. Was hier passiert, möchte „frühestmögliche Integration von Flüchtlingskindern durch verschiedene Spiel- und Lernangebote“ sein. Der Spracherwerb steht dabei an oberster Stelle. „Wenn ich komme, wird nur Deutsch gesprochen, außer es gibt Streit. Schimpfwörter kennen sie bisher nur in ihrer Muttersprache“, erzählt Projekt-Leiterin Jana Schlüter lächelnd.

Durch Fluchterfahrung geben Eltern ihre Kinder nicht gerne weg

Dreimal die Woche kommt die angehende Erziehungswissenschaftlerin mit „Frieda, der mobilen Kita nach Gerthe, um zu spielen, zu basteln, Lieder zu singen. Und um zwischen Eltern und lokalen Kindergärten zu vermitteln, freie Plätze abzufragen, Mütter und Väter von dem für eine gelingende Integration so wichtigen Kita-Besuch zu überzeugen. An anderen Tagen ist sie in den Flüchtlingsunterkünften in Stiepel und Wiemelhausen. In Stiepel hat Schlüter bereits 12 von 14 Kinder in Einrichtungen untergebracht.

Am Mittwoch herrscht große Aufregung auf dem Gelände. Nahezu alle 103 Bewohner, davon 30 Kinder und Jugendliche sind auf den Beinen. Im Rahmen ihrer Sommerreise besucht Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) gemeinsam mit dem Landtagsabgeordnetem Serdar Yüksel (SPD) die Unterkunft und besichtigt das Brückenprojekt. „Durch die Fluchterfahrung geben Eltern ihre Kinder nicht gerne her“, sagt Yüksel.

Zwei neue Awo-Projekte geplant

Deshalb sei es wichtig, dass durch solche Initiativen Hemmungen abgebaut und erste Schritte getan würden. Kraft setzt hinzu: „Es ist wichtig, dass diese Kinder in Kitas gehen, um ihren Kopf von den traumatischen Erfahrungen frei zu bekommen und schnell die Sprache zu lernen.“ Einen syrischen Vater fragt sie, ob er seine Kinder in eine Einrichtung geben möchte. „Ja gerne“, antwortet der mittels eines Dolmetschers, „wir haben die Kinder aus dem Krieg heraus geholt und jetzt wollen wir sie lernen lassen.“

Jana Schlüter fühlt sich und ihre Arbeit gut angenommen. So gut, dass die Awo Anfang September gleich zwei neue Projekte starten möchte: „Friedolin“, für die Stadtteile in denen viele Neubürger Wohnungen gefunden haben, um „einer Ghettoisierung vorzubeugen“ und das „Willkommensnest“für Kinder unter drei Jahren und deren Eltern.