Wiemelhausen. . Manfred Althaus verwandelt edelste Rohstoffe in Instrumente. In seinem Keller stapeln sich Gitarren, Mandolinen und Zithern. Letztere spielt er selbst.

Die Hobby-Werkstatt im Keller ist bis unter die Decke gefüllt mit Holz aus aller Welt. In den Regalen warten Haselfichte aus den Dolomiten, ostindischer Palisander, Makassar-Ebenholz aus Malaysia und Mahagoni auf Manfred Althaus: Der 69-Jährige verwandelt die kostbaren Rohstoffe seit über 50 Jahren in wohlklingende Instrumente – stetig auf der Suche nach dem perfekten Ton.

Der ersten Gitarre nahm er sich mit „16, 17 Jahren“ an: „Das wurde schnell langweilig, die gibt’s ja wie Sand am Meer.“ Althaus erweiterte sein Spektrum um Zithern. Etliche Zupf- und Saiteninstrumente verschiedener Formen und Arten sind durch seine Hand entstanden, mindestens ebenso viele brachte er wieder auf Vordermann. „Wenn jemand ‚Zither‘ hört, denkt er sofort an Lederhosen und Berge. Das ist aber Quatsch, die Zither ist ein volles Klangwerkzeug.“

Bei der Arbeit leiden die Finger

Und deutlich komplexer in ihrer Spielweise als z.B. die Gitarre, wie Althaus kurzerhand hörbar macht. Seiner 42-saitigen Konzertzither, die er auch für das Zitherorchester Langendreer einsetzt, entlockt er Melodie, Begleitung, Bass und Kontrabass gleichermaßen, erzeugt so ein dichtes Klangkonstrukt. Den Daumen der rechten Hand umschließt ein „Zitherspielring“, mit dem er die fünf Saiten des Griffbretts anschlägt. „Bei allen anderen Fingern muss das Fleisch dran glauben“, wirft er amüsiert mit Blick auf seine verhornten Kuppen ein.

Mit viel Gefühl geht Manfred Althaus bei der Arbeit zu Werke.
Mit viel Gefühl geht Manfred Althaus bei der Arbeit zu Werke. © Gero Helm / FUNKE Foto Services

Neben Zithern und Gitarren finden sich Mandolinen, Ukulelen und Leiern in seiner Kollektion. Alle wurden von Althaus selbst gebaut oder restauriert. Für den gelernten Maler ist es weit mehr als ein Hobby. Wände und Werkstatt in seinem Haus in Wiemelhausen zeugen von einer klangvollen Leidenschaft, die ihn seit jeher beschäftigt. „Für eine richtige Ausbildung im Instrumentenbau hätte ich als Jugendlicher Bochum verlassen müssen. Dafür fehlte nicht zuletzt das Geld.“

Eine Koryphäe im Instrumentenbau

Dass Althaus dennoch fraglos zu einer Koryphäe auf seinem Gebiet zählt, wird im Gespräch deutlich. Der Rentner („Seit meinem Ruhestand habe ich noch mehr Zeit für meine Werkstatt“) begeistert mit seinem schier grenzenlosen Fachwissen über Materialwahl, Bauweise, Alleinstellungsmerkmale sowie Bundreinheit, die nur im Zusammenspiel den gewünschten Sound erzeugen können. Essenziell: „Man muss mehr als die mathematischen Berechnungen bedenken. Letztlich muss man darauf spielen und schöne Klänge erzeugen können.“

In einem halben Jahrhundert kamen so manche Anekdoten zusammen: „Jemand brachte mir mal eine mehr als 100 Jahre alte Gitarre, die total in den Binsen war.“ Hatten Gitarren- und Geigenbauer nur mitleidig abgelehnt, scheute Althaus die Herausforderung nicht.

„Eigentlich wäre die Reparatur unbezahlbar gewesen, aber ich mach es zum Spaß, nicht für den Profit“, sagt Manfred Althaus. „Am Ende war ich so von dem warmen Klang und der einzigartigen Form der uralten Gitarre überzeugt, dass ich sie direkt noch einmal nachgebaut habe.“

Stolze Besitzerin des Replikats ist nun seine Tochter.

Unterstützung von der nächsten Generation 

Die eigene Hobby-Werkstatt betreibt Manfred Althaus seit mehr als 33 Jahren. Neben Instrumenten baut sich der Bastler auch Werkzeuge und andere Hilfen selbst: „Die Profi-Geräte sind doch unbezahlbar. Also muss man sich ‘was einfallen lassen.“ Einen alten Motor funktionierte er u.a. zu einer Poliermaschine um, die dem Holz besonderen Glanz verleiht.

Anna Neumann (25) unterstützt Manfred Althaus (69) bei Instrumentenbau- und -reparatur.
Anna Neumann (25) unterstützt Manfred Althaus (69) bei Instrumentenbau- und -reparatur. © Gero Helm / FUNKE Foto Services

Seit November bekommt er Unterstützung von der nächsten Generation. Anna Neumann absolviert derzeit ihre Ausbildung im Tischlerhandwerk an der Ruhr-Universität, wo sie den langjährigen Mitarbeiter Althaus kennenlernte. „Er hat mich zum Glück gefragt, ob ich bei ihm mitmachen möchte. Wann kriegt man schon mal so eine Chance?“, ist die 25-Jährige aus Lünen dankbar.

Eng verbunden ist Althaus, der auch als Musiker einen exzellenten Ruf genießt, mit dem Zitherorchester aus Langendreer, dessen Mitglied er ist. 1894 gründeten Musikfreunde in der ehemaligen „Gastwirtschaft Kneist“ (Hauptstraße) den „Zither-Club Alpenrose zu Langendreer“. In der über 120-jährigen Geschichte folgten etliche Konzerte und Auszeichnungen.

Kontakt zu Manfred Althaus unter Tel. 0234 / 62 33 93 87