Bochum. Fachmänner für die wertvollen Tasteninstrumente eröffnen in Weitmar neues Geschäft. Traditionsunternehmen und Quereinsteiger finden zueinander und bleiben dabei selbstständig.
Es ist das Wissen um den rechten Klang und um den richtigen Handgriff. Und es ist die Idee, dass das Ganze mehr sein kann, als die Summe seiner Teile, die drei Klavierbauer zueinander führte.
Der erste im Bund, Thomas Reisberg, ist heute beim Fototermin leider nicht dabei. Doch er liefert im Trio die neuen Instrumente. Sie sind dann nicht nur in seinem eigenen Geschäft in Dortmund zu kaufen, sondern auch im „KlavierEck“ in Bochum-Weitmar. Mit Reisberg ist ein Meister seines Fachs im Team, dessen Familie schon seit 1928 mit dem Klavierstimmen und der Reparatur der Tasteninstrumente ihr Auskommen hat.
Apps reichen nicht zum Klavierstimmen
Der Bochumer Gregor Braß ist zweite Kraft und kümmert sich um gebrauchte Klaviere, die er frisch stimmt und zum Kauf anbietet. Der studierte Tonmeister brachte sich das Klavierhandwerk selbst bei und arbeitet offiziell mit Handwerkskarte. Jetzt gibt er sein eigenes Geschäft an der Markstraße auf und schließt sich zwei Klavierbaumeistern an. „Als Quereinsteiger in diesem traditionellen Handwerk hatte ich immer Ängste, ob ich wohl gut genug bin, doch ich wurde bei Thomas Reisberg sehr herzlich und offen empfangen“, berichtet der 44-Jährige von seiner ersten Begegnung vor etwa anderthalb Jahren.
Eröffnung mit Musik und Klavierauktion
Die Geschäftspartner laden zur Eröffnung des „KlavierEcks“ ein am Samstag, 24. Oktober, von 11 bis 17 Uhr an der Hennigfeldstraße 18 in Weitmar.
Bei der Eröffnung erklingt Klaviermusik. Außerdem möchte Gregor Braß eines seiner gebrauchten Klaviere an den Höchstbietenden versteigern.
Das „KlavierEck“ öffnet dann immer Montag bis Samstag von 10.30 bis 12.30 Uhr sowie Dienstag, Donnerstag und Freitag zusätzlich von 16.30 bis 18.30 Uhr.
Der dritte Experte, der Bochumer Jörg Gravenhorst, ist der entscheidende Mann für den technischen Service rund um das Klavier. Beim Stimmen der Instrumente setzt der 54-jährige Klavierbaumeister unbedingt auf das eigene Gehör „Es gibt Apps und Stimmgeräte. Die Apps taugen akzeptabel zum Vorstimmen, doch wenn es genauer werden soll, reicht das nicht“, weiß er. Das Stimmen eines Klavieres ist eine komplizierte Angelegenheit und eine der wichtigsten Aufgaben eines Klavierbauers.
Einziges Klavier zur Meisterprüfung
Die Berufsbezeichnung „Klavierbauer“ könnte dazu verleiten, zu glauben, es würden Instrumente hergestellt, doch Gravenhorst hat in seiner Laufbahn nur ein einziges Klavier gebaut und zwar bei seiner Meisterprüfung. Es ist ein tradierter Begriff, der eng mit dem Beruf des Instrumentenbauers zusammenhängt, der verschiedene Instrumente baut. Heute würden Klaviere aber vor allem von großen Herstellern produziert. Der deutsche Klavierbau habe einen sehr guten Ruf, weshalb sich viele asiatische Länder an den Unternehmen beteiligten, berichten die Fachmänner.
Auch wenn die Drei vom „KlavierEck“ künftig unter einem Dach ihre Produkte und Dienstleistungen anbieten, bleiben sie selbstständig. „Wir haben festgestellt, dass es sinnvoll ist, Ressourcen zu bündeln“, schildert Gravenhorst. Die Klavierbranche sei ein umkämpfter Markt. Umso wichtiger sei es , die Angebote für die Kunden attraktiv zu gestalten. Er selbst biete als einer von wenigen Klavierbauern den Einbau von Silent-Systemen an. Sie ermöglichen es, ein Klavier leiser zu spielen, um niemanden zu stören.