Die Bochumer Universitätsstraße schlug eine Schneise
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Bochum. Zehn Jahre lang dauerten die Bauarbeiten zwischen Innenstadt und Campus. 1972 rollten die ersten Autos über die autobahnähnliche Schnellstraße.
Anfang der 1960er Jahre bekam Bochum den Zuschlag für eine Universität bekam,
Es sollte nicht nur die erste Hochschule im Ruhrgebiet entsehnen, sondern auch eine Uni-Rahmenstadt
Dafür musste die verkehrsgerechte Anbindung ans örtliche und überörtliche Straßennetz geschaffen werden
Eine Art Autobahn mitten in der Stadt: Das ist die Universitätsstraße, in Bochum kurz „Unistraße“ genannt. Die 9,1 Kilometer lange Ausfallstraße führt vom Hauptbahnhof bis zur Wittener Straße bzw. Unterstraße in Langendreer; ihre erste Aufgabe war und ist es aber, die Ruhr-Universität an die Innenstadt anzubinden. Mit der Uni entstand auch die Unistraße. Das ist auch schon wieder gut 50 Jahre her.
Als Bochum Anfang der 1960er Jahre den Zuschlag für eine Universität bekam, sah die Landesplanung nicht nur den Bau der ersten Hochschule im Ruhrgebiet vor, sondern auch eine komplett neu zu bauende Uni-Rahmenstadt – die Hustadt – und natürlich die verkehrsgerechte Anbindung der Alma Mater ans örtliche und überörtliche Straßennetz.
Wiemelhauser und Querenburger Straße gaben die Straßenführung vor
Die Trassenführung der neuen, großen Straße ergab sich quasi von selbst: Seit Jahrzehnten führten die Wiemelhauser und die Querenburger Straße in den Südosten der Stadt. Deren ungefähre Straßenführung wurde zur Basis der Unistraße.
Blick in die Stadtgeschichte
Vieles, was einmal in Bochum war, ist inzwischen vergessen. Aber manches wissen die alten Bochumer noch von früher. Und die jungen sind neugierig, es zu erfahren.
Mit „Bochum historisch“ wirft die WAZ einen Blick in die Stadtgeschichte. Unter dem Motto „So sah Bochum einmal aus“ werden verschwundene und noch sichtbare Gebäude besucht.
Wegen des großen Anklangs, den die Reihe findet, ist „Bochum historisch“ im Herbst 2016 auch als Buch im Klartext-Verlag erschienen. ISBN: 978-3-8375-1674-6; 12,95 Euro.
Übrigens: Jürgen Boebers-Süßmann, der Autor von "Bochum historisch", ist auch auf Facebook.
Verkehrs-, das heißt: vor allem auto-gerecht sollte sie werden. Die 1960er Jahre, eine Zeit euphorischen Fortschrittglaubens, sah den Individualverkehr als Schlüssel für die mobile Zukunft der Gesellschaft. Entsprechend großzüging wurde die Universitätsstraße geplant, bevor bereits im Januar 1962 die Arbeiten für den 1. Bauabschnitt vom Hauptbahnhof bis zur Markstraße begannen.
Traditionsgaststätten wurden abgerissen
Es war ein gewaltiges Werk: Ein Jahrzehnt lang wurde gebuddelt und gebaggert. Große Teile der angestammten, engen Straßenbebauung in Richtung Querenburg wurden weggerissen, um Platz zu schaffen.
Auch die Wiemelhauser Traditionsgaststätten Haus Oekey und Haus Reinert, beide früher schon an der alten Querenburger Straße benachbart, mussten fallen. Sie wurden völlig neu wiedererrichtet.
Erdmassen wurden bewegt, Hügel wurden abgetragen
Unwahrscheinliche Erdmassen wurden bewegt, ganze Hügel abgetragen, um die Schnellstraße in Troglage ohne große Steigungen und in dynamischer Manier an die Uni heranzuführen. So entstanden insgesamt 24 Brückenbauwerke und die Tieflage der Straße, die man von der Brücke Waldring aus gut sehen kann.
Der gleich nebenan übrig gebliebene Appendix der Wiemelhausener Straße mit den alten Straßenbahnschienen liegt sicher 15 Meter höher als die weit unten vorbeirauschende Unistraße. Bis Juni 1972 war deren Ausbau mit dem Anschluss an die A 43 in Langendreer beendet.
Die Ruhr-Uni bekam auch eine Straßenbahnhaltestelle
Mit der Unistraße entstand die Stadtbahnbrücke der Endhaltestelle „Hustadt“; von hier aus sollte die Bahn bis Witten verlängert werden, wozu es aber nie kam. Neben dem Schnellstraßen- erhielt die RUB jedenfalls auch ihren Schienenanschluss. Die Straßenbahn Linie 5 (ab 1980 Linie 305) von der Innenstadt zur Uni wurde am 13. Januar 1971 eröffnet.
Ganze Studentengenerationen sind mit dieser Bahn zur Uni „geklappert“. Ab November 1993 wurde schließlich die U 35 von Herne bis BO-Hustadt in Betrieb genommen. Zum Teil unterirdisch saust die „Campus-Linie“ nun dahin, während oben auf der Unistraße der Verkehr braust wie eh und je.
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