Bochum. Die Johanniskirche am Weilenbrink hat zu den bekanntesten Gebäuden in Alt-Bochum gezählt. Sie wurde im Krieg zerstört und nicht wieder aufgebaut.
Der Bombenkrieg hat die Bochumer Altstadt zerstört, und auch von dem Wenigen, das als Ruine überlebte, blieb nicht viel übrig. Mit dem Wiederaufbau sind viele markante Gebäude für immer verschwunden. Eines der bekanntesten war im Vorkriegs-Bochum die ev. Johanniskirche, im Volksmund „Pfefferdose“ genannt.
Die Kirche befand sich am Weilenbrink, eine Straße, die es heute noch gibt, die aber damals einen anderen Verlauf hatte. Die wegen ihrer kompakten Bauweise mit den flachen „Deckel“-Dächern „Pfefferdose“ genannte Kirche gehörte zu den ältesten unserer Stadt.
Johanniskirche war die "kleinere" Kirche
Sie war 1698 als evangelisch-reformiertes Gotteshaus fertiggestellt worden. Seit dem Beitritt der Reformierten zur ev. Union 1843 hieß sie die „kleinere“ Kirche – im Unterschied zur „größeren“, der ev.-lutherischen Pauluskirche.
Blick in die Stadtgeschichte
Vieles, was einmal in Bochum war, ist inzwischen vergessen. Aber manches wissen die alten Bochumer noch von früher. Und die jungen sind neugierig, es zu erfahren.
Mit „Bochum historisch“ wirft die WAZ einen Blick in die Stadtgeschichte. Unter dem Motto „So sah Bochum einmal aus“ werden verschwundene und noch sichtbare Gebäude besucht.
Wegen des großen Anklangs, den die Reihe findet, ist „Bochum historisch“ im Herbst 2016 auch als Buch im Klartext-Verlag erschienen. ISBN: 978-3-8375-1674-6; 12,95 Euro.
Übrigens: Jürgen Boebers-Süßmann, der Autor von "Bochum historisch", ist auch auf Facebook.
In der Johanniskirche fanden Ende des 19. Jahrhunderts nicht nur evangelische, sondern zeitweilig auch Gottesdienste in masurischer Sprache und sogar altkatholische Messen statt. Dies war den zahllosen Einwanderern vor allem aus dem Osten geschuldet, die damals auf der Suche nach Arbeit ins industrielle Bochum strömten, und die für ihren Glauben einen Ort suchten.
Auch Kinder aus dem Heim kamen zum Gottesdienst in die "Pfefferdose"
Aber auch die Kinder aus dem Kinderheim Overdyck besuchten sonntags und an Feiertagen den Gottesdienst in der Johanniskirche. Der Weilenbrink war einst Schulweg für viele Kinder rund um die Altstadt; so kamen sie regelmäßig an dem Bauwerk vorbei. Die „Pfefferdose“ zählte zu den bekanntesten Gebäuden der Stadt. Das war so, bis die Bomben fielen.
Bei der Neugestaltung der Innenstadt ab 1946/49 sollte grundsätzlich eine Wiederherstellung historischer, alter Bauten nach herrschender Meinung nicht vorgenommen werden. Angeblich wirkten sie unecht und hätten etwas von Filmarchitektur an sich.
Die Johanniskirche wurde nicht wieder aufgebaut
Ein Stadtteil mit dem Aussehen eines alten, „kleinen Landstädtchens“ sei in einer modernen Großstadt „völlig fehl am Platze“, hieß es damals. Immerhin fühlte man sich verpflichtet, da Bochum keine bedeutenden historischen Bauwerke habe, wenigstens die beiden ältesten Bauten der Stadt mit „besonderer Ehrfurcht“ zu behandeln.
Gemeint waren damit zwei der drei zerstörten Kirchen in der Altstadt, deren umgebende Neu-Bebauung maßstäblich angepasst werden sollte. Erhalten blieben so die Propsteikirche St. Peter und Paul, erbaut 1517/47, und die Pauluskirche, erbaut 1655 bis 1659. Die ebenfalls im 17. Jahrhundert entstandene „Pfefferdose“ wurde trotz ihrer ebenfalls wiederherstellbaren Ruine für die neue Trasse der Bleichstraße aufgegeben.
In der Erinnerung vieler älterer Bochumer lebt die Johanniskirche bis heute weiter. Auf Anregung des Heimatforschers Pfarrer i.R. Georg Braumann und der Ev. Stadtakademie soll an der Bleichstraße eine Erinnerungstafel für die „Pfefferdose“ entstehen. Sie könnte zum Reformationsjubiläum 2017 aufgestellt werden.
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