Bochum-Harpen/Hiltrop. Rinnen und Mulden auf Äckern sollen den Wasserfluss bei Starkregen bremsen. Schutz durch Rückhaltebecken im Dorf Hiltrop.

  • Montag beginnt Kanalbau-Maßnahme am Harpener Hellweg
  • Projekt soll vor allem den Ecksee-Bewohnen zugute kommen
  • Regenrückhaltebecken im Bockholt geplant

Starkregen führte auch in diesem Jahr die Kanalisation an ihre Grenzen. Unvergessen der Sommer 2013, als insbesondere Bewohner der Straße Ecksee mit überfluteten Straßen und Kellern zu kämpfen hatten. Auch der Bereich Harpener Hellweg/Am Ruhrpark wurde wiederholt überflutet. Seither hat die Stadt einiges in den Kanalbau investiert. Nicht genug, findet WAZ-Leser Horst Schäfer. Er wohnt am Ecksee und sagt: „Die Stadt hat quasi nichts gemacht. Sie versprach ein Regenrückhaltebecken, was bis heute nicht gebaut wurde.“

Dr. Ing. Marko Siekmann ist beim Tiefbauamt für Entwässerung zuständig. „Am Montag, 11. Juli, beginnt die Baumaßnahme Harpener Hellweg. Bis zum 23. August wird der Kanal erneuert und das Straßengefälle verändert hin zum Kirchharpener Bach.“ 240.000 Euro kostet das Projekt; der neue Kanal im Harpener Hellweg soll auch Wasser vom Ecksee aufnehmen. Dort wurde ein neuer Hauptsammler vom Kreuzungsbereich Harpener Hellweg/Am Ruhrpark in südliche Richtung bis zum nächsten Hauptsammler am Harpener Bach gebaut. Dieser soll mehr Schutz vor Überflutung bieten. Anfang 2015 war ein erstes Teilstück des Sammlers auf 150 Metern Länge vergrößert worden. Nun soll in einem zweiten Bauabschnitt der Kanal im Harpener Hellweg an den Hauptsammler angeschlossen werden.

Landwirtschaftliche Flächen aufgekauft

Dadurch wird der nördliche Gehweg um etwa 15 cm höher angelegt als heute. Das dortige China-Restaurant bekommt eine neue Kreuzungs-Zufahrt an anderer Stelle mit einer Steigung, die verhindern soll, dass sich Wasser staut. Als nächstes wird es einen Durchstich Am Ruhrpark in geschlossener Bauweise geben; in der Alten Werner Straße werden begleitende Rinnen angelegt, die das Wasser aufnehmen sollen. Bis Oktober soll die Maßnahme fertig sein, die 560.000 Euro kosten wird.

Marko Siekmann: „Rund um den Bereich Ecksee haben wir landwirtschaftliche Flächen aufgekauft, um den Wasserzufluss von oberhalb zu verlangsamen; wir legen Rinnen (am Harpener Hellweg, Lüdgendorpweg) und Mulden an (oberhalb des Midgardweges), so dass auch der Schlamm von den Äckern nicht mehr in die Siedlung geschwemmt wird.“ Investition: 130.000 Euro.

Neue Lidl-Filiale an der Wiescherstraße

Das Regenrückhaltebecken an der Bockholtstraße zum Schutz der unterhalb gelegenen Abschnitte des Kirchharpener Bachs wird nicht mehr in diesem Jahr realisiert. Oberhalb wird zusätzlich eine Notrückhaltefläche südlich der Bockholtstraße geplant. „Ebenso sehen wir noch Maßnahmen zwischen Alte Werner Straße und Vinzentiusweg vor.“

Länger wird sich wohl der Bau des geplanten Regenrückhaltebeckens im Dorf Hiltrop hinziehen. Dort will die Stadt mit der Familie Trösken, die einen Pferdehof betreibt, Teile ihrer Fläche Im Brennholt tauschen. Auch dort soll ein Regenrückhaltebecken gebaut werden, um bei Starkregen die Entwässerung im Dorf zu verbessern; auch der dortige Kanal soll erweitert werden. Trösken wiederum plant, sein Grundstück an Lidl als Investor zu verkaufen. Der Discounter will an der Wiescherstraße auf 1200 Quadratmetern eine Filiale errichten. Der Reiterhof soll verlagert werden.

Schutz fürs Dorf Hiltrop

Die Gespräche zwischen Stadt und Trösken währen seit Jahren und geraten immer wieder ins Stocken. Dazu Günter Krethke, Bezirksverwaltungsstellenleiter im Bochumer Norden: „Sobald der Bebauungsplan rechtskräftig ist, kann das Regenrückhaltebecken gebaut werden. Klappt das nicht, wird’s schwierig, ein Enteignungsverfahren durchzusetzen.“ Denn das Trösken-Grundstück ist wegen des Gefälles der für ein Rückhaltebecken einzig mögliche Standort, um das Dorf Hiltrop besser vor Überflutung zu schützen.

An das Areal des Pferdehofs schließt sich ein Landschaftsschutzgebiet an, das von dem Discounter-Bau nicht tangiert werden würde: Die Erschließung der Parkflächen soll über die Wiescherstraße erfolgen.

Die Stadt will den Fuß- und Radweg an der Wiescherstraße im Zuge der Maßnahme stadtauswärts Richtung Herne weiterbauen.
Vor vier Jahren gab es ein Klageverfahren der Reiterhof-Betreiber gegen die Stadt. Es hieß, eine Entscheidung sei rasch erforderlich. Bezirksbürgermeister Henry Donner (SPD) hatte im vergangenen Jahr Akteneinsicht genommen.