Bochum. . Die Emschergenossenschaft befreit mehrere Bäche in Bochum vom Abwasser. 171 von 225 Millionen Euro sind bereits verbaut. Auch die Bürger zahlen mit.

Der rund fünf Milliarden Euro teure Umbau der Emscher von einem stinkenden Abwasserkanal zu einem Fluss ist eines der größten Infrastrukturprojekte Europas. Auch Bochum profitiert an vielen Stellen von dem 1992 gestarteten „Generationenprojekt“, obwohl die Emscher gar nicht durch unsere Stadt fließt: 225 Millionen Euro investiert die Emschergenossenschaft vor Ort.

„Bochum war die Gründungsstadt der Emschergenossenschaft, das ist schon etwas Besonderes“, sagt Uli Paetzel. Der Vorstandsvorsitzende schaute sich in diesen Tagen zusammen mit Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (45, SPD) einige Bochumer Emscher-Projekte an. Beide sind relativ neu in ihren Ämtern, beiden kennen sich aus der Politik. Eiskirchs Parteigenosse Paetzel (44) war elfeinhalb Jahre lang Bürgermeister der Stadt Herten (Kreis Recklinghausen).

Hochwasserrückhaltebecken fasst 88.000 Kubikmeter

Erste Station der Tour ist das Hochwasserrückhaltebecken Goldhammer Bach an der Blücherstraße in Günnigfeld. „Wir sind in Bochum mit dem Umbau schon weit voran gekommen. 171 Millionen Euro sind verbaut worden, von 21 Kilometern Bachläufen haben wir zehn bereits renaturiert“, sagt Paetzel. Exakt an der Stelle, an der vor Jahren noch das Abwasser in einer Sohlschale aus Beton erst in den Hüller Bach und schließlich sechs Kilometer nördlich in die Emscher floss. „Von dieser Köttelbecke ist nichts mehr zu sehen“, ergänzt Thomas Eiskirch. „Die Bedeutung des Emscher-Umbaus ist mit Blick auf den Klimawandel gewachsen.“

Der Goldhammer Bach, der einige Meter tiefer ökologisch aufgepäppelt plätschert, kann an dieser Stelle gestaut werden, um z.B. die Stadt Gelsenkirchen oder eben die Emscher vor Hochwasser zu schützen. Das Becken ist mit seinen 88.000 Kubikmetern Größe so ausgelegt, dass es ein sogenanntes hundertjähriges Hochwasser auffangen kann. „Wir alle aber wissen“, sagt Eiskirch, „dass ein solches Ereignis häufiger eintreten wird.“ Und warum baut man dann nicht für Fluten, die einmal in 150 oder 500 Jahren auftreten? „Das würde die finanziellen Dimensionen sprengen, dann reden wir über viele Milliarden Euro zusätzlich“, so Paetzel.

Kommunen, Industriebetriebe und Bergbau arbeiten zusammen

Die Kosten des Emscherumbaus zahlen auch die Bürger. „Im Schnitt fünf Prozent pro Jahr in allen Städten“, so Paetzel, dürften die Abwassergebühren steigen. Seine Genossenschaft hält er für ein Erfolgsmodell: „Dass Kommunen, Industriebetriebe und der Bergbau gemeinsam agieren, ist ein wichtiger Aspekt. Und das ganze funktioniert bereits seit 1899.“