Bochum/Hattingen. In einigen Gebäuden am Fluss laufen bereits die Pumpen, um die Keller zu schützen. Derzeit steigt das Wasser um rund 10 Zentimeter pro Stunde an. Feuerwehr steht „Gewehr bei Fuß“.
Das Wasser der Ruhr steigt bei den derzeit kräftigen Niederschlägen rasch – um rund zehn Zentimeter pro Stunde. Am Montagnachmittag sind bei den beiden für Bochum interessantesten Pegeln in Wetter an der Ruhr und Hattingen jeweils die Hochwasserwarnmarken überschritten worden. Um 15 Uhr gab die Bezirksregierung daher für den Bereich untere Ruhr, zu dem auch Bochum gehört, eine Hochwasserwarnung heraus.
„Wir erwarten erst für den Mittwoch ein deutliches Nachlassen der aktuell starken Niederschläge und somit eine Entspannung“, so Uwe Jansen vom Hochwasserwarndienst der Bezirksregierung Arnsberg. Mittlerweile wurden die Feuerwehren der betroffenen Städte über das drohende Hochwasser informiert. Mit der Warnung muss die Feuerwehr die entsprechenden Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung umsetzen. „Wir beobachten derzeit die Lage genau und werden zeitnah handeln“, so ein Bochumer Feuerwehrsprecher auf Anfrage unserer Redaktion.
Derweil können sich die Anrainer nicht die Zeit nehmen, um ruhig abzuwarten. „Das wird jedes Jahr schlimmer. Wir haben bereits den Keller verrammelt und die Pumpen in Betrieb gesetzt“, so Mira Patkovic. Sie betreibt mit ihrem Mann die Gastronomie des Linden-Dahlhauser Schwimmvereins direkt am Wehr in Dahlhausen. Um den Platz in der ersten Reihe, die sie mit den anderen Anwohnern der Straße Ruhrmühle teilt, ist sie aufgrund der brenzligen Lage nicht zu beneiden.
Neue Ruhrbrücke entspannt die Lage
Im Bereich des Hauses Kemnade sind bereits die Ruhrwiesen deutlich überflutet, bestimmte Abschnitte des Leinpfades und ufernahe Spazierwege in diesem Abschnitt sind nicht mehr passierbar. Bewohner von ufernahen Gebäuden oder auch Firmen, die von einem weiter steigenden Wasserstand gefährdet würden, wurden ebenfalls bereits vom Hochwasserwarndienst informiert.
Seitdem vor mehr als zehn Jahren die neue Ruhrbrücke am Haus Kemnade in Betrieb genommen worden ist, kann die Stadt ein wenig entspannter die Lage dort an der Grenze zu Hattingen beobachten. In früheren Jahren sperrte bei Hochwasser die Feuerwehr die alte Brücke regelmäßig, was zu starken Behinderungen im Autoverkehr führte.
Das Haus Kemnade mit der Geldgeschichtlichen Sammlung der Sparkasse Bochum „Schatzkammer“ sowie dem Museum mit der Musikinstrumentensammlung Grumbt sind derzeit noch nicht gefährdet. Zuletzt drohte vor fünf Jahren eine Überflutung der Burg. Nur der vereinte Einsatz von Pumpen der Feuerwehr und des Technischen Hilfswerks (THW) konnte damals ein „Absaufen“ des Hauses Kemnade verhindern.
Blick auf den Hattinger Ruhrpegel
Fachleute schauen derzeit auf den Ruhrpegel Hattingen. Am Montag stand das Wasser um 16.15 Uhr auf einer Höhe von 4,39 Meter. Das Mittlere Hochwasser ist bei 5,21 Meter erreicht. Im Ernstfall werden starke Pumpen installiert, um das Haus Kemnade zu schützen.
Zuletzt stand im Jahr 1961 der Burghof der mittelalterlichen Anlage unter Wasser. Besonders der Keller der Gastronomie ist durch eine Überflutung gefährdet. Feuerwehr und Technsiches Hilfswerk sind in der Lage binnen weniger Stunden Pumpen vor Ort zu installieren. Diese fördern mit einer Kapazität von bis zu 10.000 Litern pro Minute das über den Burgraben ansteigende Wasser wieder zurück in den toten Ruhrarm.