Bochum. Ob in „Spamalot“ oder „Stiller“: Darsteller Michael Kamp ist auf der Bühne extrem wandelbar. Dabei steckt eigentlich ein echter Westernheld in ihm.

Es ist September letzten Jahres, die Premiere von „Spamalot“ steigt im Schauspielhaus – und mitten im herzlichen Trubel, im großartigsten Blödsinn, der seit langem an der Königsallee zu sehen ist, fällt einer immer wieder ins Auge: Sir Robin mit dem leicht verhuschten Blick ist neben König Artus zuständig für so manch famosen Gag.

Ein paar Monate später, derselbe Ort, steigt die Premiere von „Stiller“. Ungleich ernster geht es an diesem Abend zu, hohe Gefängnismauern zieren die Bühne – und mittendrin steht einer im hellen Anzug, der steif und fest behauptet, keinesfalls der Herr Stiller zu sein, nach dem alle suchen. Er schreit, er bebt und stampft.

Ein Blick ins Programmheft offenbart Erstaunliches: Herr Stiller und Sir Robin werden tatsächlich von demselben Mann gespielt. Wenn es einen Preis für die größte darstellerische Bandbreite in dieser Saison zu verleihen gäbe, dann ginge dieser an Michael Kamp.

Mitbegründer einer Dortmunder Theatergruppe

Seit einem Jahr ist Kamp festes Ensemblemitglied am Schauspielhaus, zuvor arbeitete er in Düsseldorf und war Mitbegründer der freien Theatergruppe „Austropott“ im Dortmunder „U“. Der 44-Jährige ist Vater dreier Kinder und lebt mit der Schauspielerin Monika Bujinski (zu sehen in der „Glasmenagerie“ im Theater Rottstr. 5) in Dortmund.

Großer Auftritt: Als Anatol Stiller ist Michael Kamp in der Max-Frisch-Adaption im Schauspielhaus zu sehen.
Großer Auftritt: Als Anatol Stiller ist Michael Kamp in der Max-Frisch-Adaption im Schauspielhaus zu sehen. © Hans Jürgen Landes

Michael Kamp ist ein sympathischer, ruhiger Mann, der leise spricht und viel nachdenkt über seinen Beruf. Wie es dazu kam, könne er heute gar nicht mehr genau sagen, meint er. „Als Kind habe ich viel Fernsehen geschaut, vor allem die alten Hollywood-Streifen“, sagt er. „Da hab ich gedacht: Ich will so werden wie John Wayne."

Schwere Jahre in Salzburg

Das Abitur in Oberhausen baute er mehr schlecht als recht und hatte bereits einen Vertrag zur Ausbildung als Krankenpfleger in der Tasche, bis es für ihn dann doch anders kam: Kamp ging – widerwillig – auf die Schauspielschule nach Salzburg. „Ich wollte da gar nicht hin, die ersten drei Monate waren die Hölle“, sagt er. „Viel lieber wäre ich nach Bochum gegangen.“ Das Theater hier verfolgte der junge Kamp interessiert: Frank-Patrick Steckel war damals Intendant – und Kamp sah begeistert „Timon aus Athen“ oder „Ein Bericht für eine Akademie“ mit Martin Feifel.

Nun, nach Bochum kam er Jahre später doch noch. Zunächst war er als Gast an der Königsallee zu sehen, spielte in der „Kleine Ritter Trenk“, in „Ein Mann will nach oben“ und arbeitet jetzt fest.

Ein Mann fürs Leichte

„Ich bin jedesmal beeindruckt, wenn ich an dem Haus vorbei gehe“, sagt er. „Da steckt so viel Geschichte in dem Gebäude, schon toll.“ An den Erfolg von „Spamalot“ hat er sich nicht gewöhnt: Obwohl alle Vorstellungen ausverkauft sind und schwer gefeiert werden, gleicht jeder Abend einer neuen Herausforderung. „Es gibt Vorstellungen, da diskutieren wir hinterher noch lange“, sagt er. Dabei sei das Team aber eine Klasse für sich: „Allein die Musicaldarsteller bringen so viel gute Laune mit, da freue ich mich jedes Mal drauf.“

Und wohin führt die weitere Reise? Ab September ist Michael Kamp in „Manchmal hat die Liebe regiert und manchmal einfach niemand“ von Laura Naumann in den Kammerspielen zu sehen. Die Proben, so erzählt er, laufen schon gut. „Ich bin sehr fürs Leichte“, lächelt er. „Bitte mehr davon!“

Auch beim „Steppenwolf“ (Regie: Paul Koek) ist er dabei. Die Interims-Spielzeit unter Olaf Kröck bleibt Kamp ebenfalls in Bochum. Was danach passiert, ist noch nicht entschieden. Auf einer Bühne, so viel ist sicher, wird man ihn aber weiter sehen, denn Kamp ist Theatermensch mit Leib und Seele.