Bochum. . Regisseur Eric de Vroedt zeigt im Schauspielhaus eine Adaption des Romans von Max Frisch. Vor allem die Zweifachbesetzung der Hauptrolle verblüfft.

Wenn zu einer Premiere im Schauspielhaus sogar der Balkon sehr gut besucht ist, dann kann man sicher sein: Die Neugierde bei den Theatergängern ist groß. Mag es dem Regisseur Eric de Vroedt und dem Autor Reto Finger gelingen, aus dem sperrigen Roman „Stiller“ von Max Frisch ein achtbares Theatererlebnis heraus zu kitzeln?

Die Antworten nach knapp drei Stunden Spiellänge fallen gemischt aus. Einige Literatur-Feingeister reißt das Spiel zu stehenden Ovationen hin, andere wenden sich schon zur Pause gelangweilt ab

Sehenswert ist die Frisch-Adaption aber in jedem Fall – und sie macht echte Lust darauf, mal wieder den Roman in die Hand zu nehmen (siehe Kritik im Hauptteil).

Die Vorlage

Mit dem 450-Seiten-Wälzer feierte der Schweizer Autor Mitte der 50er Jahre seinen Durchbruch als Literat. „Stiller“ wurde nie verfilmt – und auch für die Bühne wurde der Roman erst vor wenigen Jahren entdeckt. Es gab Aufführungen am Münchner Residenztheater (in der Regie von Tina Lanik) und am Schauspielhaus Zürich durch Heike M. Goetze.

Die Regie

Der Aufführung ist anzumerken, wie sehr Eric de Vroedt mit seiner Adaption gerungen hat. Denn während beim Lesen des Romans vieles vor dem inneren Auge von allein abläuft, wirken die Bilder, die der Regisseur findet, beinahe zwangsläufig ein wenig bemüht. Dafür funktioniert der Trick, den alten und den jungen Stiller gleichzeitig zu zeigen, ganz ausgezeichnet.

Die Bühne

Imposant und riesig hoch. Ein grauer Bau aus Mauern und vergitterten Fenstern. Videos kommen nur spärlich zum Einsatz, dafür achtet die Regie auf ein schwungvolles Spiel mit viel Musik.

Die Schauspieler

Neben verlässlichen Ensemble-Kräften wie Matthias Redlhammer, Bettina Engelhardt oder Florian Lange sind auch Schauspieler am Werk, die bislang eher in zweiter Reihe zu sehen waren. Und die nutzen ihre Chance für den großen Auftritt: Michael Kamp als älterer Stiller und sein jüngeres Pendant Damir Avdic laufen zu beachtlicher Form auf. Und wie die ohnehin wunderbare Therese Dörr als Stillers Frau Julika nah am Rande des Nervenzusammenbruchs agiert, das allein lohnt den Besuch der Vorstellung.

Die nächste Roman-Adaption

...steht schon in den Startlöchern. Daniela Löffner bringt den Roman „Mephisto“ von Klaus Mann auf die Bühne. Premiere: 13. Mai.