Witten. . Markus Dürscheidt ist der neue stellvertretende Kreishandwerksmeister. Der 48-Jährige will sich vor allem für die Betriebe im EN-Kreis stark machen.

Der Wittener Dachdecker Markus Dürscheidt ist neuer stellvertretende Kreishandwerksmeister. Er vertritt in der Kreishandwerkerschaft Ruhr, zu der auch Bochum gehört, vor allem die Interessen der Mitgliedsfirmen aus dem EN-Kreis. Der 48-Jährige tritt die Nachfolge von Frank Flörecke an, ebenfalls ein Wittener. Ein Gespräch mit Markus Dürscheidt über die Situation des Ruhr-Handwerks und die oft schwierige Azubi-Suche.

Sie führen einen Familienbetrieb.

Ja! Mein Opa Josef hat die Firma 1932 gegründet. Seit 1953 ist sie am Crengeldanz. Mein Vater Claus hat den Betrieb zunächst mit seinem Bruder Peter weitergeführt. 2001 bin ich in die Firmenleitung eingestiegen. Seit zehn Jahren leite ich den 25-Mann-Betrieb alleine.

Engagiert in verschiedenen handwerklichen Gremien

Markus Dürscheidt ist Geschäftsführer der Josef Dürscheidt und Söhne GmbH mit Sitz an der Crengeldanzstraße.

Der 48-Jährige engagiert sich seit zehn Jahren in verschiedenen Gremien der handwerklichen Organisationen. Seit 2006 ist der Wittener Obermeister der Fachinnung für Dach-, Wand- und Abdichtungstechnik Ennepe-Ruhr.

Im April 2012 haben sich die Kreishandwerkerschaften Bochum und Ennepe-Ruhr unter dem Namen Kreishandwerkerschaft Ruhr zusammengeschlossen. Das erklärte Ziel war, gemeinsam „eine starke Truppe“ aufzustellen.

Die Kreishandwerkerschaft Ruhr versteht sich als Sprachrohr und Interessenvertretung für 36 Fachinnungen mit dem Einzugsbereich Witten, Bochum, Breckerfeld, Ennepetal, Gevelsberg, Herdecke, Hattingen, Schwelm, Sprockhövel und Wetter.

5770 Handwerksunternehmen – vom Augenoptiker bis zum Zimmerer – sind Mitglieder, die zusammen über 43 000 Mitarbeiter beschäftigen und über 4380 junge Leute ausbilden. Den gemeinsamen Jahresumsatz der Mitgliedsfirmen beziffert die Kreishandwerkerschaft Ruhr mit rund 3,3 Milliarden Euro.

Wie wichtig ist Ihnen Ihre neue Funktion?

Ich sehe mich als Sprachrohr der früheren Kreishandwerkerschaft Ennepe-Ruhr, die 2012 mit der Kreishandwerkerschaft Bochum fusionierte. Da ist noch nicht alles zusammengewachsen.

Warum nicht?

Das hat damit zu tun, dass der EN-Kreis sehr groß ist. Und Bochum ist eine große Stadt. Ich sehe mich als Ansprechpartner bei Problemen und Wünschen der Handwerksbetriebe aus dem EN-Kreis, möchte ihnen Gehör verschaffen in einer sehr großen Kreishandwerkerschaft.

Dem Handwerk geht es gut, oder?

Ja, die Auftragslage ist gut. Da spielen uns die niedrigen Zinsen in die Karten. Viele Leute stecken ihr Geld in Renovierungen oder bauen.

Trotzdem klagen viele Handwerksbetriebe über Nachwuchsmangel.

Das kann man so allgemein nicht sagen. Das Kfz-Handwerk etwa kann nicht über einen Mangel an Azubis klagen, auch Friseure nicht. Probleme haben diesbezüglich seit Jahren Maurer und Dachdecker – das Baugewerbe.

Haben diese Gewerke ein Imageproblem?

Da gibt es oft Eltern, die ihren Kindern sagen: Du musst Abi machen, studieren. Dann gibt es Betriebe, die mit den jungen Leuten, die sich für die Berufe interessieren, nicht zufrieden sind. Einige haben schulische Defizite und Defizite im Sozialverhalten. Allerdings kann man junge Leute nicht nach dem Abschlusszeugnis beurteilen. Ein schlechter Schüler kann ein guter Handwerker sein. Man muss sich ein Bild von einem Menschen machen. Betriebe können junge Leute gut im Ferienpraktikum kennenlernen.

Haben Sie Probleme, Auszubildende zu finden?

Nein, aber ich hatte schon Fehlgriffe (lacht). Viele Betriebe beklagen, dass junge Leute mehrere Lehrverträge unterschreiben. Zu einer Firma gehen sie dann, die anderen informieren sie aber nicht darüber. Das ist auch ein Grund, warum Firmen sagen: Ich weiß nicht, ob ich überhaupt noch ausbilden soll.

Sie brechen aber immer noch eine Lanze für eine Ausbildung im Handwerk.

Ja, weil es immer noch goldenen Boden hat. Die heimischen Betriebe müssen sich auch mehr um Studienabbrecher bemühen, finde ich. Mit einem Abi hat man eine auf zwei Jahre verkürzte Lehrzeit. In fünf Jahren kann man dann schon seinen Meister haben.

Haben Sie Wünsche für die Betriebe, die sie vertreten?

Ich würde mir wünschen, dass mehr Wittener Handwerksbetriebe eine Chance hätten, an städtische Aufträge zu kommen, wenn diese aufgrund ihres Volumens nicht öffentlich ausgeschrieben werden müssen. In Witten wird fast alles öffentlich ausgeschrieben. Viele Aufträge gehen nach draußen. Die Politik kann die Vergabepraxis festlegen. Darüber muss man einmal sprechen. Es wäre denkbar, dass sich kleine Wittener Firmen für Aufträge zusammenschließen, um diese dann gemeinsam abzuwickeln, etwa bei der Rathaussanierung.