Bochum. Die Handwerkskammer hat Straßenbauer Timo Paul und Kälteanlagenbauer Mike Struckmeier als beste Meister ihres Gewerks ausgezeichnet.

Heimatverbundenheit ist für Timo Paul mehr als nur ein Wort. „Ich bin Bochumer durch und durch“, sagt der 25-Jährige. Genauer gesagt ist er Lindener. Beim Fußball-Kreisligisten SG Linden-Dahlhausen schätzen sie die humorlose Kompromisslosigkeit des Innenverteidigers, der sich in der Regel nur bei Standardsituationen in den gegnerischen Strafraum wagt.

Beruflich hat es ihn über die Grenze hinaus verschlagen. Bei der Stadt Herne hat er seine Ausbildung zum Straßenbauer absolviert und sich auch dort großen Respekt verschafft. Spätestens seit Samstag. Als einer von 463 Handwerkern, 35 davon aus Bochum, wurde er im Rahmen der Meisterfeier der Handwerkskammer Dortmund geehrt. Nicht nur das. Ebenso wie Kälteanlagenbauer Mike Struckmeier (26) aus Hamme wurde er zum Bestmeister gekürt, zum erfolgreichsten Absolventen seines Gewerks im Kammerbezirk, der sich immerhin von Bochum bis nach Soest erstreckt und in dem 129 000 Beschäftigte tätig sind. Sie sind sozusagen die Meister unter den Meistern.

Der Sohn tritt in die Fußstapfen des Vaters

Vor der Meisterehrung hat die Ausbildungsverordnung allerdings den Schweiß gesetzt. Der floss reichlich, zumal die beiden Bochumer ihren Meister in Teilzeit-Lehrgängen absolviert haben. 14 Monate waren es bei Struckmeier, knapp vier Jahre sogar bei Paul. Ohne Beharrlichkeit geht das nicht. „Aufzugeben war für mich kein Thema“, sagt Mike Struckmeier. „Ich möchte nicht mein ganzes Berufsleben lang auf der Baustelle arbeiten.“ Bei seinem Arbeitgeber, der DS Kältetechnik GmbH in Herne-Wanne, wird er nach und nach an neue Aufgaben herangeführt. Das Unternehmen stellt Kältemaschinen, Kühl- und Gefrieranlagen her. Nicht für den Hausgebrauch, sondern für Bäckereiketten, Supermärkte oder industrielle Anwender.

Auch Kälteanlagenbauermeister Mike Struckmeier wurde von der Handwerkskammer als Bestmeister geehrt.
Auch Kälteanlagenbauermeister Mike Struckmeier wurde von der Handwerkskammer als Bestmeister geehrt. © FUNKE Foto Services

„Erblich vorbelastet“ war der Motorrad-Fan, der in seiner Freizeit gerne an Bike-Oldtimern schraubt, momentan hat er eine Harley-Davidson und eine Honda aus den 1960ern in Arbeit. Schon sein Vater war Kälteanlagenbauer. „Der hat mir abgeraten, das Gleiche zu machen und sagte ich solle studieren.“ Der Filius aber entschied sich für die Lehre und lag damit richtig. Es ist die Mischung aus unterschiedlichen Herausforderungen, die für ihn den Reiz ausmacht. Handwerkliches Geschick im Metall und Elektrobereich, physikalisches Verständnis. Es komme auf vieles in der Kältetechnik an. Natürlich auch auf den feinen Unterschied zwischen Kälteanlagenbauer und Kälteanlagenbauermeister. Der lautet: „Der Anlagenbauer macht das, was der Meister sagt“, scherzt Struckmeier. Auf jeden Fall aber gelte: „Als Geselle weiß man, wo es an einer Anlage kalt ist. Und als Meister weiß man, warum das so ist.“

Die Handwerkskammer hat die Hälfte der Kurskosten übernommen

Erklären und Planen ist mittlerweile auch mehr das Metier von Timo Paul, der beim Bauhof der Stadt Herne noch keine offizielle Meister-Planstelle besetzt, aber als Straßenbaumeister abgeordnet ist. Auch ihn hat die Perspektive gereizt. „Noch mit 55 auf der Baustelle an der Schüppe sein, das wollte ich nicht.“ Stattdessen ist er nun mit der Planung, vor allem von Reparaturmaßnahmen, beschäftigt; mit Materialbeschaffung, Maschinen- und Personaleinsatz. In mehrere Abschnitte war seine Meister-Ausbildung unterteilt: in die Bereiche Ausbilder, den Fachbereich Straßenbau sowie die kaufmännische Seite des Berufs.

Das hat Zeit und Geld gekostet. 8000 bis 10.000 Euro betragen allein die Kursgebühren. „Davon hat die Handwerkskammer aber etwa die Hälfte übernommen“, sagt Timo Paul. Er kam in den Genuss der Begabtenförderung, nachdem er bereits seine Ausbildung als Bester absolviert hatte und an Leistungswettbewerben teilgenommen hat.

35 Bochumerinnen und Bochumer geehrt

Zu Meistern ernannt hat die Handwerkskammer Dortmund am vergangenen Samstag im Rahmen einer Feierstunde im Konzerthaus Dortmund 463 Frauen und Männer, darunter sind die folgenden 35 Bochumerinnen und Bochumer:

Mike Struckmeier (Kälteanlagenbauer), Timo Paul (Straßenbauer), Maximilian Niederhagemann, Sebastian Scheuer (beide Elektrotechniker), Igor Bauer, Marcel Peucker, Stephan Schwengel (alle Feinwerkmechaniker), Demet Basol, Tiziana Costanzino, Robin Kloos, Daniel Lopez Alonso, Sascha Salloch, Mandy Marie Scharm, Stephanie Carola Wyrebak, Derya Yavuz, Dila Yilmaz (alle Friseur), Nils Bülow, Marcel Knapp, Mario Retzlik, Karl Joachim Schöning, Ciro Sciascia, Christopher Oliver Wolter, Bülent Yoldas (alle Installateur- und Heizungsbauer), Maik Bracht, Pascal Gromzik, Manuel Schulz, Artem Seewald, Denis Angelo Turi (alle Kraftfahrzeugtechniker), Gian-Luca Emmerich, Sebastian Raphael (beide Maler und Lackierer), Patrick Fuhrmann (Maurer und Betonbauer), Vladimir Timofeev (Metallbauer), Thomas Weiß (Straßenbauer), Manuel Harrer (Orthopädietechniker).