Laer. . Seit 60 Jahren gibt es den Friseursalon an der Laerfeldstraße. Horst Wenke führt die Tradition seiner Eltern fort. Sein Ladenlokal wirkt wie ein kleines Museum und wird immer wieder umgestaltet
Wer zum ersten Mal Horst Wenkes Friseursalon an der Laerfeldstraße 12 betritt, denkt zunächst an alles, aber wohl nicht ans Haareschneiden. Erst auf den zweiten Blick fällt einem der große Spiegel mit dem Stuhl davor auf. Seit 60 Jahren rückt hier die Familie Wenke ihren Kunden mit Kamm und Schere ans Haupthaar. Horst Wenke übernahm den Betrieb vor 40 Jahren von seinen Eltern und setzt die Tradition fort.
Sein Geschäft hat wenig von einem „normalen“ Friseursalon: An der Wand hängen keine Fotos aktueller Frisurentrends, sondern Bilder von Wenkes zweitgrößter Leidenschaft (nach Ehefrau Gisela): Ducati-Motorräder! Klatschblätter findet man nur die Treppe hoch, bei den Damen. Unten, im Herrenbereich, gibt es – klar – Motorradzeitschriften. Oder man greift ins Buchregal, wo die Auswahl – von Dostojewski über Simmel bis Pilcher – immens ist. Gegenüber dient ein Holzschrank als Mini-Museum für alte Friseur-Utensilien. Regelmäßig dekoriert Wenke um: „So kann man immer etwas Neues entdecken.“
Termine gibt’s bei Horst Wenke nur jeden zweiten Samstag und freitagabends. Sonst geht es immer schön der Reihe nach. Und ganz entspannt. „Viele wohnen ja in der Gegend, schauen kurz rein und kommen später wieder, wenn der Stuhl gerade besetzt ist“, erzählt Wenke, der eigentlich Berufsschullehrer werden wollte. Doch als die Eltern ihm plötzlich den Salon vermachen – Wenke ist damals 22 – ist er von heute auf morgen Friseur. Immerhin ein glücklicher. Wenke: „Ich bin noch an keinem Tag ungern zur Arbeit gegangen.“
Man kennt sich, man klönt, man bekommt viel mit
Er genießt vor allem den Kontakt zu seinen Kunden, die er wahrscheinlich nie so nennen würde. Dafür geht es in seinem Salon zu familiär und persönlich zu. Man kennt sich, man klönt und man bekommt eine Menge mit. „Ja, das ist schon wie eine Schaltzentrale hier“, sagt der 62-Jährige, der natürlich schweigen kann wie ein Grab. Erst recht, seit er – wie immer bestens informiert – noch vor dem Brautvater von der Hochzeit dessen Tochter wusste und ihn darauf ansprach. „Das war schon ein bisschen peinlich“, sagt Wenke und schmunzelt.
Früher gab es neun Frisöre in Laer
Früher, sagt er, gab es in Laer neun Friseure. „Heute sind es nur noch zwei.“ Die Konkurrenz am Lahariplatz bekommt er nicht zu spüren. „Ich habe viele Stammkunden.“ Auch prominente: Comedian Hennes Bender etwa. Oder Politikerin Carina Gödeke. „Deren Eltern kamen schon zu mir“, plaudert Wenke aus dem Nähkästchen.
Auch die Jugend beehrt Wenke
Auch bei der Jugend ist sein Handwerk gefragt: „Die kommen mit dem Handy und zeigen mir die Frisuren der Stars, nach denen ich sie frisieren soll.“ Meist sind es Fußballer wie Dortmunds Marco Reus, deren Haarschnitt gewünscht wird. „Von daher freue ich mich schon auf die Fußball-WM“, blickt Wenke gespannt gen Sommer. „Dann gibt es wieder neue Trends.“ Und für ihn hede Menge Arbeit.
Info: Horst Wenke hätte am Lagerfeuer sicher viel zu erzählen. Etwa von dem gemeinsamen Auftritt seiner damaligen Irish-Folk-Band mit den berühmten Dubliners. Von seinen vielen Reisen auf zwei Rädern – mal auf dem Motorrad, mal auf dem Fahrrad. „Im Sommer breche ich wieder mit dem Drahtesel auf und werde von Laer sechs Tage lang bis ins Allgäu fahren.“
Sogar seutscher Meister war Hobby-Bodybuilder Wenke schon: im Kraftdreikampf in den 80er Jahren. „Damals war ich Deutschlands stärkster Friseur.“
Eine feste (Ingrid Mündelein, seit 36 Jahren) und zwei weitere Mitarbeiterinnen arbeiten in Wenkes Salon.