Bochum. Energieversorger überweist 50,5 Millionen Euro Gewinn an die Stadt Bochum. Geschäftsführer sprechen von einem „guten Jahr“. Mit Erlös aus den RWE-Aktien könnte das Gelsenwasser-Darlehen getilgt werden.

Die Gaspreise senken wollen die Stadtwerke voraussichtlich im Herbst. Beim Strom hänge eine mögliche Senkung von der Entwicklung der Umlagekosten ab. Das kündigte Geschäftsführer Frank Thiel bei der Bilanzpressekonferenz für das Geschäftsjahr 2015 an.

50,5 Millionen Euro führt das Energieunternehmen verabredungsgemäß für das vergangene Jahr an die Stadtkasse ab. Hinzu kommen Konzessionszahlungen in Höhe von 21,8 Millionen Euro. Erwirtschaftet hat der Energieversorger außerdem eine Gewinnrücklage in Höhe 8,4 Millionen Euro. „Aus unserer Sicht haben wir ein gutes Jahr hingelegt“, so Thiel. Allein der Ausstieg aus dem Kraftwerksprojekt Gekko trübt das positive Bild. 27,8 Millionen Euro kostete dieser Ausstieg und mindert damit die Erträge von insgesamt mehr als 100 Millionen Euro, die die Stadttochter mit ihrem Kerngeschäft und ihren zum Teil lukrativen Beteiligungen erwirtschaftet hat.

Keine RWE-Dividende

Während sich der Kauf von fast 50 Prozent der Gelsenwasser AG vor 13 Jahren einmal mehr als strategischer Volltreffer erwiesen hat, der Energieversorger führt für das vergangene Jahr 33,7 Millionen Euro nach Bochum ab, bleiben die Anteile an RWE und Steag unter negativen Vorzeichen im Gespräch. Nach 5,6 Millionen Euro für 2015 erwartet Dietmar Spohn, Sprecher des Stadtwerke-Vorstands, für nächstes Jahr nur noch eine Steag-Ausschüttung von 2,8 Millionen Euro. Nicht nur er sagt dem Energieunternehmen „eine schwierige Zeit“ voraus.

Über einen möglichen Umgang mit den 6,6 Millionen RWE-Aktien, die in der Stadtwerke-Holding gehalten werden und über die Bochum nach einer Ratsentscheidung vom 1. Oktober an wieder frei verfügen kann, werde die Geschäftsführung dem Aufsichtsrat im Herbst einen Vorschlag unterbreiten. Erstmals zahlt RWE für 2015 keine Dividende. Sollte es zum Verkauf kommen, bei einem Kurs von 13,91 Euro je Aktien am Donnerstag Nachmittag würde das einen Ertrag von knapp 92 Millionen Euro bedeuten, würde damit zunächst das 80-Millionen-Euro-Darlehen für den Erwerb der Gelsenwasser-Anteile getilgt werden.

Da das den finanziellen Spielraum der Stadtwerke für weitere Investitionen gerade im Bereich der Erneuerbaren Energien und den Konzernumbau vom Energielieferanten zum Energiedienstleister deutlich erhöhen würde, spricht vieles für eine Verkaufsempfehlung an den Aufsichtsrat und den Rat der Stadt.

Investitionen in Erneuerbare Energien in Höhe von 70 Millionen Euro

Dietmar Spohn spricht allein für die nächste Jahre von Investitionen in Erneuerbare Energien in Höhe von 70 Millionen Euro. Außerdem kündigt er eine Empfehlung an den Aufsichtsrat im Herbst an. Die Geschäftsführung rät dazu, sich mit zehn bis 20 Prozent an der Ausbaustufe des Windparks Borkum zu beteiligen. Das würde zu einer Investition zwischen 80 und 160 Millionen Euro führen.

Mittel- bis langfristig werden die Stadtwerke ihr Geld allerdings anders verdienen müssen. „Wir müssen den Switch vom Energieversorger zum Energiemanager hinbekommen. Uns ist vollkommen klar, dass wir mit unserem bisherigen Geschäftsmodell langfristig nicht überleben können“, sagt Frank Thiel. Die ersten Schritt in diese Richtung habe das Unternehmen dabei längst gemacht.

Gute Bilanz mit Abstrichen - Ein Kommentar von Andreas Rorowski 

Zuverlässig führen die Stadtwerke seit Jahren Millionengewinne an die Stadtkasse ab. Und entgegen anders lautender Äußerungen im Rathaus werden sie auch die von 2020 an vereinbarten 58,5 Millionen Euro Gewinn pro Jahr liefern können. Das hört sich doch gut an.

Ohne Fehler haben sie am Ostring trotzdem nicht gearbeitet. Gekko hat sich als Fehlgriff erwiesen, das Kohlekraftwerk Lünen kostet viel Geld. Und leider geraten die Entscheidungen über RWE und Steag immer mal wieder zwischen politische Mühlsteine – das schmälert die Bilanz.

Dennoch: Unterm Strich kann sich das, was die Stadtwerke abliefern, sehen lassen. Zumal auch die Weitsicht da ist, dass die Erfolge von gestern morgen nichts mehr Wert sein werden und sich das Unternehmen wandeln muss. Und das geschieht am besten aus einer Position der Stärke.