Bochum-Langendreer. Schilder, die über die Bergbauhistorie informieren, werden beschmiert, angezündet und sogar beschossen. Bochumer Bergmänner erneuern die Tafeln nun.

Er sieht wieder schick aus, der Platz in Kaltehardt an der Stadtgrenze zu Witten, wo früher in Schacht 7 der Kleinzeche Urbanus I Kohle gefördert wurde. Die Sträucher sind geschnitten, die Ränder um das Betonplateau herum gesäubert und mit Rindenmulch versehen. Eine neue Tafel informiert über die bergbauhistorische Bedeutung dieses Fleckchens Erde. Den Knappen sei Dank.

Die früheren Bergmänner nämlich, speziell der Arbeitskreis Bochum des Fördervereins Bergbauhistorische Stätten im Ruhrrevier, sorgen dafür, dass die Info-Tafeln in Schuss sind. Davon kann bei vielen aber leider keine Rede mehr sein. Vandalismus werde zu einem immer größeren Problem, sagt Hans-Jürgen Lewer, der 2. Vorsitzende des Arbeitskreises: „Die Schilder werden beschmiert, angezündet und sogar beschossen“. Letzteres traf auf das Schild am Urbanus-Schacht zu.

"Voll mit Dreck und Lümmeltüten"

Es wurde abgenommen und nun durch eine neue, massive Tafel ersetzt. Die Kosten liegen bei rund 800 Euro. Geld, das über Mitgliedsbeiträge und Spenden aufgebracht wird. Ausgaben, die weh tun, zumal sie so unnötig erscheinen, weil die Schilder ohne ersichtlichen Grund zerstört werden. „Ich möchte mal so einen erwischen...“, führt Wilhelm Kuschmann aus Laer seinen Gedanken nicht weiter aus. Der gelernte Werkzeugmacher hat die neue Tafel angefertigt. „Da steckt viel Arbeit drin.“

Die hat auch Karl-Heinz Hoffmann geleistet. Zwei Tage hat er gebraucht, um den Platz am alten Schacht in den wie anfangs beschriebenen Zustand zu bringen. „Alles war überwuchert“, sagt er. „Die Platte war voll mit Dreck und Lümmeltüten.“

Pflege durch St.-Barbara-Verein

Mit „Platte“ meint Hoffmann besagtes Betonplateau, mit dem der Schacht 7 der Zeche Urbanus 1964 nach der Stilllegung geschlossen wurde. Nur elf Jahre, ab 1953, war er in Betrieb. In dieser Zeit wurden 375.000 Tonnen Kohle abgebaut. Für Hans-Jürgen Lewer hat dieser Schacht eine ganz besondere Bedeutung: „Mein Vater hat den Schacht abgeteuft, also geschaffen, und ihn später beaufsichtigt.“

13 Arbeitskreise zwischen Hamm und Mülheim

Rund 25 Info-Tafeln betreut der Arbeitskreis Bochum des Fördervereins Bergbauhistorische Stätten im Ruhrrevier im gesamten Stadtgebiet. Dieser Förderverein besteht aus 13 Arbeitskreisen, die zwischen Hamm und Mülheim im früheren Bergbaugebiet aktiv sind.

Vorsitzender ist Klaus Lohmann, ehemaliger Bürgermeister von Witten und selbst früher 13 Jahre lang Bergmann (u.a. auf Mansfeld), ehe er in die Politik ging. Er bezeichnet Bochum „als Hauptstadt des Bergbaus“ und dankt dem hiesigen Arbeitskreis für das Engagement.

Deshalb liegt es ihm auch so am Herzen, die Bürger über diesen Ort der Zeitgeschichte zu informieren. Nicht nur hier, sondern auch an vielen anderen Stellen im Stadtgebiet. Dort müssen nun nach und nach weitere Infotafeln erneuert werden. Als nächstes die an der Pinge in Laerholz. Als Pinge wird eine Vertiefung im Gelände bezeichnet, die durch Bergbautätigkeiten entstanden ist. Dann ist auch Thilo Cramm vom Arbeitskreis im Einsatz, der sich um die Gestaltung der Schilder kümmert. „Bei uns mischen viele mit“, lobt Hans-Jürgen Lewer den Einsatz seiner Mitstreiter. Auch die Mitglieder des Knappenvereins St. Barbara Langendreer-Werne sind beteiligt. „Wir pflegen und säubern die Schilder in unserem Bereich“, sagt der Vorsitzende Wolfgang Rostek. Zumindest dort, wo es noch geht.