Bochum. 50 Jahre nach dem Abitur treffen sich ehemalige Goethe-Schüler wieder. Erinnerungen an Streiche, Mädels der benachbarten Schule und Noten.
Etwas Besonderes seien sie nie gewesen. „Einen Klassenbesten, einen Klassenclown, das hatten wir alles nicht“, sagt Wolfgang Albertz. „Aber vielleicht hat uns gerade das zusammengehalten.“ Seit 50 Jahren organisiert der Diplom-Ingenieur die Klassentreffen des Abiturjahrgangs 1966 der Goetheschule am Stadtpark.
„Das war damals übrigens eine reine Jungen-Schule. Wenn wir Tanzfeste veranstaltet haben, bin ich rübergegangen in die heiligen Hallen der Mädchenschule, (Hildegardis Lyzeum), um die Mädchen von dort einzuladen.“ – „Und über die Tanzschule Bobby Linden in Nachbarschaft zur Schule ist so manche Ehe entstanden“, ergänzt sein ehemaliger Klassenkamerad Ulrich Rath.
Freunde und Kameraden seit Jahrzehnten
Zum Abi-Wiedersehen hat Rath drei prall gefüllte Ordner mitgebracht: gesammelte Fotos, akkurat geführte Teilnehmerlisten und ein WAZ-Artikel von 1966, in dem die 61 Oberprimaner namentlich gelistet sind, in Klammern stehen hinter jedem Namen die jeweiligen Berufswünsche: Jurist, Toningenieur, Studienrat, Zahnarzt… Die meisten sind diese beruflichen Wege tatsächlich gegangen. „Und wir sind so ziemlich alle noch in erster Ehe verheiratet“, betont Rath. „Bei unserem 40. Jubiläum haben wir uns die Deutschaufsätze aus unserer Abiturprüfung gegenseitig vorgelesen.“
Jeden ersten Samstag im November treffen sich die Goethe-Schüler in unterschiedlichen Städten. „Es braucht natürlich immer einen Organisator, der alles zusammenhält“, sagt Rath anerkennend über Wolfgang Albertz. Diesmal ist die Gruppe in ihrer alten Heimat Bochum, sie besuchen das Bergbaumuseum, machen eine Stadtrundfahrt und schauen, was sich verändert hat.
Acht der insgesamt 24 Schüler sind bereits verstorben. Vier sind krank, einer kommt nie, die anderen aber halten fest zusammen. Seit dem 20. Abiturjubiläum gibt es zusätzliche Treffen, bei dem die Ehefrauen und Lebensgefährtinnen dabei sind. „Da wir uns regelmäßig sehen, fragt keiner mehr nach unserer Lebensgeschichte“, erklärt Albertz. Sie seien eher Freunde, Kameraden, und das seit Jahrzehnten.
"Noten waren uninteressant - Bestehen war das Ziel"
Disziplin habe an oberster Stelle gestanden, aber lustige Erinnerungen gibt es auch. „Einmal haben wir vor dem Wochenende ein Stück Limburger auf die Heizung gelegt“, erzählt Rath. Übers Wochenende sei der Käse geschmolzen und in die Heizung gelaufen. „Das hat am Montag so gestunken, dass wir schulfrei bekommen haben.“ Bestraft wurde in der Regel durch Nachsitzen. „Einmal musste ich aber auch die ersten Bücher Mose nacherzählen – und da gibt es wirklich nichts abzukürzen.“
Leistungskurse gab es noch nicht, es konnte also kein Fach abgewählt werden. „Ohne meinen Sitznachbarn hätte ich mein großes Latinum nie bekommen“, gesteht Rath. „Dafür konnte er bei mir Mathe abschreiben.“ Der Notendruck sei noch nicht so hoch gewesen. „Noten waren uninteressant“, bestätigt Albertz, der später in internationalen Unternehmen Spitzenpositionen besetzte. „Bestehen war das Ziel.“ Und dieses Ziel sei eben am besten gemeinschaftlich zu erreichen gewesen. Heute sei natürlich vieles anders. „Es wäre interessant, diese Erfahrungen einmal mit jungen Leuten auszutauschen.“