Linden. Klassentreffen der Volksschule am Röderschacht 60 Jahre nach Einschulung. Rohrstock des Rektors zerbarst, nachdem er mit Zwiebel eingerieben wurde.
Am 12. April 1956 wurden sie in die erste Klasse der ehemaligen städtischen Gemeinschaftsschule „Am Röderschacht“ (Hattinger Str. 638) eingeschult; heute befindet sich dort die Bezirksmusikschule Linden. Nun trafen sich zwölf ehemalige Schülerinnen und Schüler 60 Jahre nach ihrer Einschulung wieder.
Zuletzt kamen sie 2013 zusammen. „Seit 1984 treffen wir uns in regelmäßigen Abständen“, erklärt Rosemarie Wessels-Wilke. Mitschüler Rainer Simon lädt dazu immer wieder ein. Das erste Wiedersehen organisierten Gisela Heller, Udo Leszinski und Peter Neuen.
Für die rüstigen Rentner gab es gleichwohl viel zu erzählen. „Unser erster Klassenlehrer war Karl Liedke. Er ging später für die SPD in den Bundestag“, erinnert sich Rosemarie Wessels-Wilke. Liedke war ein politisches Bochumer Urgestein (Ratsmitglied von 1956 bis 1970, Bundestag von 1965 bis 1987), der zudem viel in der Stadt bewegte.
„Wir sind acht Jahre lang in diese eine Volksschule gegangen“, berichtete Harald Schenk. Von der 3. bis 6. Klasse betreute Fräulein Rademacher die 40 Kinder. „Sie war sehr nett und bestand darauf, „Fräulein“ genannt zu werden“, erinnerte sich Inge Reinhard. „An jedem Morgen übte sie mit uns eine halbe Stunde lang Kopf rechnen“, so Reinhard.
Weiteste Anreise von Friedrichshafen
Die weiteste Anreise zum Klassentreffen hatte Udo Schlegel. Er lebt in Friedrichshafen.
Organisator Rainer Simon freute sich vor allem auch auf Harald Schenk. Seit dem fünften Lebensjahr (1955) sind die beiden beste Freunde. Harald Schenk wohnt heute in Bonn.
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In den letzten beiden Schuljahren übernahm Rektor Wever die Klasse. „Er war streng und schlug schon mal mit dem Rohrstock zu“, sagt Harald Schenk. Bis die Schüler seinen Stock mit einer Zwiebel einrieben, um ihn zum Zerbersten zu bringen. „Das klappte gut“, schmunzelte der heutige Diplom-Ingenieur: „Beim nächsten Schlagen zerbrach der Stock, sehr zu seinem Ärger.“
Eigentlich waren die Schüler keine Rabauken. „Wir waren immer still, wenn es hieß: ,Ruhe!’. Wenn jemand zur Tür eintrat, standen wir auf und begrüßten ihn höflich“, so Rainer Simon.
Nach dem Unterricht und den Hausaufgaben ging es raus zum Spielen. „Das Weitmarer Holz war unser Spielplatz“, erinnert sich Leszinski. Abenteuer warteten auf den Abraumhalden der Zeche Lucia (Am Buchenhain), etwa beim Aufspringen auf die Waggons der Zechenbahn. Die Mädchen trafen sich hingegen lieber zu Völkerball und Seilchen springen.
Mit 14 Jahren (1964) begann schon für die meisten das Berufsleben. Wessels-Wilke wurde Friseurin, später Friseurmeisterin mit eigenem Salon in Bochum. Leszinski ging in die Industrie: „In den Zechen gab es noch reichlich Arbeit.“ Schenk studierte und arbeitete als Ingenieur.
Nun freuen sich alle auf das nächste Treffen. „Hoffentlich bleiben alle gesund“, meint Rosemarie Wessels-Wilke.