Bochum. 60 Jahre nach der Einschulung trafen sich Lindener wieder. Eine ehemalige Mitschülerin kam extra aus Kanada. Sie hat bisher nur einmal ein solches Treffen verpasst.
60 Jahre nach dem Abschluss, etwa sieben Stunden Flug über den großen Teich und nun, im Dahlhausener Gasthof Heinrichsbauer, kommt es nun endlich zum großen Wiedersehen: Für das Klassentreffen mit ihren alten Schulkameraden aus der Hohenzoller Volksschule Linden ist Brigitte Vorkötter extra aus Kanada eingeflogen, genauer gesagt: aus Sharon, einem kleinen Örtchen nördlich von Toronto.
„Erst habe ich gedacht, ich lass es dieses Mal. Doch dann meinte mein Mann: Warum nicht?“, erzählt die aus Linden stammende Wahl-Kanadierin. Irgendwie wäre es auch ein Traditionsbruch gewesen – schließlich war Vorkötter, obgleich sie seit 45 Jahren auf der anderen Seite des Atlantiks lebt, bis auf eine Ausnahme bei jedem Klassentreffen dabei.
Organisieren tut diese Treffen seit Jahren Waltraud Hiegemann: „Ich schreib einfach einen Brief, kopiere den und schicke das dann alles los“, sagt sie trocken. Nur ein kleines bisschen Aufwand, doch der lohnt sich: „Es ist jedes Mal spannend und auch einfach eine tolle Gemeinschaft“, freut sich Hiegemann. Schließlich hat die ehemalige Klasse der evangelischen Volksschule, aus der 20 Leute zum Treffen erschienen sind, nicht nur gemeinsam die Schulbank gedrückt: „Auch die Konfirmation haben wir gemeinsam gehabt“, erinnert sich Hiegemann.
Monatslohn von 45 D-Mark
Das war damals, als die Straßenbahn noch einspurig über die Hattinger Straße rollte, die Kirchen noch vom Krieg beschädigt oder zerstört waren und sich gut und gern 40 junge Menschen in eine Volksschulklasse quetschen mussten. Da brauchte es natürlich begabte Pädagogen, einen hatte die Klasse in Bernd Scholta gefunden: „Zu ihm bestand eine besondere Verbindung“, sagt Hiegemann, ein wenig traurig, denn der beliebte Klassenlehrer ist vor einiger Zeit verstorben. Im Herzen tragen ihn seine Schüler aber immer noch: Zwar habe er, wie damals üblich, fast alle Fächer unterrichtet, aber: „Musik war sein Fach“, weiß Hiegemann. Und da erinnert sie sich an alte Klassentreffen, auf denen er seine Schüler mit seinen Klavierkünsten verzauberte, und dann haben alle gemeinsam gesungen, erzählen sich Hiegemann und Vorkötter, schwelgend in Erinnerungen.
Nach der achten Klasse ging es für die Absolventen in alle Himmelsrichtungen – dorthin wo es einen der begehrten Lehrstellen gab: „Man war ja froh, wenn man was hatte“, sagt Hiegemann. Sie fing eine Ausbildung beim Juwelier an, damals noch für einen Monatslohn von 45 D-Mark im ersten Ausbildungsjahr. Brigitte Vorkötter kam schließlich über ihren Mann nach Kanada. Worauf sie sich besonders freut, wenn sie wieder hier ist? „Auf die deutsche Küche“, sagt sie. Und darauf, mit ihrer Schwägerin durch Linden zu spazieren, zu schauen, wen man wiedertrifft und zu beobachten, was sich alles verändert hat.