Bochum. Die Pottfiction-Theatergruppe des Jungen Schauspielhauses richtete in der Unterkunft an der Humboldtstraße einen neuen Aufenthaltsraum ein.
Jugendliche im Einsatz für Flüchtlinge: Die Pottfiction-Gruppe des Jungen Schauspielhauses hat mit den Anwohnern einen Aufenthaltsraum im Flüchtlingswohnheim Humboldtstraße gestaltet. „Wir wollten aktiv werden, und aus der Praxis lernen“, so Pottfiction-Leiterin Inga Sponheuer. Zusammen mit den Bewohnern haben die Jugendlichen Wände und Heizkörper gestrichen, Fenster beklebt, Tische lackiert, Reparaturen vorgenommen und den Raum möbliert und gestaltet.
Kennengelernt hatten sich die Pottfiction-Teilnehmer und die Bewohner der Unterkunft im Herbst. Die Probenräume des Jungen Schauspielhauses, in denen sich die Gruppe trifft, befinden sich im Haus der Zukunftsakademie NRW, direkt neben der Unterkunft. „Aus der Nachbarschaft heraus ergab sich unmittelbarer Kontakt“, berichtet Sponheuer. Es wurde zusammen gekocht und gegessen, ein Musikworkshop fand unter der Leitung von Schauspielhaus-Musiker Manuel Loos statt; zudem besuchten Bewohner der Unterkunft gemeinsam Vorstellungen des Schauspielhauses.
Stichwort: Pottfiction
Pottfiction ist ein städteübergreifendes Jugendprojekt von sechs Theatern im Ruhrgebiet, das erstmals zur Ruhr.2010 stattfand und seit 2013 gemeinsam mit Urbane Künste Ruhr weitergeführt wird.
Das Kunst- und Theaterprojekt versteht sich als kreativen Freiraum, in dem Jugendliche gemeinsam mit Künstlern und Theatermachern Visionen für eine bessere Welt entwerfen und umsetzen.
Die Pottfiction-Gruppe hatte sich 2015 mit dem Thema „Flucht und Verfolgung“ auseinandergesetzt und seitdem den Fokus darauf gelegt, eine „inklusive“ Gruppe zu werden und Jugendliche mit und ohne Fluchthintergrund zusammenzubringen. Da kam der Nachbarschaftskontakt zum Wohnheim Humboldtstraße gerade recht. Hier sind aktuell 66 Menschen jeglichen Alters und aus allen möglichen Ländern untergebracht.
Der Anonymität entgegen wirken
Für den Gemeinschaftsraum wurde ein bislang ungenutztes Zimmer im Erdgeschoss ausgewählt. Hier legte das Pottfiction-Team los: „Ansatzpunkt war, der Anonymität im Wohnheim entgegenzuwirken und einen Ort zu schaffen, der von allen genutzt werden kann, in dem man sich gerne aufhält und sich begegnet“, sagt Sponheuer. Neben der äußerlichen Gestaltung des Raumes wurden Spielsachen angeschafft, Tische für Brettspiele gebaut, Regale und Geschirr besorgt. „Alles soll nun den Flüchtlingen zu Gute kommen und von ihnen genutzt werden“, sagt Inga Sponheuer. Das Pottfiction-Projekt werde sich nicht in die Nutzung des Raumes einmischen.
Neben viel Engagement war zur Umsetzung der Aktion natürlich auch Geld nötig: Für die Renovierung hatte die Gruppe rund 2500 Euro zur Verfügung: 500 Euro spendete der Freundeskreis des Schauspielhauses, 2000 Euro gab das Schauspielhaus selbst dazu.