Bochum. . Erfolgsautoren Lutz Hübner und Sarah Nemitz haben fürs Schauspielhaus eine neue Komödie geschrieben: „Wunschkinder“ bringt Anselm Weber auf die Bühne.
Zur Zeit der 68er-Bewegung war die Welt noch klarer aufgeteilt: Mit „langen Haaren gegen alte Zöpfe“ rebellierten die jungen Leute gegen ihre spießigen Eltern. Doch heute? „Da müssen die Jugendlichen mit Eltern klar kommen, die dieselbe Musik hören wie sie und die gleichen Klamotten tragen“, sagt der Autor Lutz Hübner.
Aus diesem neuen Konflikt der Generationen hat er gemeinsam mit seiner Ehefrau Sarah Nemitz eine Tragikomödie geschrieben, die Intendant Anselm Weber in den Kammerspielen zur Uraufführung bringt. Titel: „Wunschkinder.“
Hübner und Nemitz zeigen zwei Familien. Einmal ist dort der 19-jährige Marc, der vor kurzem Abitur gemacht hat und sich seither hauptsächlich mit Schlafen und Fernsehen beschäftigt. Sein Vater Gerd ist leitender Ingenieur, Geld spielt also keine Rolle, bloß Marcs Eltern nerven ihn, seinem Leben endlich einen Sinn zu geben.
Auf der anderen Seite steht Selma, ebenfalls 19 Jahre, die eine Ausbildung macht, im Callcenter jobbt und sich um ihre psychisch labile Mutter kümmert. Dann treffen Marc und Selma aufeinander – und Selma wird schwanger ...
Stück über den Egoismus der Eltern
„Natürlich ist dies ein Stück über die Kinder und ihr Streben nach Autonomie“, sagt Dramaturg Alexander Leiffheidt. „Aber fast noch wichtiger: Es ist ein Stück über den Egoismus der Eltern, die ihre Kinder nach ihrem eigenen Bild formen wollen.“ Das Motto gibt Autor Hübner vor: „Je heftiger ein Thema ist, desto leichter muss man es behandeln.“
Hübner und Nemitz brauchten dafür nicht aufwändig zu recherchieren: Ähnlich wie bei ihrem Erfolgsstück „Frau Müller muss weg“ (von Sönke Wortmann verfilmt), das bei einem Elternabend spielt, haben sich die beiden Autoren für „Wunschkinder“ von ihrem eigenen Umfeld inspirieren lassen. „Das war eine wunderbare Frei-Haus-Recherche“, so Hübner.
Langjährige Zusammenarbeit
Zwischen den Autoren und dem Bochumer Intendanten besteht eine langjährige Zusammenarbeit, die bis in die Zeiten am Essener Grillo-Theater zurückreicht. Als Auftragsarbeiten entstanden an der Königsallee bereits „Richtfest“ und der Liederabend „Bochum“.
Das Vertrauen untereinander sei entsprechend groß, berichtet Anselm Weber. „Bei uns gibt es das Prinzip des weißen Blattes“, sagt er. „Wir setzen uns zusammen und sammeln Ideen.“ Aus dem Plot, den der Intendant mit entwickele, würden die Autoren dann die Geschichten herauskitzeln. Das Besondere: Die Autoren wissen über die Besetzung ungewöhnlich früh Bescheid. „Wir schreiben den Schauspielern ihre Rollen praktisch auf den Leib“, sagt Hübner. „Das ist selten und ein Privileg.“
Rückkehr von Annelore Sarbach
Die Besetzung ist vielversprechend: Freuen darf man sich auf die Rückkehr von Annelore Sarbach, die in den 80er Jahren in den legendären Inszenierungen von Andrea Breth am Schauspielhaus mitwirkte und lange nicht mehr hier zu sehen war.
Auch mit dabei sind Sarah Grunert, Damir Avdic, Katharina Linder, Matthias Redlhammer – und Maja Beckmann, die in der kommenden Spielzeit an die Münchner Kammerspiele wechselt. Soviel sei verraten: Das Bühnenbild gleicht einem leeren Spiegelsaal.
Dauer: 1 Std. 50 Min. ohne Pause. Premiere am Sonntag, 29. Mai (ausverkauft). Wieder 5., 12., 27., 30. Juni. 0234/33 33 55 55