Bochum. Sommerfestival bringt im Westpark 100 Jugendliche aus dem Ruhrgebiet in kreativer Weise zusammen. Samstag öffentliche Abschlussvorstellung.

Die Sonne knallt, aber zum Glück gibt es ja Zelte auf der Nordwiese im Westpark. Auch die große Bühne und die schrottigen Reste der Industrie ringsum spenden ein bisschen Schatten. Nach Faulenzen ist hier aber niemandem zu Mute, höchstens nach einem Eis vom Eiswagen während eines Päuschens im arbeitsreichen Ferienalltag. Einem kreativen Päuschen, versteht sich. Denn hier sind wir zu Gast beim Pottfiction-Sommercamp, bei dem bis Ende der Woche 100 Jugendliche und junge Erwachsene aus sechs Städten des Ruhrgebiets in Bochum die Zukunft proben.

Künstlerische Auseinandersetzung

Eine von ihnen ist Bengisu Yüksel. Sie hat gerade Abi gemacht und entdeckt nun eine neue, andere Welt außerhalb des Schüler-Lebens. „Was wir hier im Camp alles lernen“, sagt Bengisu und ist ganz begeistert, „ist mit Schule überhaupt nicht zu vergleichen“. Die 17-Jährige gehört zur Bochumer Pottfiction-Gruppe, die zum Thema „Flüchtlinge“ gearbeitet hat. Nicht nur theoretisch, sondern im Diskurs und persönlichen Kontakt und nicht zuletzt auch in der künstlerischen Auseinandersetzung.

Andere Gruppe haben sich mit „Feminismus“ beschäftigt oder mit „Konsumverhalten“ – kontroverse gesellschaftliche Themen mit Zündstoff. Im Jugendcamp im Westpark prallen sie aufeinander. Ein „Clash“ mit Folgen: „Ich werde hier richtig herausgefordert!“, sagt Bengisu. Böse ist sie deswegen nicht, im Gegenteil.

Folgeprojekt aus der Kulturhauptstadt

„Pottfiction“, das sind sieben Tage voller Sommer, Sonne, Tanz, Theater, Kreativität und Konzert. Sieben Tage abtauchen in ungeahnte Möglichkeiten. „Den Jugendlichen werden Werkzeuge an die Hand gegeben, um die Welt zu gestalten. Durch Ausprobieren, Nachdenken und Entwickeln“, betont Inga Sponheuer, die Projektleiterin des städteübergreifenden Jugendprojekts, das ein Kind der Kulturhauptstadt ist und heute von Urbane Künste Ruhr geführt wird. Der Ruhr.2010-Nachfolger übernimmt die Gesamtkoordination und verwaltet den 150 000-Euro-Gesamtetat.

Sechs Theater arbeiten zusammen

Die Idee: Sechs freie und städtische Theater (Junges Schauspielhaus Bochum, KJT Dortmund, Consol Theater GE, Theater Hagen, Helios Hamm und Theater Kohlenpott Herne) machen gemeinsame Sache. An den Häusern entwickeln die sechs Jugendgruppen jeweils ein eigenes Projekt und kommen zu regelmäßigen Workshops zusammen. „Das Finale bildet das einwöchige Abschluss-Camp an der Jahrhunderthalle. Wir alle sind gespannt auf das große Abschlussspektakel am Samstag“, sagt Martina van Boxen vom Jungen Schauspielhaus, die künstlerische Leiterin.

Vision von einer besseren Welt

Los geht’s am 4.7. um 17 Uhr. Mit internationalen Künstlern verwandeln die 100 Camp-Teilnehmer das Gelände hinter der Jahrhunderthalle in die Vision ihrer besseren Welt von morgen – mit Tanz, Theater, Musik, Performances und ganz viel jugendlicher action. Eintritt frei!