Bochum. Höher, schneller, weiter: Beim WAZ-Aktionstag in Altenbochum legten WAZ-Leserinnen und -Leser das Deutsche Sportabzeichen ab.
„Stoßen, Ingrid! Nicht werfen!“ Nach zwei, nun ja, nicht ganz perfekten Versuchen spornen die grüngewandeten Prüferinnen des TV Frisch-Auf Altenbochum Ingrid Jungwirth ein letztes Mal an. Auch Gisela Hellwig drückt ihrer Freundin die Daumen. Mit Erfolg: Endlich wuchtet die 74-Jährige die 3-Kilo-Kugel mit gestrecktem Arm nach vorn statt sie wie einen Ball zu werfen. 4,70 Meter! Das reicht für Bronze. Stolz schreitet die WAZ-Leserin aus dem Ring. Ingrid Jungwirth darf sich als Siegerin fühlen – wie die meisten der 50 Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen, die beim WAZ-Aktionstag für das Deutsche Sportabzeichen sprinten, laufen, springen, stoßen und schleudern.
Verein nimmt die Prüfungen ab
Zum Abschluss der Frühlingsserie „Wie fit ist Bochum?“ bat die WAZ ihre Leserinnen und Leser in dieser Woche auf den Sportplatz „Auf der Heide“. Mit dem Stadtsportbund und Gastgeber TV Frisch-Auf (mit 2000 Mitgliedern einer der größten Bochumer Sportvereine) galt es, das Deutsche Sportabzeichen abzulegen. Zahlreiche Hobbysportler folgten dem Aufruf – sehr zur Freude des Vereinsvorsitzenden Manfred Nachtigall, der mit sechs Helfern die Aktiven betreute, zu einem Aufwärmtraining animierte („Das ist gerade für Anfänger enorm wichtig. Sonst drohen Verletzungen“) und mit seinem Team die Prüfungen abnahm. Der WAZ-Redakteur bekam einen Nebenjob. „Auf die Plätze, fertig, los!“: Er wurde als nicht lauf-, so doch lautstarker Starter bei den 100-Meter-Sprints eingesetzt.
Zwar richten sich die vorgegebenen Zeiten und Weiten nach Alter und Geschlecht. Zwar steht der Spaß an der Bewegung obenan. Die Sportabzeichen-Neulinge indes erkennen schnell: Das Zertifikat fällt niemandem in den Schoß. Einigermaßen fit, kräftig, beweglich und ausdauerstark müssen die Aspiranten schon sein. Das merkt die junge WAZ-Mitarbeiterin, der in der Altersklasse 20-24 Jahre auf den 100 Metern wenige Zehntel fehlen (Bericht unten). Das spüren auch manche der älteren WAZ-Leser, die in der Kategorie 70-74 Jahre (weiblich) 2,10 Meter weit springen, die 50 Meter in 13 Sekunden und die 3000 Meter in 27,40 Minuten absolvieren müssen, um zumindest das Bronze-Abzeichen anzupeilen.
5500 Abzeichen pro Jahr
Auch wenn es mitunter mehrerer Versuche bedarf: Die meisten Anwärter schaffen die geforderten Leistungen – „so wie die 5500 Bochumer, die bei den teilnehmenden Vereinen jährlich ihr Sportabzeichen ablegen, darunter 2500 Kinder und Jugendliche“, berichten Laura Hayen und Ulrich Reher, die den WAZ-Aktionstag für den Stadtsportbund begleiten, die Urkunden ausstellen und für die Sportabzeichen-Aktionswoche vom 24. Juni bis 1. Juli mit Terminen u.a. im Rewirpower-Stadion und im Wattenscheider Lohrheidestadion werben.
Ingrid Jungwirth kann ihre Auszeichnung noch nicht in Empfang nehmen. Zwar übertrifft sie beim Kugelstoßen die erforderlichen 4,25 Meter. Das soll für diesen Tag aber zunächst reichen: „Ich hab’ Arthrose. Da darf man sich nicht übernehmen.“ Die weiteren Übungen will sie in der nächsten Woche nachholen. Vielleicht reicht’s ja sogar für Silber. Dafür muss sie fünf Meter weit stoßen. „Nicht werfen!“
WAZ-Mitarbeiterin Marie Kinast auf Sportabzeichen-Kurs
„Dabei sein ist alles“, lautet meine Devise, als es in dieser Woche bei der WAZ-Leseraktion auf den Sportplatz geht. Aber mir wird schnell klar: Die Rechnung habe ich ohne die hochmotivierten Mitglieder des TV Frisch-Auf Altenbochum gemacht. Selbst aufkommender Regen kann keinem hier die Stimmung vermiesen. So viel Energie und gute Laune muss ja anstecken!
Schnell schraube ich meine Anforderungen herauf, will nicht nur Bronze, sondern vielleicht sogar das Silberne Sportabzeichen absolvieren. Aber das ist leichter gesagt als getan. Beim Seilchenspringen erreiche ich nach einigen Zwölfer- Durchläufen 14 von 15 nötigen Doppelsprüngen. Beim 100-Meter-Sprint ist die Luft drei Zehntel Sekunden vor der Bronze-Marke raus.
Ganz schön nervenaufreibend. Aber der Ehrgeiz ist geweckt.
Das Kugelstoßen überlasse ich nach einigen kläglichen Versuchen lieber den Profis und versuche mich am Medizinballweitwurf. Da klappt es eindeutig besser: 8,35 Meter! Dann geht es an den 3000-Meter-Lauf. Hier werde ich nicht nur vor Anstrengung rot, sondern auch, weil andere Teilnehmer mich gleich mehrmals überrunden. Am Ende sind wir aber alle im Ziel. Mit 18 Minuten für siebeneinhalb Runden um den Platz fühle ich mich als Anti- Läufer gar nicht mal so schlecht. Fest steht aber, dass ich alleine vielleicht gar nicht angekommen wäre. Die anspornende Begleitung auf dem Weg zum Ziel ist klasse. Solch ein Gemeinschaftsgefühl kennt man aus dem Fitnessstudio nicht.
Mein Fazit am Ende des Tages: Die Beine brennen, aber am nächsten Mittwoch bin ich wieder dabei – damit ich mich vielleicht doch noch Absolventin des Silbernen Sportabzeichens nennen kann.