Bochum. Beim Headis befördern die Spieler einen Plastikball mit dem Kopf voran über die Platte. Die Sportart gibt es seit fünf Jahren an der Ruhr-Uni.
Wenn Marco Ibscher und seine Sportsfreunde an der Tischtennis-Platte spielen, dann brauchen sie keine Schläger – den Ball befördern sie mit dem Kopf über das Netz. Was einmal als reiner Spaß begann, ist heute zur echten Trendsportart geworden: Headis. An der Ruhr-Universität Bochum (RUB) wird bereits seit fünf Jahren mit dem Kopf voran auf die Platte gesprungen. „Wer einmal damit angefangen hat, kann schwer wieder aufhören. Mich hat es nach zehn Minuten voll gepackt“, sagt Ibscher, der die Headis-Hochschulsport-Gruppe leitet.
Vor zehn Jahren hatte ein Student aus Saarbrücken die Sportart aus Mangel an Alternativen erfunden: der Fußballplatz war belegt, die Tischtennisplatte frei und damit Headis geboren. Die ungewöhnliche Tischtennis-Variante hat mittlerweile einen eigenen Verband und internationale Turniere. Die Regeln weichen nur in Nuancen vom Tischtennis ab, das wichtigste: Die Platte darf berührt werden und der Ball, der um einiges größer (50 cm Umfang) und weicher als beim Ping-Pong ist, darf auch gespielt werden, ohne vorher aufzuticken. Rundlauf und Doppel gibt’s übrigens auch.
Super lustig und fix zu lernen
„Es ist super lustig und fix zu lernen“, sagt Ibscher. Meist versuchen die Spieler, den Kopfball möglichst angeschnitten auf kurze Distanz zu platzieren. Geschmettert werden kann aber auch: Dafür springen die Spieler mit einem Hecht auf die Platte und nehmen den Ball volley. „Da können richtig spektakuläre Matches zustande kommen“, berichtet Ibscher. Headis ist ein unheimlich rasantes Spiel und mit viel Körpereinsatz verbunden.
Bei allem sportlichen Ehrgeiz steht aber nach wie vor der Spaß im Vordergrund, die Spieler feiern sich gegenseitig, anstatt bei knappen Entscheidungen zu monieren. Die meisten von ihnen haben entsprechende „Kampfnamen“, darunter „Karl-Heinz Rumgenicke“, „Headsinfarkt“ oder „David Beckhead“. „Die Gemeinschaft ist wichtig, nach den Turnieren gehen alle miteinander weg. Auch bei unserer Gruppe geht es locker zu“, berichtet Ibscher: „Trotzdem wollen wir natürlich bei den Turnieren vorne landen.“ Der 38-Jährige stand schon im WM-Achtelfinale. Bei der EM in zwei Wochen versuchen er und zwei Bochumer Mitstreiter wieder ihr Glück mit Köpfchen.
Ibscher ist fast von Beginn an bei der RUB-Gruppe dabei. Damals brauchte er als Informatik-Student den Ausgleich, heute ist er IT-Fachmann – doch Headis ist geblieben. „Eigentlich hatte ich die Gruppe nur gewählt, weil ich zu spät dran war und die anderen schon voll waren, jetzt will ich nicht mehr ohne“, sagt Ibscher. Mittlerweile ist der Headis-Kurs mit 15 Leuten voll. Eine Warteliste gibt’s im Internet: www2.uv.rub.de/hochschulsport